FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. Mai 2012. Rohstoffinvestitionen sind angesichts der unsicheren Zukunft für die Gemeinschaftswährung weiterhin auf dem Rückzug. Auch Gold als Sicherheitswährung verliert an Kraft; laut vieler Rohstoffanalysten aber nur vorübergehend.
Mit steigendem Risiko eines Austritts Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung orientieren sich Anleger zunehmend auf den US-Dollar und setzen damit dem Euro zu. Das zumindest ist die Beobachtung von Gabor Vogel. 'Dadurch sind viele Rohstoffpreise stark unter Druck geraten.'
ETF Securities bestätigt den Abbau von risikoreicheren Investments zugunsten von Staatsanleihen und Geldmarktprodukten. 'Investoren haben in der vergangenen Woche breit gestreut Mittel aus Rohstoff-ETCs abgezogen', berichtet Nigel Longley. 'Nur in Zucker gab es geringe Zuflüsse.'
Ob und wann sich die Situation stabilisiert, bringen laut Vogel die kommenden zwei Monate an den Tag bringen. Nach den Wahlen einer neuen griechischen Regierung am 17. Juni wisse man mehr. Zudem gebe es unterschiedliche Auffassungen innerhalb des Euroraums über den Stabilisierungspakt und die Einführung von Eurobonds. Deshalb bleibe die Lage an den Rohstoffmärkten zwar weiterhin wackelig. 'Wir gehen aber grundsätzlich davon aus, dass sich die Eurokrise lösen lässt', meint der Rohstoffanalyst der DZ Bank.
Abflüsse aus Gold-ETCs setzen sich fort
Für ETF Securities sind die Verluste der Anleger eine Ursache für die starke Bewegung raus aus Gold. 'Bei Gold-ETCs haben wir in der vergangenen Woche die höchsten Mittelabflüsse seit rund zwei Monaten gesehen', berichtet Nigel Longley, der in diesem Anlegerverhalten ein Muster sieht. Bereits in den Jahren 2008 und 2011 habe das Unternehmen ähnliche Bewegungen in den Gold-ETCs beobachtet, bevor es wieder zu starken Mittelzuflüssen gekommen sei. Denn Gold eigne sich wegen seiner hohen Liquidität besonders gut für schnelle Portfolioanpassungen bei geänderten Risikostrukturen.
Flucht aus Gold nur vorübergehend
Seit September vergangenen Jahres hat der Goldpreis in der Spitze rund 20 Prozent an Wert verloren. Den jüngsten Ausverkauf bei dem Edelmetall begründet Vogel ebenfalls mit der starken Anlegerorientierung Richtung US-Dollar. Als erstaunlich bezeichnet er die gegenläufige Bewegung von Goldpreis und Inflation. 'Dieses Phänomen wird sich gegen Ende des Jahres wieder auflösen', ist Vogel überzeugt und stellt einen Goldpreis von 1.850 US-Dollar pro Feinunze in den kommenden zwölf Monaten in Aussicht.
Als fundamental nicht gerechtfertigt sieht auch Eugen Weinberg von der Commerzbank den jüngsten Preisrückgang bei Gold. 'Immerhin haben wir negative Realzinsen und eine ungelöste Staatsschuldenkrise im Euroraum.'
Ob die Kehrtwende bereits eingesetzt hat, sei zu bezweifeln. Florian Perini von Flow Traders beschreibt den Handel mit physisch besicherten Gold-ETCs der vergangenen zwei Wochen jedenfalls als tendenziell ausgeglichen. Beide Seiten gespielt würden etwa bei Xetra-Gold (WKN A0S9GB), beim ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) und beim db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G). Gleichermaßen Zu- und Abflüsse gebe es für Silber zum Beispiel im ETFS Physical Silver (WKN A0N62F).
Öl nur zeitweise billiger
Steigende Lagerbestände und die Eurokrise wirkten zudem auf den Ölpreis und verhindern laut Perini ein erneutes Ausbrechen nach oben. 'Einige Investoren setzen gar auf einen weiteren Kursverfall und legen sich Short-Produkte auf Öl ins Depot.' Als von der OPEC gewollt beschreibt Vogel den vergleichsweise niedrigen Ölpreis. 'Insbesondere Saudi Arabien hält sich zugunsten der globalen Konjunkturstabilität derzeit zurück und stabilisiert den Preis bei rund 107 US-Dollar für die Nordseesorte Brent.' In zwölf Monaten sehe dies wieder anders aus. 'Dann haben wir vermutlich Preise um die 120 US-Dollar pro Fass.'
