HAMBURG/BERLIN (dpa-AFX) - Der insolvente Gebäudeausrüster Imtech Deutschland wirkt nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters derzeit an 960 Baustellen mit. Die Beschäftigten des Unternehmens setzten ihre Arbeit bislang fort, teilte Peter-Alexander Borchardt am Mittwoch in Hamburg mit. Auch viele der beauftragten Subunternehmen hätten in den vergangenen Tagen weitergemacht.
Zu den Baustellen gehört der künftige Flughafen Berlin Brandenburg (BER) in Schönefeld. Dessen Eröffnung, zuletzt für das zweite Halbjahr 2017 geplant, könnte sich nochmals verzögern. Einen Bericht des Magazins "Focus", wonach Experten mit einer Verschiebung auf das Frühjahr 2018 rechnen, nannte der Flughafensprecher "reine Spekulation". Es bleibe dabei, dass eine Arbeitsgruppe mit Baufachleuten und Juristen innerhalb von 14 Tagen Lösungsalternativen erarbeiten solle.
Imtech Deutschland hatte vor einer Woche Insolvenz beantragt. Die Baufirma ist am künftigen Großflughafen für wichtige Elektro-, Sanitär- und Lüftungsarbeiten zuständig, sie arbeitet auch an der Brandschutzanlage. Weil die nicht funktioniert, platzten mehrere Eröffnungstermine für den Airport.
Für Imtech Deutschland bemüht sich derzeit ein Verhandlungsteam des Insolvenzverwalters um einen Massekredit. "Dieser ist unverzichtbar für die störungsfreie Weiterführung der Geschäfte in den kommenden Monaten", machte Borchardt deutlich. Beim Massekredit handelt es sich um einen spezielle Form des Kredits im Insolvenzverfahren, der bei Gläubigern aufgenommen wird. Mit ihm soll die Zahlungsfähigkeit sichergestellt und der Geschäftsbetrieb aufrechterhalten werden.
Wie Borchardt weiter mitteilte, haben inzwischen Geldinstitute zuvor eingefrorene Bankguthaben von Imtech Deutschland "in hoher einstelliger Millionenhöhe" freigegeben. "Das schafft schon einmal die Grundlage für unsere Fortführungsbemühungen", fügte er hinzu. Nach seinen Angaben war der unmittelbare Anlass für den Insolvenzantrag vom 6. August, dass der niederländische Mutterkonzern Royal Imtech anders als vereinbart Schulden in Höhe 21 Millionen Euro nicht an die deutsche Tochter zurückgezahlt habe. Der Mutterkonzern selbst steht nach seinem Antrag, seine Zahlungsverpflichtungen wegen akuter Finanzierungsprobleme auszusetzen, unter einer Art Gläubigerschutzschirm.