FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 29. Juni 2012. Peeters befasst sich mit den langen Beinen politischer Börsen und den Chancen der anstehenden Berichtsaison, ihnen ein Bein zu stellen.
Wer tatsächlich noch daran geglaubt hat, dass 'politische Börsen kurze Beine haben', dem ist in den vergangenen Monaten deutlich und bisweilen sehr schmerzhaft vor Augen geführt worden, dass diese Beine sehr wohl weit tragen können und dies auch steil bergabwärts. Die Staatsschuldenkrise hält die Kapitalmärkte bereits länger in Atem, als es den meisten Investoren Recht sein kann und es ist kein Ende dieses Dauerthemas in Sicht. Auch der für Ende dieser Woche angesetzte Krisengipfel wird im besten Fall Wege aufweisen, sicher aber nicht das Thema Schuldenkrise lösen. Gleichwohl ist er für deftige Kursreaktionen gut, wie man etwa Freitagmorgen sehen konnte, als die Börsen die Beschlüsse von Donnerstagnacht mit einem rauschenden Feuerwerk gefeiert haben.
So sind momentan und wohl auch in naher Zukunft die wesentlichen Bewegungen auf dem Börsenparkett von der weiteren Genesung echter und vermeintlicher Pleitestaate geprägt. Kommt es zu Unterstützungen der Notenbanken oder der Weltgemeinschaft, atmen die Investoren auf wie jetzt gesehen. Verdüstert sich die Lage wiederum, was sich etwa in anziehenden Renditen der Wackelkandidaten zeigt, rauscht es auch genauso schnell wieder runter.
So nachvollziehbar die starken Reaktionen der Märkte auf die Makro-Themen auch sind - Investoren sollten dennoch nicht zu dem Rückschluss kommen, dass sich auf immer alles nur noch um die Zukunft des Euro dreht. Denn genaugenommen sind Börsenkurse doch schlussendlich immer die die vom Markt erwarteten Unternehmensgewinne der Zukunft, abdiskontiert auf einen Gegenwartswert.
Doch genau die Gewinnentwicklung der Unternehmen rückte zuletzt deutlich in den Hintergrund. Zum Einen, wegen der eingangs genannten Dominanz des Staatsschuldenthemas, zum Anderen durch die vorhandene saisonale Ruhe nach der Vorlage der Q1-Berichte im April und Anfang Mai. Zumindest der zweite Aspekt wird sich bald wieder erledigt haben, wenn die nächste Berichtssaison anläuft und wenn die Ergebnisse spektakulär genug ausfallen - vielleicht reicht es dann auch, die Schuldenkrise zumindest mal wieder zu verdrängen.
Alleine deshalb lohnt der kritische Blick auf die ersten Vorboten des Berichtsflusses. Die, so zeigte es sich in der vergangenen Tagen zunehmend, sind nicht wirklich Mut machend. Just bevor viele Analysten ihre Rechenschieber bemüht haben, um die Einschätzungen für das nun ablaufende zweite Quartal zu aktualisieren, werfen einige Unternehmen ihre Prognosen für das Gesamtjahr über den Haufen.
Hier kam es in den vergangenen zu einigen bemerkenswerten Bekanntmachungen, im Ausland wie auch in heimatlichen Gefilden. Dabei war einigen Meldungen durchaus ein gewisser Signalcharakter zuzuschreiben. Die jüngsten Gewinnwarnungen des Halbeiterspezialisten Infineon und des Stahlproduzenten Salzgitter etwa, welche aufweisen, dass Deutschland sich wohl nicht per se dem verschlechterten Umfeld entziehen kann.
Anleger sollten diese Entwicklung verschärft im Auge behalten. Denn gerade wenn es zur Berichtssaison zu einer deutlichen Anhäufung von gekürzten Prognosen und Gewinnwarnungen kommen sollte, könnten die Märkte noch mal stärker reagieren. Auch mal wieder losgelöst von Schuldenkrisen und Eurogipfeln.
