* Längste Dax-Gewinnserie seit vier Jahren
* Zick-Zack-Kurs bei Porsche-Aktien nach Wiedeking-Abgang
* Zeitweise Spekulationen auf Dax-Aufstieg für VW-Vorzüge
(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 23. Jul (Reuters) - Im Eiltempo ist der
Dax<.GDAXI> am Donnerstag auf ein neues Jahreshoch gestürmt. Mit
neun Tagen in Folge legte der Leitindex zudem die längste
Gewinnserie seit vier Jahren hin. Für den weltweiten Schub an
den Börsen sorgten überraschend positive US-Unternehmenszahlen,
wie zuletzt vom Mischkonzern 3M, sowie freundlichere
Konjunkturdaten.
Der Dax übertraf seinen im Juni aufgestellten Rekordstand
und kletterte um 2,5 Prozent auf 5247 Punkte. Damit lag er so
hoch wie seit November 2008 nicht mehr. "Das kam schneller und
kräftiger als gedacht", sagte ein Börsianer. Viele Investoren,
gerade aus dem Fonds- und Versicherungsbereich, hätten bislang
dem Aufwärtstrend an den Aktienmärkten nur zugesehen und könnten
nun unter Zugzwang geraten, ergänzte er.
Auch an anderen Börsen Europas sprang der Funke über: So
gewann der Londonder FTSE<.FTSE> 1,5 Prozent, der Pariser
CAC40<.FCHI> zwei Prozent. Der europäische Stoxx50<.STOXX> stieg
um 2,1 Prozent auf 2250 Punkte. In New York übersprang der Dow
Jones<.DJI> erstmals seit Januar wieder die Marke von 9000
Punkten. Zuversicht schöpften die Anleger auch wegen positiven
Tendenzen am krisengeschüttelten US-Immobilienmarkt. So stiegen
die US-Verkäufe bestehender Eigenheime in den USA im Juni
überraschend stark an. Auch die jüngsten Arbeitsmarktdaten
bargen Börsianern zufolge zumindest keine negativen
Überraschungen.
Gefragt waren europaweit Finanzwerte, nachdem die Schweizer
Großbank Credit Suisse dank florierender Geschäfte im
Investmentbanking im zweiten Quartal einen Milliardengewinn
erzielte. Der europäische Branchenindex legte 3,3 Prozent zu,
Aktien von Deutsche Bank gewanen 3,6 Prozent. In
London stiegen HSBC um 3,1 Prozent.
WIEDEKING GEHT - PORSCHE-VW-SAGA LÄUFT WEITER
Im Rampenlicht standen am Tag der Entscheidung die beiden
Autokonzerne Porsche und Volkswagen. Der
langjährige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking räumte mit
sofortiger Wirkung seinen Stuhl. Außerdem hatte der Aufsichtsrat
des Sportwagenbauers in der Nacht den Weg für eine
Kapitalerhöhung in Höhe von mindestens fünf Milliarden Euro frei
gemacht. Die Porsche-Aktie ging auf Berg- und Talfahrt und
schloss 0,3 Prozent höher bei 51,75 Euro.
Spekulationen über einen Aufstieg in den Dax<.GDAXI> der
VW-Vorzugsaktien verflüchtigten sich schnell wieder.
Die Vorzüge gaben ihre Tagesgewinne von bis zu 6,8 Prozent ab
und verloren 0,3 Prozent auf 53,50 Euro. Nach Aussagen von
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff[ID:nWEA2148]
wird das Emirat Katar über von Porsche gehaltene
VW-Optionen 17 Prozent an VW übernehmen, Börsianer hatten auf 20
Prozent spekuliert. "Sollte der von Katar übernommene Anteil
unter 20 Prozent liegen, würde der Streubesitz der
VW-Stammaktien aber knapp über zehn Prozent bleiben und sie
müssen den Dax nicht verlassen", erläuterte Aktienstratege
Christian Stocker von der Unicredit. Die VW-Stammaktien
erholten sich von Verlusten und lagen 1,2 Prozent höher bei 255
Euro.
ANLEGER HONORIEREN POST-QUARTALSZAHLEN
Auf der Gewinnerseite im Dax ganz oben standen die Titel von
ThyssenKrupp mit einem Aufschlag von 6,9 Prozent auf
19,78 Euro. Der Stahlkonzern will wegen explodierender Kosten
bei dem im Bau befindlichen Stahlwerk in Brasilien seinen
dortigen Partner stärker beteiligen. Der brasilianische
Bergbaukonzern Vale stockt für 965 Millionen Euro
seinen Anteil auf rund 27 Prozent von derzeit zehn Prozent auf.
Positiv überraschen konnte auch die Deutsche Post
mit ihren Quartalszahlen. Die Papiere kletterten um vier Prozent
auf 10,365 Euro. Der operative Gewinn ging zwar zurück, aber
dank Sparmaßnahmen nicht so stark wie von Analysten erwartet.
Allerdings zeigten sich viele Börsianer vom Ausblick des
Logistikkonzern enttäuscht, zudem lastete eine angekündigte
Umtauschanleihe der staatlichen KfW[KFW.UL] im Zuge der
fortschreitenden Privatisierung des Konzerns auf dem Aktienkurs.
Größter Verlierer im Dax waren Metro mit einem
Verlust von 1,3 Prozent. In den USA hatte die Supermarktkette
Safeway ihre Aktien mit einer Prognosesenkung auf
Talfahrt geschickt.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Olaf Brenner)