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Commerzbank sieht Euro-Zone in die Rezession abgleiten

Veröffentlicht am 30.09.2011, 13:02

Frankfurt, 30. Sep (Reuters) - Die Wirtschaft der Euro-Zone wird nach Einschätzung der Commerzbank im Winter in eine Rezession abgleiten. Hauptursache seien die Belastungen durch die Schuldenkrise, erläuterte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der zweitgrößten deutschen Privatbank, am Freitag in Frankfurt. "Ich bin immer weniger der Meinung, dass wir es mit einer bloßen Wachstumsverlangsamung in der Euro-Zone zu tun haben", sagte Krämer bei einem Pressegespräch. "Die Einkaufsmanagerindizes sind seit Jahresmitte geradezu abgestürzt, und es entsteht der Eindruck, dass sich die Staatsschuldenkrise wie Mehltau über den Konjunkturausblick legt."

Im vierten Quartal 2011 und im ersten Quartal 2012 werde die Wirtschaft der Euro-Zone um jeweils rund 0,1 Prozent schrumpfen, prognostiziert die Commerzbank. Deutschland werde dank seiner Wettbewerbsfähigkeit aber an der Rezession vorbeischrammen. "Die deutsche Wirtschaft hat eine höhere Grundgeschwindigkeit", so Krämer. "Die Lohnstückkosten sind seit Beginn des Euro-Raums nahezu stabil geblieben. Das ist in den Peripherieländern anders." Über das Gesamtjahr 2012 sieht die Commerzbank die Wirtschaft der Euro-Zone stagnieren. Damit kassiert sie ihre bisherige Prognose eines 0,8-prozentigen Wachstums. Für Deutschland hat sie die Wachstumsprognose 2012 auf 0,8 von 1,5 Prozent heruntergeschraubt.

Angesichts der zunehmenden Unsicherheit über die Zukunft Griechenlands und anderer Schuldnerländer wie Italien oder Spanien werde sich die EZB zu Zinssenkungen gezwungen sehen. Volkswirt Michael Schubert bezeichnete es als wahrscheinlich, dass EZB-Chef Jean-Claude Trichet am kommenden Donnerstag die Zinswende einleiten wird. Es sei zwar volkswirtschaftlich noch nicht notwendig. Es würde aber helfen, Trichets Nachfolger Mario Draghi - der im November auf den Chefsessel der Zentralbank wechselt - "frei starten zu lassen".

Im Ringen um eine Lösung der Schuldenkrise hält die Commerzbank eine neuerliche Aufstockung des Rettungsfonds EFSF für notwendig. Die zuletzt diskutierte Ausweitung über den Einsatz von finanziellen Hebelinstrumenten - das so genannte Leveraging - hält Krämer indes für nicht machbar. "Das würde die Bonität des EFSF untergraben", sagte Krämer. "Und es wäre auch die Demokratiefrage berührt, denn letzten Endes ginge der EFSF dann höhere Risiken ein, als die Parlamente genehmigt haben."

Auch die Diskussionen um eine "geordnete Insolvenz" Griechenlands sind Krämer zufolge unrealisitisch. Für die Euro-Banken wären die zu erwartenden Ausfälle zwar verkraftbar. "Allerdings könnte die Politik sich nur dann dazu durchringen, wenn sie sicher Ansteckungseffekte auf andere Länder ausschließen könnte. Und das würde bedeuten, dass sich die EZB mit massiven Staatsanleihenkäufen beteiligen müsste." Mit so einem Vorhaben könnte die Zentralbank aber überfordert sein, erklärte Krämer. (Reporter: Kirsti Knolle, redigiert von Petra Jasper)

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