FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 18. November 2011.Die Krise spitzt sich zu, das zeigen steigende Risikoaufschläge für Italien oder Spanien. Doch auch Länder wie Frankreich, Finnland oder Österreich bleiben nicht verschont. Bei Unternehmensanleihen werden Anleger vorsichtiger.
Der Politikwechsel in Italien und Griechenland konnte die Märkte nicht wirklich überzeugen. Das Fehlen einer nachhaltigen Strategie zur Lösung der Schuldenkrise führe bei vielen Investoren zu einer Euro-Müdigkeit, wie Klaus Stopp von der Baader Bank erläutert. 'In der Folge trennten sich die Anleger zum Teil fluchtartig von ihren europäischen Staatsanleihen und machten Kasse.' Betroffen davon waren nicht mehr nur die Peripherie-, sondern auch Euro-Kernländern.
Der Politikwechsel in Italien und Griechenland konnte die Märkte nicht wirklich überzeugen. Das Fehlen einer nachhaltigen Strategie zur Lösung der Schuldenkrise führe bei vielen Investoren zu einer Euro-Müdigkeit, wie Klaus Stopp von der Baader Bank erläutert. 'In der Folge trennten sich die Anleger zum Teil fluchtartig von ihren europäischen Staatsanleihen und machten Kasse.' Betroffen davon waren nicht mehr nur die Peripherie-, sondern auch Euro-Kernländern.
Nur Deutschland wird vertraut
Bundesanleihen bleiben als Hort der Sicherheit gesucht. Der Euro-Bund-Future bewegte sich zwischenzeitlich wieder auf sein Rekordhoch zu, gab zuletzt aber nach. 'Jede politische Nachricht wird in kräftige Bewegungen im Bund-Future umgesetzt', kommentiert ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Heute notiert der Euro-Bund-Future bei 137,26 Punkten und damit in etwa auf dem Niveau vom vergangenen Freitag. Die Rendite zehnjährige Bundesanleihen fiel zwischenzeitlich unter 1,80 Prozent, aktuell liegt sie bei 1,89 Prozent.
Selbst Frankreich und Österreich abgestraft
Laut Klaus Stopp war von der Verkaufswelle französischer Staatsanleihen etwa eine Schuldverschreibung mit Fälligkeit im April 2015 (WKN A0DYDV) betroffen, deren Kurs von über 106 auf rund 104 Prozent zurückgegangen sei. Auch österreichische Anleihen werden abgegeben, Stopp nennt einen bis März 2037 laufenden Bond (WKN A0G4X4). Auch Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft berichtet von regen Umsätzen mit Österreich- und auch Ungarn-Anleihen, und zwar über alle Laufzeiten hinweg. 'Das waren meist Verkäufe.'
Viel Nachfrage hat Daniel bei den bis 2022 laufenden EFSF-Anleihen (WKN A1G0AD) registriert. 'Der Renditevorsprung gegenüber Bundesanleihen überzeugt dann offenbar doch', erklärt der Händler. 'Die Rendite beim EFSF-Bond liegt mit 3,9 Prozent doppelt so hoch wie bei zehnjährigen Bundesanleihen.'
Abwinken bei Bank-Anleihen
Auch im Handel mit Unternehmensanleihen steigt die Risikoscheu, wie Stopp beobachtet hat. 'Dies bekamen etwa die Anleihen von Thyssen-Krupp mit Laufzeit bis Februar 2016 und rund 4,80 Prozent Rendite und von Renault mit Laufzeit bis Oktober 2014 und einer Rendite von rund 4,30 Prozent zu spüren', erklärt der Händler (WLN A0T61L, A1ANEW).
Besonders Federn lassen mussten allerdings Papiere von Finanzinstituten: 'Nachdem zu befürchten ist, dass manche Banken auf die Idee kommen könnten, ihre Eigenkapitalklemme durch die Neubewertung ihrer Risikoaktiva zu entschärfen, klingelten bei den Anlegern die Alarmglocken', erklärt Stopp. Betroffen war etwa die Commerzbank, der man laut Stopp solche Bilanzkosmetik zutraut (WKN CB83CE, CB83CF). Auch Bonds der UBS seien unter Druck geraten (WKN UB3MCV). Die Herabstufung deutscher Landesbanken durch die Ratingagentur Moody`s hatte Brunner hingegen kaum Auswirkungen. 'Zu größeren Verkäufen kam es in den Anleihen der betroffenen Banken nicht.'
