(neu: Schlusskurse)
Zürich, 16. Jan (Reuters) - Nach einer Reihe schwächerer
Tage hat die Schweizer Börse am Freitag zu einer Erholung
angesetzt und auf breiter Front kräftig zugelegt. Die
staatlichen Hilfen für die US-Banken Bank of America und
Citigroup sowie die Hoffnung auf weitere
Konjunkturprogramme verliehen den Aktienkursen Auftrieb.
Der SMI<.SSMI>, der vor einer Woche bei 5697 Zählern stand,
schloss 0,99 Prozent höher bei 5435,5 Punkten. Der breite SPI
<.SSHI> stieg 0,93 Prozent auf 4487,5 Zähler.
Vor dem wegen des Martin Luther King-Feiertages am Montag in
den USA verlängerten Wochenendes und der Amtseinsetzung von
Barack Obama als 44. US-Präsident hätten die Marktteilnehmer
ihre Positionen glattstellen wollen. Unterschiedlich fielen auch
die US-Daten aus. Sie hätten sich in etwa neutralisiert.
Den grössten Beitrag zum Anstieg des SMI leisteten die
schwergewichteten Aktien des Nahrungsmittelriesen
Nestle und des Pharmakonzerns Novartis, die
über zwei Prozent gewannen. "Die Leute bleiben vorsichtig, das
sieht man auch daran, wie gut die defensiven Titel im Markt
liegen", sagte ein Händler. Fester waren auch die wenig
konjunktursensitiven Swisscom.
Dagegen schwächten sich die ebenfalls als defensiv
eingestuften Genussscheine von Roche 1,9 Prozent ab.
Die US-Tochter Genentech vermochte mit dem Abschluss für
das Schlussquartal 2008 nicht zu überzeugen. Zur von Roche
geplanten Vollübernahme der Biotech-Firma, die im Vordergrund
steht, gab es keine Neuigkeiten. Die Genentech-Titel notierten
wenig verändert. Sie würden wegen der Übernahmeofferte von Roche
gut abgestützt.
Gewinne verbuchten die Aktien der Banken Julius Bär
und Credit Suisse sowie der Versicherer
Zurich und Swiss Life. Händler verwiesen auf
jüngste Entwicklungen in den USA. Zwar hatten die beiden
US-Riesen Citigroup und Bank of America
Milliardenverluste im vierten Quartal ausgewiesen, sie erhalten
aber zusätzliche massive Hilfe vom US-Staat. So greift die
US-Regierung der Bank of America erneut mit 20 Milliarden Dollar
unter die Arme und gibt Garantien über Wertpapierverluste über
118 Milliarden Dollar ab, damit sie die Übernahme von Merrill
Lynch besser verkraftet kann. Händler befürchteten, dass auch
Citigroup, die bereits massiv unterstützt wurde, weitere Mittel
vom Staat brauchen könnte.
Die Aktien des Zahnimplantatherstellers Straumann
verloren nach einer Gewinnwarnung vier Prozent. Und die Titel
von Konkurrentin Nobel Biocare büssten 5,7 Prozent ein.
"Straumann hat laut eigenen Angaben Marktanteile gewonnen und im
Markt wird nun befürchtet, dass dies eben auf Kosten von Nobel
geschehen sein könnte", sagte ein Händler.
Die Hoffnung auf die staatlichen Konjunkturprogramme sorgten
auch bei den Industriewerten für eine Erholung. So eroberten die
Papiere von ABB, Holcim, Sulzer,
Rieter und Forbo einen Teil des verlorenen
Terrains zurück.
Dagegen gaben die Aktien von Oerlikon weiter nach.
Sie sanken nach anfänglichen Gewinnen 5,3 Prozent auf noch 53,50
sfr. An einer Präsentation beim Broker Helvea hatte Konzernchef
Krüger ein düsteres Bild gezeichnet. Das Umfeld sei sehr
herausfordernd und der Textilmaschinenmarkt dürfte 2009 schwach
bleiben, sagte er.
Die Aktien des Biotechnologieunternehmens Arpida
legten 12,5 Prozent zu auf 0,90 sfr. Die US-Gesundheitsbehörde
FDA werde demnächst über die Zulassung des Medikaments Iclaprim
entscheiden. Im November hatte sich ein Expertengremium der FDA
allerdings gegen eine Zulassung ausgesprochen. "Die Aktie
notiert so tief, da kann man etwas probieren", sagte ein
Händler.
Von spekulativen Käufen profitierte auch die Aktie von
Charles Vögele, die vier Prozent gewannen. Das
Unternehmen hat mit Andre Mäder, der zuvor beim deutschen
Modekonzern Hugo Boss gearbeitet hatte, einen neuen Konzernchef
gefunden. Zudem hiess es wieder einmal, der grösste Schweizer
Einzelhandelskonzern Migros wolle die Modekette übernehmen.
"Immer wieder wenn Vögele abheben keimen die Gerüchte auf",
sagte ein Händler.
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Oliver Hirt)