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GESAMT-ROUNDUP: Regierung kappt Prognose - Gabriel: Kein Grund zur Panik

Veröffentlicht am 14.10.2014, 17:55
GESAMT-ROUNDUP: Regierung kappt Prognose - Gabriel: Kein Grund zur Panik

BERLIN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum drastisch nach unten korrigiert, rechnet aber nicht mit einem Konjunktureinbruch in Deutschland. "Es gibt überhaupt keinen Grund für Alarmismus", sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Dienstag bei der Vorlage der Herbstprognose.

Dennoch muss die Regierung nun kräftig auf die Bremse treten. Für 2014 erwartet sie nur noch einen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,2 Prozent - im Frühjahr waren es 1,8 Prozent. Für 2015 muss Gabriel seine Schätzung von 2,0 auf 1,3 Prozent zurücknehmen.

Forderungen - auch von den SPD-Linken - nach mehr staatlichen Investitionen, um die Wirtschaft zu stützen, erteilte der SPD-Chef eine klare Absage. Schwarz-Rot werde trotz geringeren Wachstums die versprochenen Projekte umsetzen, ohne die "schwarze Null" - ein ausgeglichener Haushalt mit kleinem Überschuss - im nächsten Jahr zu gefährden.

Von Konjunkturprogrammen auf Pump hätten übrigens die EU-Krisenländer gar nichts, meinte Gabriel: "Mehr Schulden in Deutschland schaffen kein Wachstum in Italien, Frankreich, Spanien oder Griechenland." Die stockende Erholung in der Eurozone bleibe gefährlich: "Deutschland kann es nur gut gehen, wenn es Europa gut geht." Ein Comeback Italiens und Frankreichs liege im "ureigenen deutschen Interesse", sagte Gabriel.

Auch Kanzlerin Angela Merkel sieht keinen Grund, vom Sparkurs abzuweichen. Wachstum und solide Haushalte seien keine Gegensätze, sagte die CDU-Chefin in einer Sitzung der Unionsfraktion. Die niedrigeren Prognosen seien nicht mit der Lage während der Finanzkrise 2008/09 zu vergleichen. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erklärte am Rande des Finanzministertreffens in Luxemburg: "Wir sind uns in der Bundesregierung völlig einig, dass wir in schwierigeren Zeiten am Kurs festhalten." Er gehe davon aus, dass die Koalition an der Haushaltsplanung festhalten könne.

Die veränderten Wachstumsprognosen sind Grundlage für die neue Steuerschätzung Anfang November sowie für die Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen. Es drohen nun Mindereinnahmen in Milliardenhöhe.

Immer tiefere Spuren in der deutschen Wirtschaft hinterlassen vor allem die Russland-Sanktionen, weltweite Krisen und die schwächelnde Nachfrage aus den Schwellenländern. Zuletzt waren die Aufträge für Firmen so stark eingebrochen wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Der Export fällt als Konjunkturmotor aus. Gabriel warnte vor Schwarzmalerei: "Eine Wachstumsdelle ist keine Naturkatastrophe." Deutschland werde dank der starken Binnennachfrage die Schwächephase überwinden und befinde sich keineswegs in einem Abschwung.

Im nächsten Jahr werde es mit 42,8 Millionen Beschäftigten wieder einen Beschäftigungsrekord geben, weil bis dahin insgesamt 500 000 Menschen auf einen neuen Job hoffen könnten. Die Arbeitslosigkeit soll 2014 und 2015 jeweils im Schnitt unter der Drei-Millionen-Marke liegen.

Arbeitnehmer hätten dank geringer Inflation und ordentlicher Tarifabschlüsse mehr Geld in der Tasche. Die Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer würden 2014 um 2,6 Prozent und im kommenden Jahr um 2,7 Prozent zunehmen. Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte dürften sich um 2,2 Prozent und 2,9 Prozent erhöhen.

Zuletzt hatten schon die führenden Forschungsinstitute vor einer Konjunkturabkühlung gewarnt. Die Ökonomen gaben der schwarz-roten Koalition eine erhebliche Mitschuld daran. Das teure Rentenpaket und der Mindestlohn hemmten die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Zugleich wächst auch international der Druck auf Deutschland, mit staatlichen Ausgaben die Konjunktur in ganz Europa anzuschieben.

Der Industrieverband BDI verlangte von der Regierung, endlich Schwerpunkte bis 2017 festzulegen: "Investitionen zu erhöhen, ist für dieses Land kein zusätzlicher Luxus, den wir uns genehmigen. Es ist absolut notwendig."

Die IG Metall bezifferte die private und öffentliche Investitionslücke auf 100 Milliarden Euro jährlich. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Investitionslücke zu schließen, der finanzielle Spielraum dafür ist da", sagte Gewerkschaftschef Detlef Wetzel.P/jkr

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