GAZA (dpa-AFX) - Heftige Regenfälle im Gazastreifen haben Sorgen vor einer weiteren Verschärfung der humanitären Lage in den Wintermonaten geschürt. "Unsere Unterkunft ist nicht geeignet, um darin im Winter zu leben", sagte die Palästinenserin Hiba Saied, die mit ihrer Familie in ein Flüchtlingslager des UN-Palästinenserhilfswerks im Süden geflohen war. Mit ihrer 30-köpfigen Familie, darunter Söhne, Töchter, Enkelkinder, lebe sie in einem notdürftig errichteten Zelt auf engstem Raum. "Unsere gesamte Kleidung wurde vom Regenwasser durchdrängt", sagte al-Saied und rief die internationale Gemeinschaft zu Hilfe auf. "Niemand kann eine solche katastrophale Situation ertragen."
Am Dienstag war es zu den ersten größeren Regenfällen seit Beginn des Krieges am 7. Oktober im Gazastreifen gekommen. Auf Videos in sozialen Netzwerken waren überschwemmte Straßen zu sehen und Menschen, die versuchten, zusammengebrochene Zelte wieder aufzubauen. In den Wintermonaten wird mit einer deutlichen Zunahme des Niederschlags gerechnet, der in Gaza bereits vor dem Krieg häufig zu Überschwemmungen führte.
"Der Winter bedeutet, dass wir sehr leiden werden, da wir auch keine Decken haben", sagt die Palästinenserin Dschenin Amed, die vor einem Monat mit ihrer Familie aus der Stadt Gaza in den Süden geflohen war. Ihr Mann sei während des Regens komplett nass geworden, habe aber nichts gehabt, was er anstelle tragen hätte können. "Wir haben unser Haus in Gaza ohne Geld, Kleidung oder Essen verlassen."
Knapp 1,6 Millionen der rund 2,2 Millionen Einwohner des Küstengebiets sind nach UN-Angaben infolge der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der Terrororganisation Hamas auf der Flucht.