Zürich, 19. Feb (Reuters) - Nach der überraschenden Zinserhöhung der US-Notenbank dürften die Anleger auch in der Schweiz ihren Blick wieder stärker auf die Zinsen richten. "Die Geldpolitik rückt zweifellos stärker ins Blickfeld der Anleger", sagte Claude Zehnder, Anlagestratege bei der Zürcher Kantonalbank am Freitag. Für übertriebene Zinserhöhungsängste sei es aber noch zu früh. Ähnlich wurde das auch an anderen europäischen Aktienmärkten gesehen. Während nämlich in Asien die Kurse deutlich nachgegeben hatten, tendierten die Börsen in Europa überwiegend fester.
Der Schweizer Standardwerteindex SMI<.SSMI> notierte am Freitag im späten Handel um 0,9 Prozent höher bei 6693 Punkten und damit auf einem Niveau, das zuletzt im Herbst 2008 erreicht worden war. Im Vergleich zur Vorwoche beträgt das Kursplus gut vier Prozent.
Die US-Notenbank Fed hatte am Donnerstag den Diskontsatz um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent angehoben und damit Notkredite für Banken verteuert. Fed-Vertreter beteuerten, dass lediglich eine Normalisierung der Konditionen für die Liquiditätsversorgung des Finanzsystems angestrebt werde und es noch keine geldpolitische Wende gebe. Dennoch keimten umgehend Sorgen vor weiteren Zinserhöhungen auf. Weiterer Aufschluss über die Zinspolitik wird nun von einer Rede von Fed-Chef Ben Bernanke am Mittwoch erwartet.
"Das Thema Zinsen ist durch die US-Zinserhöhung zweifellos wieder stärker ins Bewusstsein der Anleger gerückt. Aber für Zinserhöhungen in Europa ist es noch zu früh", sagte ein Börsenhändler. Die Wirtschaftserholung stehe auf wackeligen Beinen und es sei fraglich, wie es nach dem Auslaufen der staatlichen Unterstützungsprogramme weitergeht. Für neue Programme dürfte das Geld fehlen.
Thomas Jordan, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank, hatte jüngst bekräftigt, dass es noch zu früh für einen Ausstieg aus der Nullzinspolitik sei. Die Geldpolitik könne aber nicht für alle Ewigkeit so expansiv bleiben.
Angesichts der Zinsängste dürften US-Konjunkturdaten in nächster Zeit stärkere Beachtung finden. In Amerika scheine die Erholung weiter fortgeschritten als in Europa, wo die hohe Verschuldung viele Staaten zum Sparen zwingt und stärkeres Wachstum verhindert.
In der kommenden Woche stehen in den USA neben den BIP-Daten auch Angaben zum Verbrauchervertrauen, zum Wohnungsmarkt und zur Auftragslage bei den Investitionsgütern sowie die wöchentlichen Arbeitsmarktzahlen auf der Agenda. In Europa dürften der deutsche Ifo- und der europäische Geschäftsklimaindex sowie die deutschen Arbeitsmarktdaten auf Interesse stossen. In der Schweiz werden das KOF-Konjunkturbarometer und der UBS-Konsumindikator publiziert.
Von Unternehmensseite sind kaum Impulse zu erwarten. Die Schweizer Grosskonzerne haben ihre Jahresabschlüsse zum überwiegenden Teil schon veröffentlicht. Auch in den USA ist die Ergebnissaison nahezu abgeschlossen. Hingegen erreicht die Berichtssaison in Deutschland den Höhepunkt. Ein Drittel der im Dax<.GDAX> vertretenen Unternehmen legt die Bilanz vor.
In der Schweiz stehen unter anderem die Ergebnisse des
Anlagenbauers Sulzer
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Paul Arnold)