* Arcandor auf Talfahrt
* Volkswagen größter Dax-Gewinner
(neu: Händleraussagen)
Frankfurt, 08. Jun (Reuters) - Gewinnmitnahmen haben den
Dax<.GDAXI> zu Wochenbeginn wieder unter die Marke von 5000
Punkten gedrückt. Der Leitindex fiel am Montag bei geringen
Umsätzen um 1,6 Prozent auf 4997 Zähler. "Nach den Kursgewinnen
der vergangenen Monate nutzen Anleger die Chance, Kasse zu
machen", sagte ein Händler. Impulse von Konjunktur- und
Unternehmensseite gebe es so gut wie keine. Nachdem zuletzt auf
Basis der Frühindikatoren auf eine Wirtschaftserholung
spekuliert wurde, müsse nun die Realwirtschaft den Optimismus
erst einmal untermauern, betonte Hans-Jürgen Delp, Chefstratege
Privatkunden von der Commerzbank. "Man wandelt hier auf sehr
dünnem Eis. Wenn die Erwartungshaltung nicht bestätigt wird,
kann es schnell zu Rückschlägen kommen." Anleger hielten sich
trotz des Dax-Anstieg seit März um rund 40 Prozent mit
langfristigen Investments weiter zurück. "Es ist nicht so, dass
jetzt alle auf den Zug aufspringen wollen. Die Finanzkrise hält
weiter an, es ist zu früh, dass die Märkte wie Phoenix aus der
Asche auferstehen", erläuterte Delp.
Hauptthema am Markt war erneut das Ringen um eine Rettung des
Handels- und Touristikkonzerns Arcandor. Die drohende
Insolvenz sorgte für einen Kurseinbruch um rund 40 Prozent bis
auf ein Jahrestief von 1,10 Euro. Die Bundesregierung zögert mit
der Entscheidung über Staatshilfe für die Karstadt-Mutter und
verlangt von den Eignern einen klaren Beitrag. Sollte es keine
Staatshilfe für Arcandor geben, werde eine Warenhausfusion mit
der Kaufhof-Mutter Metro wahrscheinlicher, urteilten
die Analysten von Unicredit. Das neue Unternehmen könnte
Synergien in Höhe von rund 400 Millionen Euro heben, hätte aber
Restrukturierungs- und Integrationskosten in selber Höhe in den
ersten zwei Jahren. Gegen Mittag lagen die im MDax<.MDAXI>
notierten Arcandor-Aktien 27 Prozent im Minus bei 1,36 Euro,
Metro-Titel notierten 1,2 Prozent höher bei 35,45 Euro.
Mit einem Plus von 4,4 Prozent setzten sich die Aktien von
Volkswagen an die Spitze der Dax-Gewinner. Anleger
spekulierten auf einen Einstieg des Emir von Katar bei
Porsche oder VW. Mit Hilfe eines Investors sei
Porsche vielleicht doch nicht gezwungen, seine Optionen zum Kauf
von VW-Aktien zu verkaufen, sagte ein Börsianer. Daher deckten
sich Anleger, die auf einen fallenden Aktienkurs gesetzt hätten,
mit VW-Papieren ein. Porsche-Titel lagen 1,1 Prozent
im Plus.
Daimler-Aktien verbuchten ein Minus von bis zu
vier Prozent. Ein Händler erklärte die Kursabschläge mit
Gewinnmitnahmen. Die Papiere des Autobauers hatten vergangene
Woche mit einem Plus von mehr als sieben Prozent zu den größten
Gewinnern im Leitindex gezählt. Kaum Reaktionen rief dagegen das
das Absatzminus von Mercedes-Benz im Mai von 12 Prozent hervor.
Deutlich besser als die Konkurrenz aus Stuttgart hielten
sich die Aktien von BMW, die nur 0,8 Prozent leichter
lagen. Die Münchener zeigten sich "verhalten optimistisch", dass
sich die Absatzzahlen im Laufe des Jahres weiter verbessern
werden. Zudem stehe die Aktie charttechnisch gut da, sagte ein
Händler.
Übernahmespekulationen beflügelten die Aktien der
Postbank. Sie setzten sich mit einem Plus von rund
sechs Prozent an die Spitze der Gewinner im MDax. Kreisen
zufolge hat die Deutsche Bank in den vergangenen
Wochen Postbank-Papiere am Markt gekauft, plant jedoch keine
beschleunigte Komplettübernahme. Laut "Handelsblatt" hat sich
die Deutsche Bank mit den Zukäufen deutlich der Marke von 30
Prozent der Postbank-Aktien angenähert. Überschreitet sie diese,
wird ein öffentliches Übernahmeangebot fällig.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Kerstin Leitel)