FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 4. Juli 2013. Seit der Finanzkrise lassen viele Anleger von Bankaktien lieber die Finger. Einige Titel haben sich seit dem vergangenen Sommer aber rasant entwickelt.
Strengere Eigenkapitalregeln, Bonusbegrenzungen, Rechtsstreitigkeiten und die drohende Finanztransaktionssteuer - Banken haben derzeit viele Kämpfe zu bestreiten. In dieser Woche kamen weitere belastende Nachrichten dazu und schickten die Kurse erneut in den Keller: Zum einen senkte die Rating-Agentur Standard & Poor`s die langfristige Bewertung für Deutsche Bank, Barclays und Credit Suisse. Daneben gab die US-Notenbank bekannt, die Eigenkapitalregeln für US-Institute deutlich verschärfen zu wollen und dabei über den internationalen Standard hinauszugehen. Nicht zuletzt drückt die Regierungskrise in Portugal auf die Kurse, Sorgen um ein Wiederaufflammen der Eurokrise schwappten hoch.
Der Stoxx Europe 600 Banks, der in der zweiten Jahreshälfte 2012 deutlich zugelegt hatte, verzeichnet für 2013 mittlerweile wieder kräftige Verluste, trotz diverser Erholungsversuche. Vom Niveau vor der Finanzkrise ist der Index, der die Entwicklung großer europäischer Banken abbildet, ohnehin noch meilenweit entfernt: Nach über 500 Punkten 2007 notiert das Branchenbarometer aktuell bei 161 Punkten. Dabei lasten auch die deutschen Banken auf der Entwicklung. 'Erstaunlicherweise haben sich die französischen Banken viel stärker erholt als die deutschen, obwohl die Wirtschaft hier viel besser läuft', bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank. Die Entwicklung der US-Banken sei noch besser.
Ende des Anstiegs?
Auch die Aktie der Schweizer UBS (WKN UB0BL6) wird im Vergleich zu Vorkrisenzeiten nur noch zu einem Drittel ihres Wertes gehandelt. Wer im vergangenen Sommer eingestiegen ist, kann jedoch satte Gewinne einstreichen: Damals wurde die Aktie an der Börse Frankfurt zu 8 Euro gehandelt, aktuell sind es 13 Euro. Michael Arras von Close Brothers Seydler weist allerdings darauf hin, dass das Kartellverfahren der EU-Kommission wegen verbotener Absprachen für die UBS und andere Großbanken hohe Geldbußen zur Folge haben könnte.
Die meisten Analysten sehen die UBS-Aktie dennoch als 'Kauf': Etwa geht die Privatbank Berenberg zwar davon aus, dass die Erträge der großen Investmentbanken im zweiten Quartal nicht gewachsen sind. Am stärksten sorgt sich Bankenexperte James Chappell aber um die Deutsche Bank, Credit Suisse und Crédit Agricole, während die UBS und HSBC favorisiert werden.
Franzosen schneiden besser ab
Auch Arras findet die Aussichten für die Crédit Agricole (WKN 982285) 'nicht so rosig': 'Als größte französische Investmentbank leidet sie unter stark rückläufigen Erträgen in diesem Bereich.' Die Aktie ist in der Finanzkrise besonders stark unter die Räder gekommen, der Kurs betrug im Tief nur noch ein Zehntel des Vorkrisenwertes. Seitdem hat der Titel aber stark zugelegt: Aktuell wird Crédit Agricole an der Börse Frankfurt zu 6,53 Euro gehandelt nach weniger als 3 Euro im vergangenen Sommer.
Damit toppt die Bank die einheimische Konkurrenz: Sowohl die Aktien der BNP Paribas (WKN 887771) als auch die der Société Générale (WKN 873403) haben - trotz der jüngsten Schwäche - auf Sicht von einem Jahr um gut ein Drittel gewonnen. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hatte sich vor zwei Wochen übrigens kritisch zu französischen Banken geäußert, insbesondere wegen der Schwäche der französischen Wirtschaft. Die Großbanken BNP Paribas, Sociéte Generale und Crédit Agricole wurden allerdings ausgenommen.
US-Banken: Glückliche Aktionäre
Viel besser entwickelt als die meisten Aktien europäischer Institute haben sich unterdessen solche von US-Banken, etwa der Citigroup, Goldman Sachs (WKN 920332), JPMorgan Chase (WKN 850628) oder der Bank of America (WKN 858388). Zumindest charttechnisch sehr gut sieht es Arras zufolge für die Citigroup (WKN A1H92V) aus, die Aktie bewege sich seit Mitte Februar in einem Aufwärtstrend. Zwar kostet auch die Citigroup mit aktuell 36,62 Euro an der Börse Frankfurt nur noch ein Zehntel ihres Vorkrisenwertes; vergangenen Sommer ging der Titel allerdings nur zu 21 Euro über den Tisch - ein Plus von 74 Prozent in sechs Monaten.
Dass die Bank ihren jahrelangen Rechtsstreit mit Fannie Mae diese Woche beenden konnte, wurde positiv aufgenommen: 'Die Citigroup muss dem US-Hausfinanzierer wegen problematischer Hypotheken fast 1 Milliarde US-Dollar zahlen', berichtet Arras. Offenbar kann das Geld aber aus Reserven aufgebracht werden. Als erste US-Bank habe die Citigroup zudem zuletzt eine Filiale im Irak eröffnet. 'Es wird auf einen wachsenden Wohlstand gesetzt.'