Anleger trennen sich von Öl-ETCs
Zunächst erwarten Anleger offenbar weiter sinkende Ölkurse. Im Handel spricht Perini von überwiegend Abgaben in Öl-ETCs. Abgestoßen worden sind Flow Traders zufolge zum Beispiel der ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX) und der ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM). Tendenziell in Anlegerdepots wandere beispielsweise der ETFS Short Crude Oil (WKN A0V9XY). 'Die meisten Abflüsse gab es aus Öl-ETCs der Nordseesorte Brent', meldet Longley, der von einer Verringerung der Preisspanne zwischen den beiden Ölsorten WTI und Brent berichtet.
Teureres Aluminium in Sicht
Mit dem Preisrutsch des Aluminiums auf rund 2.000 US-Dollar pro Tonne würden die Produktionskosten in etwa 10 Prozent der weltweiten Aluminiumwerke zum Problem. 'Bei diesen Betrieben liegen die Herstellungskosten mit rund 2.300 US-Dollar deutlich über dem Marktpreis', bemerkt Vogel und erwartet deshalb ein Zurückfahren der Produktionskapazitäten für Aluminium in den kommenden Monaten. Die derzeit hohen Lagerbestände böten zudem ein verzerrtes Bild. '70 bis 80 Prozent der Lagerware stehen dem Markt aufgrund von Termingeschäften nicht zur Verfügung.' Deshalb erwarte Vogel zumindest für dieses Basismetall einen Preisanstieg mit einem Potenzial um die 30 Prozent auf 2.650 US-Dollar pro Tonne noch in diesem Jahr.
Marktbreite Rohstoff-ETFs im Gleichgewicht
Abschließne berichtet Perini von eonem ausgeglichenen Handel in ETCs, die Körbe verbriefen und an Rohstoff-Indizes gekoppelte ETFs. 'Bei breiter aufgestellten Rohstoff-Trackern gibt es zu gleichen Teilen Käufer und Verkäufer.' Ausgeglichen gehandelt würde etwa der Lyxor Commodities (WKN A0JC8F), der iShares Dow Jones UBS Commodity Swap (WKN A0H072), der RBS Market Access Rogers International Commodity (WKN A0JK68) sowie der EasyETF S&P GSCI (WKN A0EAZC).
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© 23. Mai 2012/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Mit steigendem Risiko eines Austritts Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung orientieren sich Anleger zunehmend auf den US-Dollar und setzen damit dem Euro zu. Das zumindest ist die Beobachtung von Gabor Vogel. 'Dadurch sind viele Rohstoffpreise stark unter Druck geraten.'
ETF Securities bestätigt den Abbau von risikoreicheren Investments zugunsten von Staatsanleihen und Geldmarktprodukten. 'Investoren haben in der vergangenen Woche breit gestreut Mittel aus Rohstoff-ETCs abgezogen', berichtet Nigel Longley. 'Nur in Zucker gab es geringe Zuflüsse.'
Ob und wann sich die Situation stabilisiert, bringen laut Vogel die kommenden zwei Monate an den Tag bringen. Nach den Wahlen einer neuen griechischen Regierung am 17. Juni wisse man mehr. Zudem gebe es unterschiedliche Auffassungen innerhalb des Euroraums über den Stabilisierungspakt und die Einführung von Eurobonds. Deshalb bleibe die Lage an den Rohstoffmärkten zwar weiterhin wackelig. 'Wir gehen aber grundsätzlich davon aus, dass sich die Eurokrise lösen lässt', meint der Rohstoffanalyst der DZ Bank.
Abflüsse aus Gold-ETCs setzen sich fort
Für ETF Securities sind die Verluste der Anleger eine Ursache für die starke Bewegung raus aus Gold. 'Bei Gold-ETCs haben wir in der vergangenen Woche die höchsten Mittelabflüsse seit rund zwei Monaten gesehen', berichtet Nigel Longley, der in diesem Anlegerverhalten ein Muster sieht. Bereits in den Jahren 2008 und 2011 habe das Unternehmen ähnliche Bewegungen in den Gold-ETCs beobachtet, bevor es wieder zu starken Mittelzuflüssen gekommen sei. Denn Gold eigne sich wegen seiner hohen Liquidität besonders gut für schnelle Portfolioanpassungen bei geänderten Risikostrukturen.
