Sei dabei: Jeden Monat kopieren +750.000 Anleger die besten Aktienpicks der Profis!Gratis anmelden

Zentralbank begeht großen Fehler – Inflation ist nicht zu stoppen

Veröffentlicht am 06.10.2023, 15:24
© Investing.com

Investing.com – Mittlerweile ist es 15 Jahre her, dass die großen Zentralbanken zur Bewältigung der Finanzkrise ein neues Instrument erfanden – die Quantitative Lockerung (QE). Diese einfache Methode Geld zu drucken, war der scheinbar einzige Ausweg aus einem Desaster, in das uns die Zentralbanken hineinmanövriert hatten.

Zu diesem Zeitpunkt verfügten die G10-Zentralbanken in ihren Bilanzen über Staatsanleihen im Wert von 5 Billionen Dollar. Die QE-Gelddruckmaschinen liefen Tag und Nacht, sodass bis Ende 2021 fast 25 Billionen Dollar aus dem Nichts erschaffen wurden und die Bilanzen auf 30 Billionen Dollar anwuchsen.

Erinnern Sie sich noch an die wochenlange Berichterstattung rund um das 278 Milliarden Euro Rettungspaket für Griechenland? Was war das bei den Verhandlungen für ein Tauziehen, immerhin sind 278 Milliarden eine Menge Geld.

Doch davon, dass das westliche Finanzsystem mit 25.000 Milliarden Dollar vor dem Kollaps gerettet werden musste, hat man nicht so viel mitbekommen.

Wer Aktien besaß war immerhin ein Nutznießer, auch wenn man nicht wusste warum die Märkte steigen. Die meisten Privatanleger haben bis heute nicht verstanden, dass die Kursgewinne nicht auf echten Unternehmensgewinnen beruhen. Sie sind lediglich das Resultat, dass das überschüssige Geld irgendwohin musste.

Auszusetzen hatte daran keiner etwas, denn negative Folgen waren nicht zu erkennen.

Selbst Experten begingen den Fehler zu glauben, dass dies keine Preissteigerungen mit sich bringt, denn der Verbraucherpreisindex blieb hartnäckig unter dem Ziel von zwei Prozent. Im Juli 2020 kamen die Fachleute auf CNBC zu dem Fazit, dass das Gelddrucken der Zentralbank keine Auswirkungen habe, wie Michael Maharrey in seinem jüngsten Artikel schrieb.

In diesem CNBC-Beitrag kam ein Ökonom zu Wort, welcher diese weitverbreitete Ansicht belegte und für die Zukunft Entwarnung gab. Er sagte:

"Die Möglichkeit, dass es einen Ausbruch der Inflation geben wird, also im Bereich von 4 oder 5 Prozent, ist schlichtweg unrealistisch."

Mit dieser Aussage lag der Experte offensichtlich meilenweit daneben, denn der Anstieg der US-Verbraucherpreise erreichte sein vorläufiges Hoch nur zwei Jahre später bei 9,1 Prozent.

Maharrey verweist darauf, dass das Problem mit der Inflation viel tiefgreifender ist als allgemein angenommen. Denn die Definition dessen, was wir heute unter Inflation verstehen, hat sich geändert.

Damals bedeutete Inflation, dass die Geldmenge zunimmt und erst in der Folge steigen die Verbraucherpreise. Der Ökonom Ludwig von Mises erklärte das wie folgt:

"Die Menschen verwenden heute den Begriff 'Inflation', als Bezeichnung für das Phänomen, das eine unvermeidliche Folge der Inflation ist, nämlich die Tendenz aller Preise und Löhne zu steigen. Das Ergebnis dieser bedauerlichen Verwirrung ist, dass es keinen Begriff mehr gibt, der die Ursache dieses Anstiegs der Preise und Löhne bezeichnet. Es gibt kein Wort mehr für das Phänomen, das man bisher als Inflation kannte. . . Da man nicht über etwas sprechen kann, das keinen Namen hat, kann man es auch nicht bekämpfen. Diejenigen, die vorgeben, die Inflation zu bekämpfen, bekämpfen in Wirklichkeit nur das, was die unvermeidliche Folge der Inflation ist: steigende Preise. Ihre Bestrebungen sind zum Scheitern verurteilt, weil sie das Übel nicht an der Wurzel packen. Sie versuchen, die Preise niedrig zu halten, während sie sich einer Politik der Geldmengenausweitung verschrieben haben, die die Preise zwangsläufig in die Höhe treiben muss. Solange diese terminologische Verwirrung nicht vollständig beseitigt ist, kann von einem Stoppen der Inflation keine Rede sein."

In dem CNBC-Beitrag wird behauptet, dass das Drucken von Geld die Verbraucherpreise nicht beeinflusst, was so nicht richtig ist, wie Maharrey erklärt.

Die Geldmengeninflation und die Verbraucherpreisinflation sind nach 2008 nur deshalb nicht Hand in Hand gegangen, weil die Gelder in der Realwirtschaft nicht ankamen. Sie wurden vom Finanzmarkt absorbiert, weshalb die Aktienkurse durch die Decke gingen.

Das änderte sich aber schlagartig mit den Coronahilfen, denn über unzählige Wege fand das Geld seinen Weg in die Wirtschaft und es kam zur gefürchteten Preisinflation. Doch während sich die Zentralbanken nun angeblich darum kümmern, die Inflation zu senken, haben sie nur die Preise im Blick. Doch die Ursache, der Anstieg der Geldmenge, bleibt davon unberührt.

Der Fed-Vorsitzende Ben Bernanke versicherte 2008, dass die Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität rückgängig gemacht werden, sobald die Krise vorüber ist. Bis heute hat die Fed diese Anleihen weiterhin in ihrer Bilanz.

Ähnlich sieht es bei der EZB aus, die zur Stimulierung der Inflation und der Wirtschaft seit 2015 Anleihen kaufte. Würde sie es mit der Bekämpfung der Inflation ernst meinen, müsste sie diese Staatsanleihen verkaufen und so das zusätzlich gedruckte Geld vom Markt nehmen.

Das kann sie aber nicht, weil das Eurosystem dann pleite wäre. In der EZB-Bilanz werden die Anleihen mit dem Nennwert des Kaufs geführt. Der Marktwert liegt aktuell weit darunter und bei einem Verkauf wäre die Zentralbank und mit ihr der Euro bankrott.

Interessant ist, dass die ganze Welt heute den Experten Glauben schenkt, wenn diese sagen, dass es der Wirtschaft gut geht und keine Rezession droht. Doch dabei sind es die gleichen Fachleute, die noch 2020 sagten, dass das Drucken von Geld keinen Einfluss auf die Preise hat, so das Resümee von Maharrey.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.