FRANKFURT (dpa-AFX) - Am siebten Handelstag nach Bekanntwerden des Manipulationsskandals bei Volkswagen scheinen sich die Anleger langsam etwas zu beruhigen. Die Kursausschläge fielen zuletzt deutlich geringer aus als an den Vortagen. Von Erholung kann aber noch keine Rede sein: Gegen Mittag lag die im deutschen Leitindex Dax vertretene Vorzugsaktie (XETRA:VOW3) 1,30 Prozent im Minus bei 98,01 Euro.
Weitere negative Analystenstimmen und der Rauswurf aus den prestigeträchtigen Dow-Jones-Nachhaltigkeitsindizes hatten die Vorzugsaktie am Morgen noch auf 94,36 Euro gedrückt - das war das tiefste Niveau seit vier Jahren. Vor dem Hochkochen der Affäre war das VW-Papier 162,40 Euro wert, was einen Einbruch von 40 Prozent zum aktuellen Niveau bedeutet.
UNSICHERHEIT HÄLT AN
Analyst Stefan Burgstaller von der US-Investmentbank Goldman Sachs sieht die VW-Aktie ganz im Zeichen enormer Unsicherheit - nicht nur hinsichtlich der Rückrufkosten und möglichen Strafzahlungen, sondern auch einer skeptischeren Sicht auf Diesel-Pkw in der Zukunft. Sein Kursziel liegt bei 100 Euro - folglich lautet seine Empfehlung an die Anleger, die Aktie zu verkaufen.
Nach Einschätzung des Goldman-Experten kalkuliert der Aktienmarkt eine Sonderbelastung bei der VW-Aktie von 11,3 Milliarden Euro ein. So ist auch der massive Einbruch zu erklären. Bis jetzt sind 28 Milliarden Euro an Börsenwert bei VW verpufft - soviel ist die Deutsche Post insgesamt an der Börse wert. Der VW-Konzern selbst brachte zuletzt noch gut 49 Milliarden Euro auf die Waage.
AUTOZULIEFERER KÖNNTEN PROFITIEREN AUF LANGE SICHT
Mit VW sind auch die Aktien anderer Autofirmen merklich abgesackt, unter anderem von Daimler (XETRA:DAIGn) und BMW (XETRA:BMWG), aber auch von Peugeot (PSE:PUG) (FSE:PEU) oder Renault (PSE:PRNO) (FSE:RNL). Selbst in den USA und Japan waren die Auswirkungen des Börsenbebens zu spüren - denn Beobachter rechnen mit schärferen Auflagen bei Abgastests, was teure Neuentwicklungen nach sich ziehen würde.
Mittlerweile sind die Kurse in der Branche aber derart im Keller, dass am Dienstag manche Anleger schon wieder auf Schnäppchenjagd gingen. Gesucht waren vor allem Autozulieferer wie Continental (XETRA:CONG). Sie sieht Goldman-Analyst Burgstaller als möglicherweise größte Profiteure von "Dieselgate" - wenn etwa die Autofirmen künftig effektivere Abgasreinungsanlagen in ihre Fahrzeuge einbauen müssen.