Flucht aus Gold nur vorübergehend
Seit September vergangenen Jahres hat der Goldpreis in der Spitze rund 20 Prozent an Wert verloren. Den jüngsten Ausverkauf bei dem Edelmetall begründet Vogel ebenfalls mit der starken Anlegerorientierung Richtung US-Dollar. Als erstaunlich bezeichnet er die gegenläufige Bewegung von Goldpreis und Inflation. 'Dieses Phänomen wird sich gegen Ende des Jahres wieder auflösen', ist Vogel überzeugt und stellt einen Goldpreis von 1.850 US-Dollar pro Feinunze in den kommenden zwölf Monaten in Aussicht.
Als fundamental nicht gerechtfertigt sieht auch Eugen Weinberg von der Commerzbank den jüngsten Preisrückgang bei Gold. 'Immerhin haben wir negative Realzinsen und eine ungelöste Staatsschuldenkrise im Euroraum.'
Ob die Kehrtwende bereits eingesetzt hat, sei zu bezweifeln. Florian Perini von Flow Traders beschreibt den Handel mit physisch besicherten Gold-ETCs der vergangenen zwei Wochen jedenfalls als tendenziell ausgeglichen. Beide Seiten gespielt würden etwa bei Xetra-Gold (WKN A0S9GB), beim ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) und beim db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G). Gleichermaßen Zu- und Abflüsse gebe es für Silber zum Beispiel im ETFS Physical Silver (WKN A0N62F).
Öl nur zeitweise billiger
Steigende Lagerbestände und die Eurokrise wirkten zudem auf den Ölpreis und verhindern laut Perini ein erneutes Ausbrechen nach oben. 'Einige Investoren setzen gar auf einen weiteren Kursverfall und legen sich Short-Produkte auf Öl ins Depot.' Als von der OPEC gewollt beschreibt Vogel den vergleichsweise niedrigen Ölpreis. 'Insbesondere Saudi Arabien hält sich zugunsten der globalen Konjunkturstabilität derzeit zurück und stabilisiert den Preis bei rund 107 US-Dollar für die Nordseesorte Brent.' In zwölf Monaten sehe dies wieder anders aus. 'Dann haben wir vermutlich Preise um die 120 US-Dollar pro Fass.'
Anleger trennen sich von Öl-ETCs
Zunächst erwarten Anleger offenbar weiter sinkende Ölkurse. Im Handel spricht Perini von überwiegend Abgaben in Öl-ETCs. Abgestoßen worden sind Flow Traders zufolge zum Beispiel der ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX) und der ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM). Tendenziell in Anlegerdepots wandere beispielsweise der ETFS Short Crude Oil (WKN A0V9XY). 'Die meisten Abflüsse gab es aus Öl-ETCs der Nordseesorte Brent', meldet Longley, der von einer Verringerung der Preisspanne zwischen den beiden Ölsorten WTI und Brent berichtet.
Teureres Aluminium in Sicht
Mit dem Preisrutsch des Aluminiums auf rund 2.000 US-Dollar pro Tonne würden die Produktionskosten in etwa 10 Prozent der weltweiten Aluminiumwerke zum Problem. 'Bei diesen Betrieben liegen die Herstellungskosten mit rund 2.300 US-Dollar deutlich über dem Marktpreis', bemerkt Vogel und erwartet deshalb ein Zurückfahren der Produktionskapazitäten für Aluminium in den kommenden Monaten. Die derzeit hohen Lagerbestände böten zudem ein verzerrtes Bild. '70 bis 80 Prozent der Lagerware stehen dem Markt aufgrund von Termingeschäften nicht zur Verfügung.' Deshalb erwarte Vogel zumindest für dieses Basismetall einen Preisanstieg mit einem Potenzial um die 30 Prozent auf 2.650 US-Dollar pro Tonne noch in diesem Jahr.
Marktbreite Rohstoff-ETFs im Gleichgewicht
Abschließne berichtet Perini von eonem ausgeglichenen Handel in ETCs, die Körbe verbriefen und an Rohstoff-Indizes gekoppelte ETFs. 'Bei breiter aufgestellten Rohstoff-Trackern gibt es zu gleichen Teilen Käufer und Verkäufer.' Ausgeglichen gehandelt würde etwa der Lyxor Commodities (WKN A0JC8F), der iShares Dow Jones UBS Commodity Swap (WKN A0H072), der RBS Market Access Rogers International Commodity (WKN A0JK68) sowie der EasyETF S&P GSCI (WKN A0EAZC).
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© 23. Mai 2012/Iris Merker
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