Von Peter Nurse
Investing.com - Der US-Dollar und der Euro haben sich im frühen europäischen Handel am Donnerstag stabilisiert. Vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der Europäischen Zentralbank, die den Boden für eine Straffung der Geldpolitik bereiten dürfte, halten sich die Händler lieber bedeckt.
Bis 9.10 Uhr MEZ notierte der Dollar Index, der die Wertentwicklung des Greenback gegenüber einem Korb aus sechs anderen Währungen abbildet, weitgehend unverändert bei 102,545.
Der EUR/USD rückte bis auf 1,0716 vor, nachdem er die meiste Zeit der Woche vor der mit Spannung erwarteten Entscheidung der EZB-Notenbanker innerhalb einer engen Handelsspanne gehandelt wurde.
Es wird erwartet, dass die Zentralbank das Ende ihres langjährigen Wertpapierkaufprogramms ankündigt und gleichzeitig den Weg für die erste Zinserhöhung seit mehr als einem Jahrzehnt im nächsten Monat ebnet.
Eine Erhöhung des Einlagensatzes von derzeit -0,5 % um 25 Basispunkte im Juli und September gilt derzeit als allgemeiner Konsens. Über den Umfang der Erhöhungen und das Tempo der künftigen Straffung herrscht jedoch große Unsicherheit, zumal die Inflation derzeit mehr als viermal so hoch ist wie das mittelfristige Ziel der Zentralbank von 2 %.
Die EZB-Sitzung "wird die Frage aufwerfen, warum sie die Straffung hinausgezögert hat und ob eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Juli eine beschlossene Sache ist oder ob es noch Spielraum für weitere Maßnahmen gibt", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz.
"Jede Aussage, die keine Bereitschaft zu einer Anhebung um 50 Basispunkte signalisiert, würde wahrscheinlich die Erwartungen des Marktes nicht erfüllen und den EUR/USD in Richtung 1,0500 drücken."
Zentralbanken rund um den Globus reagieren auf die steigende Inflation mit einer aggressiven Straffung der Geldpolitik. Die Federal Reserve hat im vergangenen Monat die Zinsen um 50 Basispunkte erhöht, ebenso wie die Zentralbanken von Indien und Australien Anfang dieser Woche.
Die EZB wird um 13.45 Uhr MEZ ihre geldpolitische Entscheidung bekannt geben, die Pressekonferenz folgt 45 Minuten später.
Unterdessen zog sich der USD/JPY um 0,3 % auf 133,82 zurück, nachdem er zuvor mit 134,54 auf ein neues 20-Jahres-Hoch geklettert war. Die Bank of Japan - sozusagen der Sonderfall in der Welt der Zentralbanken - hält an ihrer akkommodierenden Geldpolitik fest, um die schwache Wirtschaft anzukurbeln, während der Rest der Welt mit einer Verschärfung der Finanzbedingungen beginnt.
Goldman Sachs bleibt jedoch bei seiner bullischen Grundhaltung gegenüber der japanischen Währung und sieht zwei mögliche Szenarien für eine Aufwertung des Yen, entweder bei einem baldigen Konjunkturabschwung in den USA oder dank einer Änderung der Politik oder Intervention der Zentralbank.
Vor einer Rede des britischen Premierministers Boris Johnson zur Vereinfachung des Erwerbs von Wohneigentum durch junge Menschen fiel der GBP/USD um 0,2 % auf 1,2514. Johnson hatte erst Anfang der Woche ein Misstrauensvotum überstanden und hofft nun auf eine Rückkehr zur Normalität.
Der besonders auf die Risikostimmung reagierende AUD/USD fiel um 0,2 % auf 0,7179, der NZD/USD stieg leicht auf 0,6448, während der USD/CNY nach der Veröffentlichung besser als erwartet ausgefallener chinesischer Handelsdaten für Mai auf 6,6828 sank.