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ROUNDUP 2: Konjunkturschwäche trifft Klöckner hart - Verlust und keine Dividende

Veröffentlicht am 09.11.2011, 12:10
Aktualisiert 09.11.2011, 12:12
(neu: Aussagen aus PK zu Dividende, Zukäufen, Preisentwicklung; Aktienkurs)

DUISBURG (dpa-AFX) - Die sich abzeichnende Konjunkturschwäche trifft den Stahlhandelskonzern Klöckner & Co bereits mit voller Wucht. Im dritten Quartal rutschte das Unternehmen in die roten Zahlen. 'Wir bewegen uns wie erwartet in einem zunehmend schwierigen konjunkturellen Fahrwasser', sagte Vorstandschef Gisbert Rühl am Mittwoch in Duisburg. Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Im vierten Quartal rechnet Rühl mit einer weiteren Verschlechterung. Auch im kommenden Jahr hält Klöckner das langfristige Ziel einer operativen Marge von 6 Prozent nicht für erreichbar. Mit einem Sparprogramm samt Stellenabbau versuchen die Duisburger inzwischen gegenzusteuern. Zudem streicht das Unternehmen die geplante Dividende.

Für dieses Jahr sei eine Ausschüttung kaum darstellbar, sagte Rühl. Für 2010 hatte Klöckner noch 30 Cent je Aktie an die Anteilseigner ausgezahlt. Es war die erste Ausschüttung seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008. Ursprünglich hatte die im MDax notierte Gesellschaft in diesem Jahr die Dividende erhöhen wollen, dieses Ziel stammte aber aus dem Frühjahr, als von einer Eintrübung der Konjunktur noch nichts zu sehen war. Für das Gesamtjahr rechnet Rühl unter dem Strich nun noch maximal mit einer 'schwarzen Null', nach neun Monaten steht noch ein Gewinn von 38 Millionen Euro zu Buche.

Im dritten Quartal schrieb das Unternehmen unter dem Strich bereits einen unerwartet hohen Verlust von 11 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte Klöckner noch 14 Millionen Euro verdient. Das operative Ergebnis brach um 40 Prozent auf 37 Millionen Euro ein. 'Die Ergebnisentwicklung ist unbefriedigend', sagte Rühl. Der Umsatz legte hingegen dank der großen Zukäufe vom Jahresbeginn in den USA und Brasilien um mehr als ein Drittel auf knapp 1,9 Milliarden Euro zu. Die Börse reagierte enttäuscht. Die Aktie verlor bis zum Mittag fast 6 Prozent und rutschte auf den tiefsten Stand seit einem Monat.

Klöckner bekommt konjunkturelle Veränderungen stets besonders früh zu spüren. Im Sommer litt das Unternehmen neben der saisonalen Abschwächung auch unter der sich andeutenden Eintrübung der Wirtschaft 'Die Risiken nehmen zu, die Kunden agieren vorsichtig', erklärte Rühl. Die Versuche der Stahlhersteller, mit Produktionsdrosselungen die Preise zu stabilisieren, seien bislang weitgehend erfolglos geblieben. Das drückt bei Klöckner auf die Margen. Inzwischen sieht Rühl aber den Boden beim Preisrückgang erreicht. Er begründet diese Einschätzung auch damit, dass die Stahlhersteller keine Spielräume mehr hätten, um nicht mit Verlust zu produzieren. Sie müssten daher nun konsequenter als bisher ihre Produktion zurückfahren.

Eigentlich wollte Klöckner in diesem Jahr sein dauerhaftes Ziel einer operativen Marge von 6 Prozent erreichen, musste die Prognose aber bereits im August kappen. Im vierten Quartal rechnet das Management nun mit einem weiteren Gewinnrückgang. „Die Tendenz zeigt nach unten“, sagte Rühl. Für das kommende Jahr bleiben die Duisburger pessimistisch. Das langfristige Renditeziel sei auch 2012 noch nicht zu erreichen. In Nord- und Südamerika sei zwar mit einer steigenden Stahlnachfrage zu rechnen, in Europa aber 'allenfalls' mit einer stagnierenden. Dabei seien allerdings die Risiken angesichts der ungelösten Schuldenkrise 'weiterhin' hoch.

Mit dem im Sommer eingeleiteten Sparprogramm gab sich der Klöckner-Vorstand aber zumindest zuversichtlich, das Renditeziel nach 2012 'möglichst schnell zu erreichen'. Im vierten Quartal bringt es aber zunächst einmalige Belastungen zwischen 10 und 20 Millionen Euro. Diese will das Unternehmen durch Verkaufserlöse wieder wettmachen.

Mit dem Umbauprogramm will sich das Unternehmen von Geschäftsteilen mit einem Umsatz von rund einer halben Milliarde Euro trennen. Insbesondere in einzelnen Landesgesellschaften - etwa im sich schwach entwickelnden Spanien, aber auch in Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich - soll das Geschäft zurückgefahren werden. In Deutschland will sich Klöckner vom Geschäft mit Trägern für Großkunden verabschieden. Zum Umfang der geplanten Stellenstreichungen machte Rühl keine Angaben. Mit dem Sparprogramm soll künftig das operative Ergebnis pro Jahr 'im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich' zulegen, ein Großteil davon soll schon 2012 wirksam werden.

Von seinem langfristigen Wachstumskurs rückte Rühl nicht ab. Bis 2020 will er das Unternehmen zum weltweit führenden Stahl- und Metalldistributor machen. Dabei setzt er auf Übernahmen. Seit dem Börsengang 2006 hat Klöckner 24 Zukäufe unter Dach und Fach gebracht. Um die Kasse dafür zu füllen, griffen die Duisburger Ende Mai zu einer Kapitalerhöhung. Die brachte rund 517 Millionen Euro ein. Damit verfügt Klöckner nun über liquide Mittel von gut einer Milliarde Euro und sieht sich damit auch für eine längere Durstrecke gut gerüstet. Zukäufe erwartet Rühl kurzfristig nicht, da auch potenzielle Verkäufer derzeit abwarteten. Chancen will er aber jederzeit nutzen - vor allem in Asien./enl/kja

--- Von Erik Nebel, dpa-AFX ---

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