FRANKFURT (dpa-AFX) - Auch in der neuen Woche richten sich die Blicke der Anleger auf die Dauerbrenner Handelskonflikt, Italien, Brexit und Rezessionsängste. Nachdem die Aussichten auf eine neue italienische Regierung und ermutigende Signale aus China und den USA in der abgelaufenen Woche für eine Erholung am deutschen Aktienmarkt gesorgt hatten, glauben nicht wenige Experten an eine kurzfristige Fortsetzung. Dabei müssen die hiesigen Börsen zum Wochenstart allerdings auf Schützenhilfe aus den USA verzichten, denn an der Wall Street wird wegen eines Feiertages am Montag nicht gehandelt.
"An den Finanzmärkten herrscht Kauflaune und zwar unabhängig vom Risikostatus", stellte Helaba-Analyst Christian Apelt fest. Allerdings sei die im September erwartete geldpolitische Lockerung durch Notenbanken bereits angemessen berücksichtigt, erklärte der Experte. Der Chefanlagestratege der Commerzbank (DE:CBKG) Chris-Oliver Schickentanz warnt zudem, dass die Börsen im Bann der politischen Entwicklungen blieben. Sollten die erhofften Fortschritte im Zollkonflikt der USA und China ausbleiben, nehme das Enttäuschungsrisiko zu. Aus den jüngsten Konjunkturdaten allein lasse sich kein Optimismus für die Märkte begründen. Allerdings spricht das derzeitige Bewusstsein der Investoren für weitere Dämpfer nach Ansicht der Strategen von Barclays (LON:BARC) gegen einen kurzfristigen Ausverkauf: "Die Anleger scheinen sich für das Schlimmste zu positionieren." Die Experten konstatieren eine starke Gewichtung defensiver Branchen im laufenden Monat. So seien Versorger und die Gesundheitsbranche gefragt, während die Anleger um klassische Zykliker wie Autosektor und Industrie einen Bogen machten. Sollten sich die konjunkturellen Aussichten verbessern und die weltweiten politischen Spannungen sich beruhigen, halten sie eine Erholungsrally für möglich - gerade weil niemand darauf vorbereitet sei. Uwe Streich, Investmentanalyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), sieht die Aktienmärkte derzeit gefangen zwischen Rezessionsangst und einem Mangel an Alternativen. Im Kontext der momentanen Konjunktur- und Gewinnschwäche seien die Börsen recht ambitioniert bewertet. "Aufgrund eines immer größeren Anlagenotstands dürften allerdings Kapitalsammelstellen wie beispielsweise Versicherer dazu gezwungen sein, ihre Ressentiments gegenüber Aktien mehr und mehr über Bord zu werfen und ihre Aktienquote trotz einer möglicherweise bevorstehenden Rezession mit der gebotenen Vorsicht sukzessive zu erhöhen", so Streich. Aus Konjunktursicht sind in der neuen Woche die chinesischen und die US-amerikanischen Einkaufsmanagerindizes, der US-Arbeitsmarkt sowie die Verfassung der deutschen Industrie zentrale Ankerpunkte. Der chinesische Caixin-Einkaufsmanagerindex zum Verarbeitenden Gewerbe steht am Montag, jener für das Dienstleistungsgewerbe am Mittwoch auf der Agenda. Die entsprechenden US-Stimmungsindikatoren sind für Dienst und Donnerstag terminiert. Highlight ist der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Aus deutscher Sicht stehen in der neuen Woche vor allem Zahlen zur Verfassung der heimischen Industrie im Vordergrund: Am Donnerstag werden die Auftragseingänge und am Freitag die Produktionszahlen der Industrie für Juli veröffentlicht.