FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro ist am Donnerstag trotz des Regierungsauftrags für populistische Parteien in Italien gestiegen. Am Vormittag stand der Kurs der Gemeinschaftswährung bei 1,1735 US-Dollar, nachdem sie am Morgen noch an der Marke von 1,17 Dollar gehandelt worden war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,1708 Dollar festgesetzt.
Nach Einschätzung von Marktbeobachtern konnten neue Hinweise zur künftigen Geldpolitik in den USA dem Euro Auftrieb geben. Nach der Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed am Vorabend wird am Markt damit gerechnet, dass die amerikanischen Währungshüter die Zinsen weiterhin eher langsam erhöhen werden. Das hat den Dollar belastet und den Euro im Gegenzug gestützt.
Zuvor hatte die Sorge vor einer italienischen Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischer Lega den Euro kräftig belastet. Zeitweise war der Kurs zur Wochenmitte knapp unter 1,17 Dollar gerutscht und damit auf den tiefsten Stand seit vergangenen November. Auf dem Weg zu einer neuen Regierung in Rom ist die Suche nach den passenden Ministern in vollem Gange. Staatspräsident Sergio Mattarella hatte am Mittwoch dem Juristen Giuseppe Conte den Regierungsauftrag gegeben.
Enttäuschende Konjunkturdaten aus Frankreich konnten den Euro nicht belasten. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone hatte sich die Unternehmensstimmung im Mai überraschend weiter eingetrübt. Nach Angaben des Statistikamt Insee fiel das Geschäftsklima von 108 Punkten im Vormonat auf 106 Zähler. Dies ist der niedrigste Wert seit Juni 2017.
Eine überraschende Zinserhöhung der türkischen Notenbank zeiget am Devisenmarkt derweil keine größere nachhaltige Wirkung. Am Donnerstag kam es erneut zu deutlichen Kursverlusten der Landeswährung Lira. Zuletzt musste für einen Euro 5,51 Lira gezahlt werden. Seit dem Morgen hat die Lira damit mehr als drei Prozent an Wert verloren.
Am Mittwoch hatte die türkische Zentralbank in einer Krisensitzung beschlossen, einen ihrer Leitzinsen - der Spätausleihungssatz - von 13,5 Prozent auf 16,5 Prozent anzuheben. Mit der Maßnahme versuchen die Währungshüter den Wertverfall der Währung zu stoppen und die hohe Inflation einzudämmen.