In Deutschland sind bis zur Jahresmitte deutlich weniger Arbeitstage wegen Streiks ausgefallen als im vorigen Jahr. Nach einem "ungewöhnlich intensiven Streikjahr 2015" mit insgesamt rund zwei Millionen Streiktagen werde dieses Jahr "vermutlich allenfalls ein Viertel" dieses Wertes erreicht, teilte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag mit. Unverändert hoch sei allerdings die Zahl der Arbeitnehmer, die sich zur Durchsetzung ihrer Interessen an Streiks und Warnstreiks beteiligen.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres habe es rund 405.000 streikbedingte Ausfalltage gegeben, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Böckler-Stiftung errechnete. Im Unterschied zu 2015 habe es bisher keine großen, über Wochen andauernden Arbeitsniederlegungen gegeben. In der Metall- und Elektroindustrie und im Öffentlichen Dienst seien verhältnismäßig schnell Tarifabschlüsse erzielt worden.
Etwa eine Million Menschen legten laut WSI in diesem Jahr bislang die Arbeit nieder - in etwa so viele wie im gesamten Vorjahr. Rund 800.000 Menschen beteiligten sich an Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie, bis zu 200.000 weitere legten im Öffentlichen Dienst die Arbeit nieder, darunter auch das Bodenpersonal der großen deutschen Flughäfen. Für die zweite Jahreshälfte erwartet das WSI keine größeren Streiks - es sei denn, bei den derzeit laufenden Tarifverhandlungen in der Chemie-Industrie komme es zu unerwarteten Konflikten.