von Peter Nurse
Investing.com - Die USA befinden sich in einer Rezession, die Weltbank prognostiziert für 2020 einen schweren Rückgang der globalen Wirtschaftsleistung um 5,2% und dennoch befindet sich der Nasdaq auf einem Allzeithoch. Rohöl dürfte einige seiner jüngsten Gewinne abgeben, während der Vroom in dieser vollen Woche bei seinem Börsengang auf starkes Interesse stoßen dürfte. Folgendes sollten Sie am Dienstag, dem 9. Juni, über das Geschehen an den Finanzmärkten wissen.
1. Jetzt ist es amtlich: USA in Rezession gerutscht
Der wirtschaftliche Abschwung in den USA durch die zur Bekämpfung des Covid-19-Virus ergriffenen Maßnahmen zur sozialen Distanzierung wurde jetzt offiziell zur Rezession erklärt, die im Februar begann und die längste Periode wirtschaftlicher Expansion in der Geschichte der USA beendete.
Das nationale Wirtschaftsforschungsinstitut der USA, das als Schiedsrichter für die Bestimmung der US-Konjunkturzyklen fungiert, sagte am späten Montag: „Das beispiellose Ausmaß des Rückgangs von Beschäftigung und Produktion und seine breite Reichweite über die gesamte Wirtschaft hinweg rechtfertigen die Bewertung dieser Episode als Rezession, selbst wenn sie sich als kürzer als frühere Kontraktionen herausstellen sollte.“
Diese Einschätzung ist keine Überraschung, schließlich ist das US-Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Monaten des Jahres im Jahresvergleich um 4,8% gefallen und das nächste Quartal wird voraussichtlich noch viel schlechter ausfallen. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote von einem Rekordtief von 3,5% im Februar auf 14,7% im April und 13,3% im letzten Monat.
Das rückt das zweitägige Treffen der Federal Reserve ins Rampenlicht, das am Mittwoch zu Ende geht, von dem es Anzeichen auf weitere Konjunkturhilfen geben könnte.
2. Weltbank erwartet BIP-Rückgang von 5,2%
Der Covid-19-Ausbruch mag seinen Höhepunkt überschritten haben. In New York City, das als Epizentrum der Epidemie in den USA gilt, begann am Montag die langsame Rückkehr ins Geschäftsleben.
Es ist jedoch wichtig, den angerichteten Schaden nicht zu vergessen. Bis heute haben sich über sieben Millionen Menschen infiziert und mehr als 400.000 Menschen sind an der Krankheit gestorben.
Und dann gibt es noch die wirtschaftlichen Auswirkungen.
Die Weltwirtschaftsleistung wird aufgrund des Coronavirus im Jahr 2020 voraussichtlich um 5,2% schrumpfen, teilte die Weltbank am Montag in ihrem jüngsten Bericht zu den globalen Konjunkturaussichten mit.
Die Wirtschaftsleistung der Industrieländer wird in 2020 voraussichtlich um 7,0% schrumpfen, stand im Report, während die der Schwellenländer um 2,5% fallen wird, das erste Mal, seit aggregierte Daten in 1960 verfügbar wurden.
Diese Prognosen sind damit pessimistischer als die Schätzungen des Internationalen Währungsfonds vom April, die für 2020 noch einen Rückgang um 3,0% weltweit vorhergesagt hatten.
3. Aktienmärkte korrigieren auf hohem Niveau
Die US-Aktienmärkte werden voraussichtlich tiefer in den Handel starten, als die Anleger sich anschicken, Gewinne mitnehmen, nachdem der Kursanstieg vom Montag einen Bullenmarkt im Technologieindex Nasdaq Composite bestätigt hatte.
Um 12:30 MEZ stand der Dow Futures um 316 Punkte oder 1,2% tiefer, der S&P 500 Futures sank um 1%, während es mit dem Nasdaq 100 Futures um 0,6% nach unten ging.
Der Nasdaq ist seit seinem Tief vom 23. März um über 40% gestiegen, hat ein neues Hoch erreicht und einen Bullenmarkt bestätigt, als dessen Beginn das Indextief angesehen wird. Das Allzeithoch kommt nur 16 Wochen, nachdem der Coronvirusausbruch die USA in eine Rezession fallen ließ.
Der S&P 500 endete ebenfalls im positiven Bereich des Jahres, bleibt jedoch etwa 4,5% unter seinem Rekordhoch, während der Dow etwa 6,7% darunter liegt.
Zu den Aktien, die am Dienstag im Fokus stehen, gehört der Spirituosenhersteller Brown Forman (NYSE:BFb), der voraussichtlich im vierten Quartal einen Gewinn von 28 Cent pro Aktie auf einen Umsatz von 695 Millionen US-Dollar ausweisen wird. Das Unternehmen stellt Spirituosenmarken wie Jack Daniel's und Finlandia her. Der Online-Anbieter von Tiernahrung und -pflegeprodukten Chewy (NYSE:CHWY) soll den Erwartungen nach einen Gewinn von 18 Cent pro Anteilsschein auf einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar berichten.
4. Ölpreise mit Pullback: Weitere Verluste voraus?
Rohöl wurde am Dienstag verkauft, was einen Rückzug der Preise von den Dreimonatshochs auslöste, die erreicht wurden, nachdem eine Gruppe großer Förderländer vereinbart hatte, ein Abkommen zu Produktionssenkungen in Rekordhöhe bis Ende Juli zu verlängern.
Weitere Verluste dürften laut Goldman Sachs (NYSE:GS) in Zukunft wahrscheinlich sein.
"Diese Erholung wurde durch makroökonomisches Risikobereitschaft und eine politisch herbeigeführte Importorgie in China ausgelöst, während die Fundamentaldaten aber bärisch werden", schrieb Goldman.
Angesichts von Nachfrageerwartungen, die einer graduelleren und immer noch unsicheren Erholung davongelaufen sind, steht der Ölmarkt vor der großen Herausforderung, eine Milliarde Barrel überschüssiger Lagerbestände zu normalisieren, schrieben Analysten der Bank.
Die Investmentbank erwartet, dass die Brent-Preise kurzfristig 35 USD pro Barrel erreichen werden.
Gegen 14:20 MEZ wurde der Terminkontrakt auf die US-Leitsorte WTI um 2,3% tiefer zu 37,30 USD das Fass gehandelt, während der internationale Benchmark Brent sich um 1,8% auf 40,06 USD das Fass verbilligte.
5. Vroom-Aktien starten nach IPO in den Börsenalltag
Der Online-Gebrauchtwagenhändler Vroom (NASDAQ: VRM) dürfte am Dienstag zum ersten Mal an der Börse gehandelt werden, nachdem er bei seiner Erstemission am Montagabend mit 22 USD pro Aktie über seiner vorherigen Kursspanne von 18 bis 20 USD bewertet wurde.
Das Unternehmen gibt rund 12,25 Millionen Aktien bei einer Marktkapitalisierung von rund 2,48 Milliarden US-Dollar aus.
Vroom war seit seiner Gründung in 2012 nicht profitabel gewesen, möchte jedoch von der durch die Pandemie beschleunigten Umstellung auf Online-Shopping profitieren. Allerdings hat die Autoindustrie insgesamt gelitten und Vroom musste bereits die Preise senken und seine Gewinnmargen sind geschrumpft.
Die Anleger werden diesen Deal genau beobachten, angesichts von acht erwarteten Börsengängen in dieser Woche, die rund 2 Milliarden US-Dollar einbringen sollen.