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ROUNDUP: 'Zeugnis der Freundschaft' - Präsident Selenskyj in Großbritannien

Veröffentlicht am 08.02.2023, 14:09
Aktualisiert 08.02.2023, 14:15
© Reuters.

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LONDON (dpa-AFX) - Arm in Arm, wie vertraute Freunde, stehen sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der britische Premier Rishi Sunak auf dem Rollfeld gegenüber. Sunak fuhr am Mittwochmorgen den weiten Weg zum Flughafen Stansted im Norden Londons, um den Besuch persönlich zu empfangen. "Willkommen im Vereinigten Königreich, Präsident Selenskyj", schrieb er auf Twitter und teilte ein Foto der Szene.

Nach einer Reise in die USA mit Zwischenstopp in Polen ist der Überraschungsbesuch des ukrainischen Präsidenten in Großbritannien erst dessen zweite öffentlich bekannte Auslandsreise seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor knapp einem Jahr. "Ich bin heute in London, um dem britischen Volk persönlich für seine Unterstützung und Premierminister Rishi Sunak für seine Führungsrolle zu danken", schrieb Selenskyj auf Instagram. In der Downing Street, wo der Präsident von Mitarbeitern mit Applaus begrüßt wurde, pries er die Beziehung seines Landes zu Großbritannien und hob die "große Unterstützung seit den ersten Tagen der Invasion" hervor.

Später sollte Selenskyj - wie gewohnt im olivgrünen Pullover unterwegs - vor dem britischen Parlament sprechen, von König Charles III. im Buckingham-Palast empfangen werden und ukrainische Soldaten besuchen, die von der britischen Armee ausgebildet werden.

Sunak bezeichnete den Besuch als "Zeugnis für den Mut, die Entschlossenheit und den Kampfgeist seines Landes und Zeugnis der unerschütterlichen Freundschaft unserer beiden Länder". Großbritannien hatte sich seit Kriegsbeginn stets schnell und entschlossen hinter die Ukraine gestellt und steht nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft auf Platz zwei der wichtigsten Waffenlieferanten für die Ukraine nach den USA.

Nach seinem Stopp in London wird Selenskyj am Donnerstag in Brüssel erwartet. Am selben Tag treffen sich auch die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel zu einem Gipfel.

Die enge Beziehung Großbritanniens stammt aus den Zeiten von Sunaks Vorvorgänger Boris Johnson, der gleich mehrfach nach Kiew reiste und sich in der Ukraine zeitweise zu einer Art Kultfigur entwickelte. Kiew ernannte ihn zum Ehrenbürger, ein Café in der Hauptstadt benannte eine Süßspeise nach Johnson, ein Hotel in Lwiw verziert seine Räume mit verschiedenen Bildern des Ex-Premiers auf dem Fahrrad.

Auch Sunak, der seit Oktober an der Spitze der britischen Regierung steht, ist bereits nach Kiew gereist, hat der Ukraine Kampfpanzer zugesagt und kontinuierliche militärische Unterstützung versprochen.

Für den Briten kommt der hohe Besuch in London zu einem glücklichen Zeitpunkt: Zuletzt bestimmten Skandale in seinem eigenen Kabinett die Schlagzeilen, neben Selenskyj hingegen kann sich Sunak als Staatsmann präsentieren. Auch Johnson half die entschlossene Unterstützung der Ukraine immer wieder durch politisch heikle Phasen.

Der britische Politikwissenschaftlers Anand Menon vom King's College in London rechnet jedoch nicht damit, dass Sunak lange davon zehren kann - zumal sein innerparteilicher Rivale und Vorvorgänger Boris Johnson sich bereits für die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine ausgesprochen habe. Sunak selbst hielt sich in dieser Frage noch zurück.

London kündigte im Zuge des Besuchs zunächst an, sein Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten zu erweitern. Sunak zufolge werden künftig auch Kampfpiloten und Marinesoldaten ausgebildet. Damit sollen ukrainischen Piloten auch dazu befähigt werden, in Zukunft Nato-Kampfjets zu fliegen - was die aktuelle Debatte über Kampfjet-Lieferung aus westlichen Ländern an die Ukraine weiter befeuern dürfte.

Frankreich hatte sich dafür bislang offener gezeigt als Deutschland und andere Länder. Ein britisches Vorpreschen könnte - wie bereits bei vorherigen Waffenlieferungen - den Druck auf die anderen Verbündeten erhöhen und das Ansehen Sunaks in der Ukraine weiter steigern. Immerhin: Das Kiewer Café Zavertailo verkauft mittlerweile bereits für umgerechnet 3,37 Euro ein Croissant namens "Rischi Sunakowytsch". Der "Boris Johnsonjuk" war im vergangenen Jahr für umgerechnet etwa drei Euro zu haben.

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