Investing.com - Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) hat heute wie erwartet ihren Leitzins erhöht und erklärt, dass die Zinsen angesichts der hartnäckigen Inflation noch länger auf einem erhöhten Niveau verbleiben werden. Die hohen Kreditkosten dürften sich allerdings auf das lokale Wirtschaftswachstum auswirken.
Die RBNZ hob ihren Schlüsselsatz, die so genannte OCR, um 25 Basispunkte auf 5,5 %, an. Dieser Schritt wurde auch in der jetzt vorgenommenen Höhe von den meisten Ökonomen erwartet. Damit klettert der neuseeländische Leitzins auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008. Bereits Mitte 2021 hatte die neuseeländische Zentralbank den Leitzins um insgesamt 525 Basispunkte angehoben.
Zwar stellte die Leitung der RBNZ fest, dass ihr Zinserhöhungszyklus den Ausgaben- und Inflationsdruck einschränkt, sie geht aber auch davon aus, dass die Zinssätze noch länger auf diesem hohen Niveau bleiben werden, um die Verbraucherpreisinflation in den Zielbereich von 1 % bis 3 % zu bringen.
Die jährliche Verbraucherpreisinflation lag im 1. Quartal 2023 bei 6,7 % und damit mehr als doppelt so hoch wie der angestrebte Zielbereich. Sie war jedoch auch niedriger als der Spitzenwert von über 7 %, der im Dezemberquartal erreicht wurde.
Für den neuseeländischen Dollar ging es nach der Entscheidung von heute um knapp 1 % nach unten, da aus dem Protokoll der RBNZ-Sitzung hervorging, dass die Zentralbank auch eine Pause bei künftigen Zinserhöhungen in Betracht gezogen hatte.
Die heutige Entscheidung ist eine Folge des hohen Inflationsdrucks im April, als die Zentralbank die Zinsen um mehr als die erwarteten 50 Basispunkte angehoben hatte. Im Anschluss zeigten sich die Notenbanker aber fachlich ausgerichtet und versprachen, sich stärker an den aktuellen Daten orientieren zu wollen.
Allerdings warnte die RBNZ auch davor, dass sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartalen abschwächen werde, da in zinssensiblen Sektoren bereits ein Rückgang der Nachfrage und der Ausgaben zu verzeichnen sei.
Es wird erwartet, dass die schwache internationale Konjunktur die neuseeländische Wirtschaft weiter bremst, insbesondere weil sich das Wachstum in den größten Handelspartnern des Landes ‒ Australien und China ‒ verlangsamt.
Dennoch bleiben einige Wirtschaftsbereiche widerstandsfähig, so die RBNZ. Der Tourismus hat sich nach der Aufhebung der Coronamaßnahmen im vergangenen Jahr fast vollständig erholt. Die Wiederaufbaubemühungen nach dem Zyklon Gabrielle, einem der schlimmsten Stürme, die das Land seit über 50 Jahren heimgesucht haben, sorgen ebenfalls für Wachstumsimpulse.
Die Lage auf dem neuseeländischen Arbeitsmarkt bleibt dagegen weiter angespannt, da die Nachfrage das Angebot bei Weitem übersteigt. Dieser Trend dürfte das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten stützen, sich aber auch wieder umkehren, wenn sich die monetären Bedingungen verschärfen, so die RBNZ.