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Börse Frankfurt-News: Weidmann-Gerücht lockt Händler aus der Schonung (Sentiment)

Veröffentlicht am 23.01.2013, 18:16
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. Januar 2013. Wie ein Pendel ist die Marktstimmung wieder nach oben geschnellt, hohe Barbestände und verpasste Gelegenheiten machen Anleger empfindlich gegenüber Kursbewegungen - was kein schlechtes Zeichen sein muss.

Dass Gerüchte die Börse bewegen, ist nicht neu. Gestern aber durfte man sich schon etwas wundern, wie heftig plötzlich der DAX mit Verlusten reagierte, als über einen Online-Dienst der Rücktritt des Bundesbankchefs Jens Weidmann kolportiert wurde. Das Ganze erwies sich jedoch letztlich als Ente. Und die Marktteilnehmer schienen das auch schnell zu verstehen. Interessant war aber, dass dieses Gerücht den deutschen Leitindex überhaupt bis auf sein Jahrestief drücken konnte. Einen DAX-Zähler vor diesem Referenzpunkt schien jedoch wieder Ruhe und Nüchternheit einzukehren. Warum sollen ausgerechnet Aktien fallen, wenn der einzige Gegner expansiver Geldpolitik des EZB-Rates zurücktreten sollte? Und warum sollte daraufhin nur der Aktienmarkt fallen, der Goldpreis aber nicht steigen? Auch wenn es umgekehrt mehr Sinn ergeben würde: An der Börse folgt das Fragenstellen oft der Transaktion.

Wie auch immer, der jüngste Rückschlag im DAX kam vielen Marktteilnehmern wie gerufen. Sicher hätte er für den einen oder anderen gerne größer ausfallen können, aber es gab anscheinend bereits genügend Nachfrager, denen ein anderthalbprozentiger Rücksetzer zum Einstieg reichte. Der Optimismus, gemessen an unserem Bull/Bear-Index, ist jedenfalls sofort wieder angesprungen. Natürlich könnte es auch sein, dass die Käufe bereits früher getätigt wurden. Die Aufwärtsbewegung am Donnerstag der vergangenen Woche könnte einige der befragten Investoren nervös gemacht haben. Erst recht, wenn sie zwischenzeitlich neue Kapitalzuflüsse verzeichneten oder immer noch auf zu hohen Kassebeständen sitzen. Wahrscheinlicher aber ist, dass der jüngste Optimismus durch einen Mix aus Engagements beider Tage entstanden ist.

Händler reagieren sensibel

Trotz eines deutlichen Anstiegs im Bullenlager mit plus 8 Prozent hat es der Bull/Bear-Index nicht bis auf seinen Jahreseröffnungswert zurückgeschafft. Und selbst wenn der Unterschied von Bullen zu Bären mit 48 zu 28 Prozent auf den ersten Blick ziemlich eindeutig ausfällt, heißt das noch lange nicht, dass die Nachfrage nach deutschen Aktien nun gesättigt ist. Ganz im Gegenteil, die jüngsten Reaktionen beweisen, dass Anleger derzeit in jedweder Hinsicht sensibel reagieren. Das liegt vermutlich nicht nur an den relativ kleinen Kursveränderungen, sondern ist eventuell auch eine Indikation, dass den bislang zurückhaltenden Akteuren die Zeit davonzulaufen droht. Die jüngste Verschiebung ist ohnehin mit großer Wahrscheinlichkeit von Händlern ausgegangen, die in den vergangenen Wochen immer wieder durch Trading-Aktivitäten und schnelle Positionswechsel auffielen. Somit dürfte die Tendenz, Bestände an DAX-Aktien auf- oder auszubauen, weiter vorherrschen.

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© 23. Januar 2013/Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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