Solar-Anleihen mit heftigen Verlusten
Daneben verzeichneten Solaranleihen empfindliche Verluste. Der Grund: Zu Wochenbeginn kamen sowohl Q-Cells als auch Solarworld mit Quartalszahlen heraus, die wenig überzeugten. Die Anleihen, die zuletzt zugelegt hatten, verloren deutlich (WKN A1E8HF, A1CR73, A1H3W6). 'Die bis 2017 laufende Solarworld-Anleihe wurde vergangenen Freitag noch zu 68,5 Prozent gehandelt und sank auf ein Tief von 51,5 Prozent ', erklärt Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Auf diesem Niveau hätten sowohl institutionelle als auch private Anleger aber wieder Interesse gezeigt und seien eingestiegen. 'Bei einem Kurs von 55 ergibt sich eine Rendite von 21,28 Prozent.'
Beruhigung bei Heckler & Koch und Air Berlin
Die Anleihe von Heckler & Koch (WKN A1KQ5P), die in der Vorwoche nach einer Razzia am Firmensitz eingebrochen war, hat sich unterdessen wieder knapp über 60 Prozent eingependelt, wie die Hellwig Wertpapierhandelsbank meldet. 'Die Nachrichten dieser Woche über den sich ausweitenden Korruptionsverdacht haben den Kurs nicht bewegt.' Das Unternehmen soll in Mexiko Beamte bestochen haben.
Auch die Quartalszahlen von Air Berlin (WKN AB100A, AB100B, AB100C), die enttäuschten und das Bild einer angeschlagenen Fluglinie bestätigten, sorgten im Anleihehandel kaum für Bewegung, wie Petz erklärt. 'Da tut sich nicht mehr viel. Die Umsätze sind niedrig.' Generell sieht er aber durchaus Druck auf hochverzinsliche Anleihen. 'Es fehlt die Kaufbereitschaft.'
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© 18. November 2011 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Der Politikwechsel in Italien und Griechenland konnte die Märkte nicht wirklich überzeugen. Das Fehlen einer nachhaltigen Strategie zur Lösung der Schuldenkrise führe bei vielen Investoren zu einer Euro-Müdigkeit, wie Klaus Stopp von der Baader Bank erläutert. 'In der Folge trennten sich die Anleger zum Teil fluchtartig von ihren europäischen Staatsanleihen und machten Kasse.' Betroffen davon waren nicht mehr nur die Peripherie-, sondern auch Euro-Kernländern.
Der Politikwechsel in Italien und Griechenland konnte die Märkte nicht wirklich überzeugen. Das Fehlen einer nachhaltigen Strategie zur Lösung der Schuldenkrise führe bei vielen Investoren zu einer Euro-Müdigkeit, wie Klaus Stopp von der Baader Bank erläutert. 'In der Folge trennten sich die Anleger zum Teil fluchtartig von ihren europäischen Staatsanleihen und machten Kasse.' Betroffen davon waren nicht mehr nur die Peripherie-, sondern auch Euro-Kernländern.
Nur Deutschland wird vertraut
Bundesanleihen bleiben als Hort der Sicherheit gesucht. Der Euro-Bund-Future bewegte sich zwischenzeitlich wieder auf sein Rekordhoch zu, gab zuletzt aber nach. 'Jede politische Nachricht wird in kräftige Bewegungen im Bund-Future umgesetzt', kommentiert ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Heute notiert der Euro-Bund-Future bei 137,26 Punkten und damit in etwa auf dem Niveau vom vergangenen Freitag. Die Rendite zehnjährige Bundesanleihen fiel zwischenzeitlich unter 1,80 Prozent, aktuell liegt sie bei 1,89 Prozent.