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© 4. Juli 2013/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Strengere Eigenkapitalregeln, Bonusbegrenzungen, Rechtsstreitigkeiten und die drohende Finanztransaktionssteuer - Banken haben derzeit viele Kämpfe zu bestreiten. In dieser Woche kamen weitere belastende Nachrichten dazu und schickten die Kurse erneut in den Keller: Zum einen senkte die Rating-Agentur Standard & Poor`s die langfristige Bewertung für Deutsche Bank, Barclays und Credit Suisse. Daneben gab die US-Notenbank bekannt, die Eigenkapitalregeln für US-Institute deutlich verschärfen zu wollen und dabei über den internationalen Standard hinauszugehen. Nicht zuletzt drückt die Regierungskrise in Portugal auf die Kurse, Sorgen um ein Wiederaufflammen der Eurokrise schwappten hoch.
Der Stoxx Europe 600 Banks, der in der zweiten Jahreshälfte 2012 deutlich zugelegt hatte, verzeichnet für 2013 mittlerweile wieder kräftige Verluste, trotz diverser Erholungsversuche. Vom Niveau vor der Finanzkrise ist der Index, der die Entwicklung großer europäischer Banken abbildet, ohnehin noch meilenweit entfernt: Nach über 500 Punkten 2007 notiert das Branchenbarometer aktuell bei 161 Punkten. Dabei lasten auch die deutschen Banken auf der Entwicklung. 'Erstaunlicherweise haben sich die französischen Banken viel stärker erholt als die deutschen, obwohl die Wirtschaft hier viel besser läuft', bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank. Die Entwicklung der US-Banken sei noch besser.
Ende des Anstiegs?
Auch die Aktie der Schweizer UBS (WKN UB0BL6) wird im Vergleich zu Vorkrisenzeiten nur noch zu einem Drittel ihres Wertes gehandelt. Wer im vergangenen Sommer eingestiegen ist, kann jedoch satte Gewinne einstreichen: Damals wurde die Aktie an der Börse Frankfurt zu 8 Euro gehandelt, aktuell sind es 13 Euro. Michael Arras von Close Brothers Seydler weist allerdings darauf hin, dass das Kartellverfahren der EU-Kommission wegen verbotener Absprachen für die UBS und andere Großbanken hohe Geldbußen zur Folge haben könnte.
Die meisten Analysten sehen die UBS-Aktie dennoch als 'Kauf': Etwa geht die Privatbank Berenberg zwar davon aus, dass die Erträge der großen Investmentbanken im zweiten Quartal nicht gewachsen sind. Am stärksten sorgt sich Bankenexperte James Chappell aber um die Deutsche Bank, Credit Suisse und Crédit Agricole, während die UBS und HSBC favorisiert werden.
Franzosen schneiden besser ab
Auch Arras findet die Aussichten für die Crédit Agricole (WKN 982285) 'nicht so rosig': 'Als größte französische Investmentbank leidet sie unter stark rückläufigen Erträgen in diesem Bereich.' Die Aktie ist in der Finanzkrise besonders stark unter die Räder gekommen, der Kurs betrug im Tief nur noch ein Zehntel des Vorkrisenwertes. Seitdem hat der Titel aber stark zugelegt: Aktuell wird Crédit Agricole an der Börse Frankfurt zu 6,53 Euro gehandelt nach weniger als 3 Euro im vergangenen Sommer.
Damit toppt die Bank die einheimische Konkurrenz: Sowohl die Aktien der BNP Paribas (WKN 887771) als auch die der Société Générale (WKN 873403) haben - trotz der jüngsten Schwäche - auf Sicht von einem Jahr um gut ein Drittel gewonnen. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hatte sich vor zwei Wochen übrigens kritisch zu französischen Banken geäußert, insbesondere wegen der Schwäche der französischen Wirtschaft. Die Großbanken BNP Paribas, Sociéte Generale und Crédit Agricole wurden allerdings ausgenommen.
US-Banken: Glückliche Aktionäre
Viel besser entwickelt als die meisten Aktien europäischer Institute haben sich unterdessen solche von US-Banken, etwa der Citigroup, Goldman Sachs (WKN 920332), JPMorgan Chase (WKN 850628) oder der Bank of America (WKN 858388). Zumindest charttechnisch sehr gut sieht es Arras zufolge für die Citigroup (WKN A1H92V) aus, die Aktie bewege sich seit Mitte Februar in einem Aufwärtstrend. Zwar kostet auch die Citigroup mit aktuell 36,62 Euro an der Börse Frankfurt nur noch ein Zehntel ihres Vorkrisenwertes; vergangenen Sommer ging der Titel allerdings nur zu 21 Euro über den Tisch - ein Plus von 74 Prozent in sechs Monaten.
Dass die Bank ihren jahrelangen Rechtsstreit mit Fannie Mae diese Woche beenden konnte, wurde positiv aufgenommen: 'Die Citigroup muss dem US-Hausfinanzierer wegen problematischer Hypotheken fast 1 Milliarde US-Dollar zahlen', berichtet Arras. Offenbar kann das Geld aber aus Reserven aufgebracht werden. Als erste US-Bank habe die Citigroup zudem zuletzt eine Filiale im Irak eröffnet. 'Es wird auf einen wachsenden Wohlstand gesetzt.'
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© 4. Juli 2013/Anna-Maria Borse
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