* Verlust der Bestnote für US-Bonität setzt Aktien zu
* EZB-Eingriff stützt Anleihenkurse am Rentenmarkt
* Bundesregierung dämpft Hoffnung größeren Rettungsschirm
(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 08. Aug (Reuters) - Der Ausverkauf an den
weltweiten Aktienmärkten geht weiter: Nachdem die Ratingagentur
S&P am Wochenende den USA ihre Kredit-Bestnote aberkannt hatte,
warfen die Anleger in Asien, Europa und den USA am Montag im
großen Stil Aktien aus ihren Portfolios. Davon konnte auch die
Europäische Zentralbank (EZB) sie nicht abbringen, die laut
Händlern spanische und italienische Anleihen für mehrere
Milliarden Euro aufkaufte. Nervös ging es auch am Devisenmarkt
zu, wo Zweifel am Zusammenhalt der Euro-Länder die
Gemeinschaftswährung
AKTIENANLEGER VERLIEREN DIE NERVEN
Vor allem am Nachmittag verloren viele Anleger die Nerven, als an der Wall Street die Kurse um drei bis vier Prozent in die Tiefe rauschten. "Bisher waren die Anleger noch ziemlich besonnen, aber jetzt kommen doch die ersten, die in Panik ihre Pakete abstoßen", sagte ein Händler in Frankfurt.
Der Dax<.GDAXI> verlor bei sehr hohem Umsatz fünf Prozent auf 5923,27 Punkte und schloss damit so niedrig wie seit fast einem Jahr nicht mehr. An der Wall Street brachen die Kurse zunächst um drei bis vier Prozent ein. In Paris, London und Zürich beliefen sich die Verluste auf bis zu knapp fünf Prozent. Auch in Fernost hat die Handelswoche mit einer Fortsetzung der Talfahrt der vorigen Woche begonnen: Der japanische Leitindex <.N225> verlor 2,2 Prozent, der chinesische<.SSEC> 3,8 Prozent.
Verkauft wurden im deutschen Aktienhandel bei hohem Umsatz
vor allem die Favoriten des Vorjahres - meist Aktien von
Unternehmen, deren Gewinnentwicklung eng mit der Konjunktur
verbunden ist: So stürzten die Aktien des Düngemittel- und
Salzherstellers K+S
"LAGE IN EUROPA IST NICHT UNTER KONTROLLE"
Neben der Senkung der Bonitäts-Note für die USA auf "AA+"
von "AAA" machten Händler vor allem die andauernde Unsicherheit
über die Lage in der Euro-Zone für den Ausverkauf
verantwortlich. "Die Leute glauben nicht wirklich, dass in
Europa die Lage unter Kontrolle ist", erklärte ein Händler. An
dieser Einschätzung konnten auch die Anleihe-Käufe der EZB kaum
etwas ändern. Zwar sanken die Renditen der spanischen und
italienischen Staatsanleihen zeitweise relativ stark. Doch blieb
die Skepsis - ablesbar am Bund-Future
Die EZB kaufte Händlern zufolge Anleihen über mehrere Laufzeiten im Volumen von mehreren Milliarden Euro. Die Kauforders würden in Paketen von 20 bis 25 Millionen Euro platziert, erklärte ein Händler. Die Schätzungen über das Volumen reichten von zwei bis fünf Milliarden Euro.
BUNDESREGIERUNG GRÄBT EURO-ERHOLUNG DAS WASSER AB
Am Devisenmarkt profitierte der Euro
Händler machten für die andauernde Nervosität Zweifel am politischen Willen zur Aufstockung des Rettungsfonds EFSF verantwortlich. So war der Euro wieder gefallen, nachdem die Bundesregierung über ihren Sprecher hatte betonen lassen, der Rettungsfonds EFSF werde nicht aufgestockt. Sie widersprach damit dem französischen Finanzminister Francois Baroin, der das Gegenteil in Aussicht gestellt hatte. "Dass die Bundesregierung jetzt auf Konfrontationskurs geht, ist genau das, was niemand gebrauchen kann", monierte Unicredit-Rentenstratege Kornelius Purps. "Es war ja der Hauptkritikpunkt am jüngsten Gipfel, dass der EFSF ohne Ende Aufgaben bekommen hat, aber kein Geld."
ÖL VERLIERT ALS SCHMIERSTOFF DER KONJUNKTUR AN WERT
Hoch im Kurs blieb aber die Antikrisen-Währung Gold
(Reporter: Hakan Ersen, Kirsti Knolle und Tom Körkemeier und Andrea Lentz; redigiert von Olaf Brenner)