* Aussicht auf nachhaltige EU-Hilfe peppt Südeuropa auf
* Börsen profitieren von Erholung bei Finanzwerten
* Doch dürfte sich am Nord-Süd-Gefälle wenig ändern
- von Daniela Pegna -
Frankfurt, 17. Feb (Reuters) - Hohe Schulden, geringes Wirtschaftswachstum - diese explosive Mischung ließ Investoren im vergangenen Jahr an der Finanzkraft vieler südeuropäische Länder zweifeln. Anleger mieden die Aktienmärkte dieser Länder wie der Teufel das Weihwasser. Die Leitindizes in Mailand, Madrid und Athen brachen um bis zu 36 Prozent ein. Doch in diesem Jahr scheint vieles anders. "Anleger haben die südeuropäischen Aktienmärkte wiederentdeckt", sagt Bernd Krampen, Aktienstratege bei der NordLB. Die Hoffnung, dass Europa seine Schuldenkrise tatsächlich in den Griff bekommt, ist größer geworden.
Die Aussicht auf ein umfangreiches und nachhaltiges Gesamtpaket, das die Euro-Staaten spätestens bis Ende März schüren wollen, aber auch die Reformen im spanischen Bankensektor, mit dem das Land seinen angeschlagenen Finanzsektor aus eigener Kraft zurück auf Kurs bekommen will, haben die Totengräberstimmung etwas weichen lassen. Das spanische Börsenbarometer Ibex<.IBEX> legte seit Januar mehr als zwölf Prozent zu, die Leitindizes Italiens<.FTMIB> und Griechenlands<.ATG> schossen sogar um gut 15 beziehungsweise 18 Prozent in die Höhe. Profitieren konnten die Indizes vor allem von der jüngsten Erholungsrally bei den Finanzwerten, die in den südeuropäischen Börsenbarometern besonders stark gewichtet sind. Zum Vergleich: Der Dax<.GDAXI>, der die Konkurrenz in Europa im vergangenen Jahr weit hinter sich gelassen hatte, kommt bislang auf ein Plus von gut sieben Prozent.
"Letztlich glaubt der Markt daran, dass die EU alles dafür tun wird, die Krise nicht eskalieren zu lassen - von daher gewinnen auch die Aktienmärkte in Europas Peripherie wieder an Wert", sagt Neil Dwane, Chief Investment Officer Europe bei RCM, einer Tochtergesellschaft von Allianz Global Investors.
ERHOLUNG STEHT AUF WACKELIGEN FÜßEN
Allerdings, so mahnen Analysten und Fondsmanager, steht die Erholung auf wackligen Füßen. "Es wäre zu früh, jetzt schon das Ende der europäischen Schuldenkrise auszurufen", sagt Thomas Grüner, Aktienstratege bei der LBB. "Wir mögen langfristig auf dem richtigen Weg sein, aber derzeit gibt es noch immer große Probleme zu lösen." Ungewiss bleibe vor allem, wie Griechenland seinen hohen Schuldenstand abbauen und wie eine Umschuldung aussehen könnte. Im Mai 2010 war das Mittelmeerland als erstes Land mit milliardenschweren Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) vor der Pleite bewahrt worden. Für 2013 wird die Schuldenlast Griechenlands auf 158 Prozent des Bruttoinlandsprodukts geschätzt. Am Markt mehren sich daher Zweifel, ob das Land in der Lage ist, seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Auch die Ausgestaltung des permanenten Krisenstrategie ist nach Einschätzung Grüners noch mit vielen Fragezeichen versehen. Inzwischen haben sich die Euro-Staaten zwar darauf geeinigt, dass der dauerhafte Krisenfonds ESM mit mehr Finanzkraft ausgestattet werden soll. Alle weiteren Einzelheiten stehen aber noch zur Diskussion, ebenso wie der von Deutschland und Frankreich geforderte neue Pakt für Wettbewerbsfähigkeit. Über das Gesamtpaket gegen die Schuldenkrise, bestehend aus Rettungsfonds und Reformen, soll beim EU-Gipfel am 24. und 25. März entschieden werden.
Ausschlaggebend für die Aktienmärkte in Südeuropa dürfte laut Chef-Fondsmanager Dwane aber auch sein, wie sich die Wirtschaft in den südeuropäischen Ländern entwickeln wird. Kann die Erholung trotz der riesigen Sparpakete nachhaltig Fuß fassen, dürften die Märkte in Südeuropa auch langfristig wieder mehr Anleger locken, prognostiziert der Kapitalmarkt-Experte.
Noch scheint das Konjunkturgefälle in der Euro-Zone aber eher zu- statt abzunehmen: Während in Deutschland und Frankreich im vierten Quartal die Wirtschaftsleistung wuchs, schrumpfte sie in Griechenland und Portugal. In Italien ist die Erholung der Wirtschaft Ende 2010 fast zum Erliegen gekommen, allein Spanien kämpft sich - wenn auch im Schneckentempo - aus der Krise.
Für Commerzbank-Analyst Christoph Weil ist damit klar: "An der tiefen Spaltung der Euro-Länder wird sich nichts ändern." Nach Einschätzung der meisten Experten bleiben die Volkswirtschaften im Norden besser aufgestellt als der Rest des Euro-Raums.
(Reporter: Daniela Pegna; unter Mitarbeit von Andrea Lentz; redigiert von Olaf Brenner)