Zürich, 12. Aug (Reuters) - Die Schweizer Börse hat am Freitag die Erholung fortgesetzt und kräftig zugelegt. Deckungskäufe vor dem Wochenende, der erstarkende Euro und sinkende Risikozuschläge für Anleihen von Staaten an der europäischen Peripherie sorgten für steigende Kurse. Händler sprachen dabei aber mehr von einer technischen Erholung, nachdem der Leitindex SMI seit Anfang Monat fast 20 Prozent eingebüsst hatte. Der SMI, der am Vortag bereits fünf Prozent gestiegen war, notierte kurz vor Schluss um 3,7 Prozent höher auf 5216 Punkten. Der breite SPI legte 3,6 Prozent auf 4764 Zähler zu.
"Nach Panikverkäufen schritten die Anleger zu panikartigen Eindeckungen", sagte ein Händler. Wie lange sich die Gegenbewegung fortsetze, sei ungewiss. Das Angstbarometer Volatilitätsindex gab zwar deutlich nach, stand aber mit 42 Punkten immer noch auf einem relativ hohen Niveau und illustrierte die weiterhin hohe Nervosität der Marktteilnehmer. "Die Probleme sind ja nicht gelöst, bestenfalls genügend in die Kurse eingearbeitet", sagte ein Händler. "Vor dem Wochenende habe niemand short oder long sein wollen. "Man weiss nie, was über das Wochenende alles beschlossen wird", sagte ein Händler.
Auch der Schwächeanfall des Franken unterstützte die Aufwärtsbewegung, sagten Händler. Die starke Erholung des Euro dürfte die Marktteilnehmer überrascht haben. "Die Drohung der SNB wirkt Wunder", sagte ein Händler. "Das hat die Deckungskäufe erst recht angeheizt."
Den grössten Beitrag zum Anstieg des SMI lieferten die drei schwergewichteten Papiere von Nestle , Novartis und Roche mit Gewinnen von zwei bis vier Prozent. Händler führten dies auf Futures-bezogene Käufe zurück.
Kräftige Gewinne verzeichneten die Finanzaktien: Zurich schnellte nach dem Anstieg vom Vortag um weitere sechs Prozent nach oben. Swiss Life , deren Halbjahresbericht kommende Woche bevorsteht, kletterten um sieben Prozent in die Höhe.
Die Titel der Grossbanken UBS und Credit Suisse rückten um rund vier Prozent vor. Die Titel der Bank Julius Bär zogen 5,5 Prozent an. Ein Händler sagte, das Verbot von Leerverkäufen an einzelnen europäischen Börsen sei eine psychologische Entlastung für die Banken dieser Länder. "Die Angst vor einem Sturz ins Bodenlose ist vorläufig weg." Daher erhole sich der Sektor deutlich. Der europäische Bankindex gewann fast vier Prozent.
Gesucht waren aber auch Aktien aus dem Industriebereich, die jüngst im Sog neu aufgeflammter Konjunkturängste massiv unter Druck gestanden hatten. So zogen die Aktien des Elektrotechnikkonzerns ABB und des Zementherstellers Holcim mehr als drei Prozent an. Der Chemiewert Clariant schnellte zehn Prozent hoch. Arbonia-Forster schossen über 13 Prozent in die Höhe. Vor allem kleiner kapitalisierte Werte aus dem Maschinen- und Baubereich seien übertrieben stark unter die Räder geraten, sagte ein Händler. "Die Aktien wurden auf einem Niveau gehandelt, das eine schwere Rezession vorwegnimmt." "Das war schon etwas sehr übertrieben", sagte auch eine anderer Händler.
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Oliver Hirt)