Hamburg, 19. Nov (Reuters) - Volkswagen VOWG_p.DE hat einem Insider zufolge bereits Mitte August und damit mehrere Wochen vor der offiziellen Bekanntgabe von Unregelmäßigkeiten bei Emissionswerten gewusst. Bereits am 19. August habe es ein Treffen von VW-Ingenieuren mit Vertretern der kalifornischen Umweltbehörde CARB gegeben, sagte eine Person mit Kenntnis des Sachverhalts der Nachrichtenagentur Reuters und bestätigte damit einen Bericht des "Handelsblatts" (Donnerstagausgabe). Dabei seien Ungereimtheiten bei der Software von Dieselmotoren eingeräumt worden. Zu dem Zeitpunkt sei noch nicht klar gewesen, ob es sich um eine Abschaltsoftware handelte. Auch sei das Ausmaß der Manipulation unklar gewesen.
Volkswagen erklärte, man habe rechtskonform gehandelt. Als die Sachlage klar gewesen sei, habe man informiert. Der Konzern hatte am 18. September auf Druck der CARB und der Bundesbehörde EPA zugegeben, Abgaswerte mit einer Software geschönt zu haben. Dem war ein monatelanges Ringen mit den US-Umweltbehörden vorausgegangen. Weltweit sind bis elf Millionen Fahrzeuge von der Manipulation betroffen. Allein in Europa will Volkswagen 8,5 Millionen Wagen in die Werkstätten rufen, um den Betrug zu beenden.
Die Zeitung druckte einen als "streng vertraulich" eingestuften Aktenvermerk der niedersächsischen Staatskanzlei ab. Daraus geht hervor, dass Vertreter des Unternehmens bei dem Treffen mit der CARB im August teilweise zugegeben hätten, dass es eine Einrichtung zur Beeinflussung von Abgaswerten gebe. Am 3. September seien alle Details zu der Abschaltsoftware offengelegt worden. Eine Sprecherin der Staatskanzlei sagte, sie gehe davon aus, dass der vom "Handelsblatt" abgedruckte Vermerk aus einer vorübergehend verschwundenen Handakte stamme. Sie habe keinen Zweifel an der Echtheit des Dokuments.