* US-Beschäftigungsplus bleibt hinter Erwartungen zurück
* Ungarn räumt überraschend großes Haushaltsloch ein
* Banken- und Industriewerte unter Druck
(neu: Schlusskurse, BP, weitere Analystenaussagen)
Frankfurt, 04. Jun (Reuters) - Enttäuschende
US-Arbeitsmarktdaten und die Sorge über eine Ausbreitung der
Schuldenkrise auf Osteuropa haben die Anleger am Aktienmarkt am
Freitag verängstigt. Der Dax<.GDAXI> rutschte 1,9 Prozent auf
5938 Zähler ab und gab damit auf Wochensicht 0,1 Prozent nach.
"Das war ein richtiger Schock für den Markt", kommentierte ein
Händler die Arbeitslosendaten für Mai aus den USA. Schon zuvor
war der Markt angegriffen gewesen, nachdem Ungarn ein
überraschend großes Haushaltsloch eingestanden hatte. Der
EuroStoxx50<.STOXX50E> für die Euro-Zone büßte 3,2 Prozent auf
2549 Punkte ein. Auch der Euro
Die Lage am US-Arbeitsmarkt hellte sich im Mai zwar weiter auf, doch der Anstieg der Beschäftigtenzahl um 431.000 blieb deutlich hinter den Erwartungen des Marktes zurück. "Das zeigt, dass es in der Wirtschaft begrenzte Möglichkeiten zur Fortsetzung des Jobwachstums gibt", sagte Marktstratege Joseph Battipaglia vom US-Brokerhaus Stifel Nicolaus. "Das lässt Zweifel an der Nachhaltigkeit der Erholung aufkommen." Postbank-Volkswirt Thilo Heidrich wies darauf hin, dass im privaten Sektor anders als im staatlichen Bereich nur wenige neue Stellen entstanden. Zudem sei das Ergebnis von der jüngsten Volkszählung positiv beeinflusst worden. Dieser statistische Einmaleffekt falle künftig weg, damit seien Rückschläge in den nächsten Monaten programmiert. Der private Konsum spielt für das Wachstum in den USA eine größere Rolle als etwa im exportorientierten Deutschland.
Zur Verunsicherung trugen zudem die Nachrichten aus Ungarn bei, die bei einigen Investoren Ängste vor einem "zweiten Griechenland" aufkommen ließen. Dort war die aktuelle Schuldenkrise ebenfalls nach einem Regierungswechsel und dem Eingeständnis einer schwierigen Haushaltslage offenbar geworden. "Alles in allem sind die Neuigkeiten aus Ungarn ziemlich besorgniserregend, und selbst wenn es sich nur um Schwarzmalerei handelt, befürchten wir, dass weitere schlechte Nachrichten bevorstehen", erklärten die Experten der Danske Bank. "Der Vergleich mit Griechenland ist wohl überzogen, aber man kann kaum sagen, dass die ungarischen Finanzen in gutem Zustand sind."
28 DER 30 DAX-WERTE SCHLIESSEN IM MINUS
Unter Druck gerieten auf beiden Seiten des Atlantiks
Finanzwerte, der europäische Stoxx-Branchenindex<.SX7P> fiel um
3,8 Prozent. Sein US-Pendant KBW Banks<.BKX> verlor drei
Prozent. "Jeglicher schlechter Nachrichtenfluss aus den mittel-
und osteuropäischen Märkten trifft für gewöhnlich die großen
Spieler in dieser Region wegen der Angst vor
Ansteckungseffekten", sagte ein Analyst. "Ungarn selbst ist viel
zu klein um den Akteuren irgendeinen Schaden zuzufügen." Im
EuroStoxx50<.STOXX50E> für die Euro-Zone gehörten die Aktien der
Großbanken UniCredit
Bei Handelsschluss lagen 28 der 30 Dax-Werte im Minus.
Verkauft wurden insbesondere die im Leitindex schwer gewichteten
Industriewerte, die von einer schwächer laufenden
Wirtschaftserholung besonders betroffen sein würden. Die Papiere
von Siemens
Gegen den Trend verteuerten sich BP-Aktien
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Ralf Banser)