Investing.com - Der EUR/USD ist mit ordentlichen Kursaufschlägen in die neue Handelswoche gestartet. In der Spitze ging es sogar kurzzeitig wieder über die Marke von 1,1600 Dollar und das, obwohl das Wahlergebnis in Bayern zeigt, dass die GroKo so eigentlich nicht weiter bestehen kann. Über die potenzielle politische Instabilität hat die Gemeinschaftswährung aber hinweggesehen - zumindest vorerst. Stärkere Kursreaktionen werden wir wahrscheinlich erst nach der Hessen-Wahl am 28. Oktober sehen. Sollten sich auch hier CDU und SPD sehr schwach präsentieren, so steht die Koalition tatsächlich auf wackeligen Beinen und wäre in ihrer jetzigen Form so auch nicht mehr tragbar.
Laut einer Umfrage zu den Landtagswahlen in Hessen von wahlrecht.de (Stand September) kommt die CDU auf 29 Prozent (2013: 38,3%), die SPD auf 23 Prozent (2013: 30,7%) und die Grünen auf 18 Prozent (2013: 11,1%). Etwas abgeschlagen würde dann die AfD mit 13 Prozent folgen. Wenn also heute schon Landtagswahlen in Hessen wären, müssten auch hier die beiden großen Volksparteien erhebliche Verluste hinnehmen - ähnlich wie bei der Bayern-Wahl. Die Hessen-Wahl mutiert also zu einem echten politischen Stresstest, war Deutschland doch von den Anlegern immer so für seine politische Stabilität geliebt. Das könnte sich aber schon bald ändern.
Für Auftrieb im EUR/USD sorgten zum Wochenauftakt auch die US-Renditen, die aktuell in einer engen Range konsolidieren. Das zehnjährige US-Zinspapier rentierte zuletzt auf 3,144 Prozent. In der letzten Woche markierte die US-Rendite mit 3,261 Prozent noch den höchsten Stand seit Mai 2011.
Indes haben die US-Einzelhandelsumsätze die Konsensschätzungen recht deutlich verfehlt. Die Umsätze kletterten per Berichtsmonat September nur um 0,1 Prozent, während Volkswirte mit einem plus von 0,7 Prozent gerechnet hatten. Positiv war hingegen das Controlling der Einzelhandelsumsätze, welches mit einem Plus von 0,5 Prozent die Erwartungen übertreffen konnte. Auch der New York Empire State Index überraschte die Anleger positiv. Per Oktober stieg das Stimmungsbarometer von 19,00 auf 21,10 Punkte.
Für etwas Schwung im EUR/USD sorgte zudem der Spread zwischen zehnjährigen Bundesanleihen und den italienischen Pendants, der um knapp 4 Basispunkte auf 304,5 zusammenschmolz.
Der US-Dollar-Index, der den Greenback gegenüber sechs anderen Währungen vergleicht, gab um 0,20 Prozent auf 94,76 Zähler nach.
Durch die charttechnische Brille betrachtet befindet sich der EUR/USD nach wie vor in einer technischen Korrektur von den jüngsten Verlaufstiefs bei 1,1430 Dollar.
Gelingt dem EUR/USD der Sprung über den Cluster-Widerstand bei 1,1622 Dollar, so könnte sich das Paar den Weg in Richtung 1,1670 Dollar freischaufeln.
Mit neuerlichem Abwärtsdruck sollten Anleger hingegen rechnen, wenn die Unterstützung bei 1,1531 Dollar nachhaltig, also per Tagesschlusskurs, unterboten wird.
Geschrieben von Robert Zach