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© 29. Juni 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Wer tatsächlich noch daran geglaubt hat, dass 'politische Börsen kurze Beine haben', dem ist in den vergangenen Monaten deutlich und bisweilen sehr schmerzhaft vor Augen geführt worden, dass diese Beine sehr wohl weit tragen können und dies auch steil bergabwärts. Die Staatsschuldenkrise hält die Kapitalmärkte bereits länger in Atem, als es den meisten Investoren Recht sein kann und es ist kein Ende dieses Dauerthemas in Sicht. Auch der für Ende dieser Woche angesetzte Krisengipfel wird im besten Fall Wege aufweisen, sicher aber nicht das Thema Schuldenkrise lösen. Gleichwohl ist er für deftige Kursreaktionen gut, wie man etwa Freitagmorgen sehen konnte, als die Börsen die Beschlüsse von Donnerstagnacht mit einem rauschenden Feuerwerk gefeiert haben.
So sind momentan und wohl auch in naher Zukunft die wesentlichen Bewegungen auf dem Börsenparkett von der weiteren Genesung echter und vermeintlicher Pleitestaate geprägt. Kommt es zu Unterstützungen der Notenbanken oder der Weltgemeinschaft, atmen die Investoren auf wie jetzt gesehen. Verdüstert sich die Lage wiederum, was sich etwa in anziehenden Renditen der Wackelkandidaten zeigt, rauscht es auch genauso schnell wieder runter.
So nachvollziehbar die starken Reaktionen der Märkte auf die Makro-Themen auch sind - Investoren sollten dennoch nicht zu dem Rückschluss kommen, dass sich auf immer alles nur noch um die Zukunft des Euro dreht. Denn genaugenommen sind Börsenkurse doch schlussendlich immer die die vom Markt erwarteten Unternehmensgewinne der Zukunft, abdiskontiert auf einen Gegenwartswert.
Doch genau die Gewinnentwicklung der Unternehmen rückte zuletzt deutlich in den Hintergrund. Zum Einen, wegen der eingangs genannten Dominanz des Staatsschuldenthemas, zum Anderen durch die vorhandene saisonale Ruhe nach der Vorlage der Q1-Berichte im April und Anfang Mai. Zumindest der zweite Aspekt wird sich bald wieder erledigt haben, wenn die nächste Berichtssaison anläuft und wenn die Ergebnisse spektakulär genug ausfallen - vielleicht reicht es dann auch, die Schuldenkrise zumindest mal wieder zu verdrängen.
Alleine deshalb lohnt der kritische Blick auf die ersten Vorboten des Berichtsflusses. Die, so zeigte es sich in der vergangenen Tagen zunehmend, sind nicht wirklich Mut machend. Just bevor viele Analysten ihre Rechenschieber bemüht haben, um die Einschätzungen für das nun ablaufende zweite Quartal zu aktualisieren, werfen einige Unternehmen ihre Prognosen für das Gesamtjahr über den Haufen.
Hier kam es in den vergangenen zu einigen bemerkenswerten Bekanntmachungen, im Ausland wie auch in heimatlichen Gefilden. Dabei war einigen Meldungen durchaus ein gewisser Signalcharakter zuzuschreiben. Die jüngsten Gewinnwarnungen des Halbeiterspezialisten Infineon und des Stahlproduzenten Salzgitter etwa, welche aufweisen, dass Deutschland sich wohl nicht per se dem verschlechterten Umfeld entziehen kann.
Anleger sollten diese Entwicklung verschärft im Auge behalten. Denn gerade wenn es zur Berichtssaison zu einer deutlichen Anhäufung von gekürzten Prognosen und Gewinnwarnungen kommen sollte, könnten die Märkte noch mal stärker reagieren. Auch mal wieder losgelöst von Schuldenkrisen und Eurogipfeln.
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© 29. Juni 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
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