Selbst Frankreich und Österreich abgestraft
Laut Klaus Stopp war von der Verkaufswelle französischer Staatsanleihen etwa eine Schuldverschreibung mit Fälligkeit im April 2015 (WKN A0DYDV) betroffen, deren Kurs von über 106 auf rund 104 Prozent zurückgegangen sei. Auch österreichische Anleihen werden abgegeben, Stopp nennt einen bis März 2037 laufenden Bond (WKN A0G4X4). Auch Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft berichtet von regen Umsätzen mit Österreich- und auch Ungarn-Anleihen, und zwar über alle Laufzeiten hinweg. 'Das waren meist Verkäufe.'
Viel Nachfrage hat Daniel bei den bis 2022 laufenden EFSF-Anleihen (WKN A1G0AD) registriert. 'Der Renditevorsprung gegenüber Bundesanleihen überzeugt dann offenbar doch', erklärt der Händler. 'Die Rendite beim EFSF-Bond liegt mit 3,9 Prozent doppelt so hoch wie bei zehnjährigen Bundesanleihen.'
Abwinken bei Bank-Anleihen
Auch im Handel mit Unternehmensanleihen steigt die Risikoscheu, wie Stopp beobachtet hat. 'Dies bekamen etwa die Anleihen von Thyssen-Krupp mit Laufzeit bis Februar 2016 und rund 4,80 Prozent Rendite und von Renault mit Laufzeit bis Oktober 2014 und einer Rendite von rund 4,30 Prozent zu spüren', erklärt der Händler (WLN A0T61L, A1ANEW).
Besonders Federn lassen mussten allerdings Papiere von Finanzinstituten: 'Nachdem zu befürchten ist, dass manche Banken auf die Idee kommen könnten, ihre Eigenkapitalklemme durch die Neubewertung ihrer Risikoaktiva zu entschärfen, klingelten bei den Anlegern die Alarmglocken', erklärt Stopp. Betroffen war etwa die Commerzbank, der man laut Stopp solche Bilanzkosmetik zutraut (WKN CB83CE, CB83CF). Auch Bonds der UBS seien unter Druck geraten (WKN UB3MCV). Die Herabstufung deutscher Landesbanken durch die Ratingagentur Moody`s hatte Brunner hingegen kaum Auswirkungen. 'Zu größeren Verkäufen kam es in den Anleihen der betroffenen Banken nicht.'
Solar-Anleihen mit heftigen Verlusten
Daneben verzeichneten Solaranleihen empfindliche Verluste. Der Grund: Zu Wochenbeginn kamen sowohl Q-Cells als auch Solarworld mit Quartalszahlen heraus, die wenig überzeugten. Die Anleihen, die zuletzt zugelegt hatten, verloren deutlich (WKN A1E8HF, A1CR73, A1H3W6). 'Die bis 2017 laufende Solarworld-Anleihe wurde vergangenen Freitag noch zu 68,5 Prozent gehandelt und sank auf ein Tief von 51,5 Prozent ', erklärt Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Auf diesem Niveau hätten sowohl institutionelle als auch private Anleger aber wieder Interesse gezeigt und seien eingestiegen. 'Bei einem Kurs von 55 ergibt sich eine Rendite von 21,28 Prozent.'
Beruhigung bei Heckler & Koch und Air Berlin
Die Anleihe von Heckler & Koch (WKN A1KQ5P), die in der Vorwoche nach einer Razzia am Firmensitz eingebrochen war, hat sich unterdessen wieder knapp über 60 Prozent eingependelt, wie die Hellwig Wertpapierhandelsbank meldet. 'Die Nachrichten dieser Woche über den sich ausweitenden Korruptionsverdacht haben den Kurs nicht bewegt.' Das Unternehmen soll in Mexiko Beamte bestochen haben.
Auch die Quartalszahlen von Air Berlin (WKN AB100A, AB100B, AB100C), die enttäuschten und das Bild einer angeschlagenen Fluglinie bestätigten, sorgten im Anleihehandel kaum für Bewegung, wie Petz erklärt. 'Da tut sich nicht mehr viel. Die Umsätze sind niedrig.' Generell sieht er aber durchaus Druck auf hochverzinsliche Anleihen. 'Es fehlt die Kaufbereitschaft.'
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© 18. November 2011 / Anna-Maria Borse
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