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FOKUS 1-Angst vor Athens Pleite - Euro kommt nicht auf die Beine

Veröffentlicht am 04.10.2011, 15:24
Aktualisiert 04.10.2011, 15:28

* Euro bleibt auf Neun-Monats-Tief unter 1,32 Dollar

* Run auf "sichere" Bundesanleihen geht weiter

* Investoren schätzen Bonität der Euroländer schlechter ein (neu: Zitate, Entwicklung, CDS)

Frankfurt, 04. Okt (Reuters) - Die aus Investorensicht steigende Wahrscheinlichkeit einer griechischen Staatspleite hat den Euro am Dienstag in Schach gehalten. Die Gemeinschaftswährung bewegte sich knapp unter 1,32 Dollar blieb damit auf dem tiefsten Stand seit Januar. Im Gegenzug zog die Nachfrage nach den als sicher geltenden Bundesanleihen an. Die zehnjährigen Papiere stiegen in der Spitze um 1,13 auf 105,07 Zähler, die Rendite lag unter 1,7 Prozent. Am Kreditmarkt begann dieses Urvertrauen in den deutschen Staat dagegen schon zu bröckeln.

"Alles was am Markt derzeit interessiert, ist die Frage, wann gibt's die nächste Tranche für Athen, und sind sie nun zahlungsunfähig oder nicht", sagte ein Händler. "Bislang hat es immer geheißen, sie brauchen das Geld Mitte Oktober, um Gehälter auszahlen zu können, auf einmal sollen sie bis November warten. Das alles verunsichert den Markt immer weiter."

Die Auszahlung der nächsten Hilfstranche an Griechenland werde wohl auf den kommenden Monat verschoben, hatte Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker gesagt. Für eine Auszahlung im Oktober werde wohl der Bericht der Geldgeber EU, EZB und IWF über die Fortschritte der griechischen Reformen nicht rechtzeitig fertig. Finanzminister Evangelos Venizelos beteuerte daraufhin, dass sein Land bis Mitte November auf die Auszahlung der nächsten Tranche warten könne ohne pleitezugehen. Investoren sahen das skeptischer. "Derzeit werden die verschiedensten Szenarien durchgespielt, welche Konsequenzen ein Zahlungsausfall Griechenlands nach sich ziehen würde", sagte der Händler. "Die Frage ist, ist das Geld aus dem Rettungsschirm dann tatsächlich nur für die Banken da?"

Laut Eurogruppen-Chef Juncker wird inzwischen eine stärkere Beteiligung der Geldinstitute am zweiten Rettungspaket erwogen. Daneben werden Möglichkeiten diskutiert, über die Aufnahme von Fremdkapital das Volumen des EFSF aufzupumpen. Als Idee kursiert, dass der Rettungsfonds über eine Zweckgesellschaft Staatsanleihen aufkauft, diese als Sicherheit bei der EZB hinterlegt und dadurch Kredite in viel höherem Volumen vergeben kann. Das Risiko läge dann bei den Mitgliedsländern der EZB. Die Commerzbank hält diesen Weg für nicht machbar. "Das würde die Bonität des EFSF untergraben", sagte der Chefvolkswirt des Instituts, Jörg Krämer. "Und es wäre auch die Demokratiefrage berührt, denn letzten Endes ginge der EFSF dann höhere Risiken ein, als die Parlamente genehmigt haben."

BONITÄT DEUTSCHLANDS WIRD SCHLECHTER BEWERTET

Angesichts der Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands beurteilen Investoren auch die Bonität anderer Euroländer zunehmend skeptisch. Kreditausfallversicherungen verteuerten sich. Besonders stark zogen angesichts des starken Griechenland-Engagement des französisch-belgischen Geldinstituts Dexia die Kosten zur Absicherung gegen einen Zahlungsausfall Frankreichs oder Belgiens an.

Aber auch die Kreditwürdigkeit Deutschlands wird von Investoren zunehmend kritisch gesehen. Die CDS auf zehnjährige Bundesanleihen verteuerten sich um fünf Basispunkte auf ein Rekordhoch von 121 Basispunkten. "Es sieht so aus, als trage Deutschland immer mehr die von den Peripherieländern ausgehenden Risiken", sagte Volkswirtin Jennifer McKeown von Capital Economics. "Selbst wenn diese Volkswirtschaften keine neuen Rettungspakete brauchen sollten; die deutschen Banken sind dort stark engagiert und sind von daher ohnehin gefährdet."

Die deutschen Institute sind nach den französischen am zweitstärksten in griechische und italienische Anleihen investiert. Mit einem Volumen von 177,9 Milliarden Dollar halten sie zudem die meisten spanischen Anleihen, wie Daten der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) per Ende März zeigen. "Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Deutschland eine ordentliche Last bei der Stützung der Eurozone zu tragen hat", sagte Analyst Gavan Nolan von Markit. (Reporter: Kirsti Knolle, redigiert von Hans Seidenstücker)

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