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STUTTGART (dpa-AFX) - Mehr Autos, höhere Preise, weniger Kosten: Mit dieser Strategie meldet sich Daimler (ETR:DAI) im Kampf um die Krone der Oberklasse-Hersteller zurück. Ein Jahr nach der schmerzhaften Gewinnwarnung präsentierte der Dax-Konzern am Mittwoch saftige Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis. Dank der nächsten Modellneuheiten soll die Party auch das ganze Jahr über weitergehen. Nur die Börse spielte trotz einer Verdoppelung des Gewinns nicht mit - sie schickte die Aktie ins Minus.
Ein möglicher Grund: Daimlers Gewinn stieg auch deswegen so rasant, weil die Zahlen vor einem Jahr im Keller waren. Damals brach das operative Ergebnis wegen Europas Absatzkrise und Schwächen in China um mehr als die Hälfte ein und Konzernchef Dieter Zetsche kassierte das Jahresziel. Außerdem gibt Bernstein-Analyst Max Warburton zu bedenken, die jüngste Erholung der Kernmarke Mercedes-Benz sei weitgehend im Aktienkurs eingepreist. Soll heißen: Gute Zahlen sind der Börse nicht mehr gut genug - vor allem wenn sie schon erwartet werden.
S-KLASSE TREIBT GEWINN - GUTE NACHFRAGE LÄSST HÖHERE PREISE ZU
Dabei legte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Quartal um 95 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro zu. Der Umsatz stieg trotz negativer Währungseffekte um 13 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro und unterm Strich stand gut eine Milliarde Euro Gewinn. Denn während vor einem Jahr hauptsächlich günstigere Kompaktmodelle die Verkaufszahlen nach oben trieben, ließen nun auch Goldesel wie neue die S-Klasse die Kasse klingeln.
Außerdem musste Daimler dank der jungen Modellpalette und steigenden Nachfrage weniger Rabatte gewähren. Gleichzeitig drückt der Konzern mit seinen Sparprogrammen die Kosten - alleine in der Pkw-Sparte sollen sie um zwei Milliarden Euro sinken. So steigerte Daimlers größtes Geschäftsfeld seinen operativen Gewinn um gewaltige 157 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.
50 000 VORBESTELLUNGEN FÜR KOMPAKT-SUV GLA
Künftig will Daimler unter anderem mit der neuen S-Klasse als Coupé punkten, die von September an an den Start gehen soll. Bereits zum Jahresbeginn waren die Großraumlimousine V-Klasse und der kompakte Geländewagen GLA auf den Markt gekommen. Für den SUV gebe es bislang 50 000 Vorbestellungen, sagte Finanzchef Bodo Uebber. Bis 2020 sollen zwölf weitere Modelle auf den Markt kommen, die keinen Vorgänger haben.
"Unsere Strategie geht auf und unsere Investitionen tragen Früchte", erklärte Zetsche. Die Schwaben wollen bis 2020 an den Erzrivalen BMW (ETR:BMW) und der Volkswagen (ETR:VOW3)-Tochter Audi (ETR:NSU) vorbeigezogen sein. Mit der Umsatzrendite ihrer Pkw-Sparte von 7,0 Prozent sind sie zwar noch nicht ganz auf dem Niveau der Bayern angekommen - aber zumindest wieder in Schlagdistanz. Einige Analysten trauen Daimler zu, Audi bei den Verkaufszahlen in diesem Jahr wieder zu überholen.
SONDEREFFEKTE BELASTEN - TREIBEN BIS JAHRESENDE ABER GEWINN
Ohne negative Sondereffekte verdoppelte sich das Ebit sogar auf 2,07 Milliarden Euro. Unter anderem schlug der geplante Verkauf des Motorenbauers Rolls-Royce Power Systems (RRPS, früher Tognum (ETR:TGM)) mit 118 Millionen Euro negativ zu Buche. Die Absicherung der Beteiligung am Elektroauto-Pionier Tesla machte sich mit 161 Millionen Euro negativ bemerkbar. Im weiteren Jahresverlauf sollen sich die Effekte aber umkehren und den Gewinn um 1,7 Milliarden Euro steigern.br