* Zinsvorteil beschert Euro ein Plus von vier Prozent
* EFSF-Anleihe brachte für den Euro die Wende
* US-Schuldenkrise nicht mehr komplett ausgeblendet
- von Andrea Lentz -
Frankfurt, 03. Mär (Reuters) - Verkehrte Welt am Währungsmarkt: Während anderswo die Investoren angesichts der Kämpfe um Libyen in Panik geraten, bleiben die Dollar- und Euro-Anleger cool. Der Dollar - normalerweise in Krisenzeiten als Weltleitwährung unangefochten die Nummer eins - bewegt sich kaum, und falls doch, dann nach unten. Mit rund 1,38 Dollar verharrte der Euro dagegen bei einem Vier-Monats-Hoch.
2008 war das noch ganz anders. Fast von einem Tag auf den
anderen beendete der Euro
"Der sichere Hafen des Dollar wird nicht mehr als so stark angesehen", erklärt Helaba-Analystin Viola Stork. In diesem Jahr hat sich der Euro - für viele Börsianer erstaunlich - gut entwickelt. Vier Prozent hat er seit Jahresbeginn zugelegt, nachdem er 2010 noch sieben Prozent eingebüßt hatte. Grund dafür ist die Einschätzung der Anleger, die Europäische Zentralbank (EZB) werde schneller als die US-Notenbank (Fed) wieder zur Normalität zurückkehren und die Zeit der ultra niedrigen Zinsen beenden. "Die EZB ist bei der Inflationsbekämpfung einfach härter - während die Fed nur auf die Arbeitslosenraten starrt", sagt Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann.
Schon einmal haben die Devisenmärkte dieses Szenario durchgespielt: Im Herbst vergangenen Jahres war der Euro über 1,42 Dollar geklettert und die Schuldenkrise in Europa schien erledigt - bis der Kapitalbedarf der irischen Banken das Thema wieder in Erinnerung brachte. Die anschließende Rutschpartie des Euro ging bis unter 1,29 Dollar im Januar.
Neben den Zinsspekulationen ist auch die Entwicklung der Schuldenkrise ein Grund für die Euro-Erholung. Nach der erfolgreichen Platzierung der ersten Anleihe des EFSF-Rettungsschirms im Januar sahen die Anleger für die Euro-Zone wieder Licht am Horizont. Ganz ad acta legen wollen sie das Thema aber noch nicht. "Die Schuldenkrise ist in den Hintergrund gerückt, aber sie schwelt weiter", sagt Stork. Und Leuchtmann rechnet weiterhin vor allem langfristig mit Problemen für den Euro, die von der Schuldenkrise herrühren.
Andere Analysten blicken dagegen über den großen Teich. "Den Amerikanern sind ihre Schulden schon lange über den Kopf gewachsen", sagen einige. "Was da abgeht, ist schlimmer als Griechenland", erklären andere. Einige Experten fürchten, dass in den USA in diesem Jahr viele Städte ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können. Auch bei den Bundesstaaten haben sich hohe Schuldenberge aufgetürmt, wie dieser Tage der Streit um den Haushalt für Wisconsin vor Augen führte. In Washington streiten sich Demokraten und Republikaner um eine Obergrenze für das Bundesbudget, was im Extremfall zu einer zeitweiligen Einstellung der Arbeit der Regierung führen könnte. Schließlich könnte der Markt für Kommunalanleihen (Munis) ins Wanken geraten. Er hat mit rund 2,8 Billionen Dollar ein Volumen wie seinerzeit die verbrieften Immobilien-Kredite.
Sollte Europa früher als die USA auf einen soliden fiskalischen Pfad zurückkehren und seine Schulden effektiv reduzieren, würde dies den Euro weiter stärken, erläutert Analyst Mario Mattera von der Metzler Bank. Und Leuchtmann - eigentlich ein Befürworter eines starken Dollar - erwartet für die US-Währung eine weitere Schwächung von der politischen Seite. Die Datenlage sei in Ordnung, aber man könne nicht ausschließen, dass der Streit zwischen Demokraten und Republikanern in Washington zum Harakiri führe, warnt er.
(unter Mitarbeit von Andy Bruce und Daniela Pegna; redigiert von Angelika Stricker)