FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen vor einer Verschärfung der Krise in der Ukraine haben dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenausklang zugesetzt. Am Freitagnachmittag verlor der Dax (ETR:DAX) 1,10 Prozent auf 9443,64 Punkte. Bereits am Vortag hatte der Leitindex hin- und hergerissen zwischen guten Konjunkturdaten und wieder verstärkten Befürchtungen über eine Verschärfung der Lage in der Ukraine stark geschwankt, letztlich aber kaum verändert geschlossen. Auf Wochensicht steht für den Leitindex aktuell ein Plus von 0,36 Prozent zu Buche.
Der MDax (ETR:MDAX) verlor am Freitag 0,88 Prozent auf 16 131,66 Punkte, und für den TecDax (ETR:TDXP) ging es um 0,54 Prozent auf 1216,77 Punkte bergab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) verlor 0,85 Prozent auf 3162,69 Punkte.
ANLEGER BEVORZUGEN SICHERE ANLAGEN WIE BUNDESANLEIHEN
Die Essener National-Bank geht davon aus, dass wegen der Krise in der Ukraine eher sichere Anlagen wie Bundesanleihen gesucht bleiben. "Die Rhetorik der Beteiligten deutet weiterhin keinesfalls auf eine Entspannung der Lage hin", heißt es zur Begründung. Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black befürchtet, dass sich der Konflikt zumindest zwischenzeitlich noch verschärfen könnte.
Russland wirft dem Westen geopolitische Machtspiele vor und will im Fall weiterer gewalttätiger Auseinandersetzungen in der Ostukraine den Weltsicherheitsrat einschalten. Derweil beklagen die USA eine russische Missachtung des Genfer Friedensplans. Neben der Politik sowie der laufenden Berichtssaison könnten am späteren Nachmittag noch US-Konjunkturdaten für Impulse sorgen. Dann stehen die vom Marktforschungsinstitut Markit ermittelte Stimmung der Einkaufsmanager sowie das endgültige Verbrauchervertrauen der Uni Michigan auf der Agenda.
BERICHT BELASTET DEUTSCHE BANK - CONTI-ZIELE ENTTÄUSCHEN
Besonders deutlich gerieten die Aktien der Deutschen Bank (ETR:DBK) mit minus 2,03 Prozent unter Druck. Ein "Handelsblatt"-Bericht lieferte neue Nahrung für die Spekulationen über eine mögliche Kapitalerhöhung. Da die größte deutsche Bank im Vergleich zur internationalen Konkurrenz wenig Eigenkapital hat, gibt es immer wieder entsprechende Gerüchte: Erst am Donnerstag hatte die "Financial Times" geschrieben, dass Investoren die Bank zu der Ausgabe neuer Aktien drängten. Bei den Spekulationen sind Summen zwischen zwei und zehn Milliarden Euro im Gespräch. "Solange keine Fakten auf dem Tisch liegen, wird sich die Aktie weiter unterdurchschnittlich entwickeln", warnte ein Experte. Er erinnerte daran, dass die Bank bisher die grundsätzliche Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung bestritten habe.
Beim Autozulieferer und Reifenhersteller Continental (ETR:CON) standen nach Eckdaten zum ersten Quartal trotz leicht angehobener Ergebnisziele Kursverluste von 2,32 Prozent zu Buche. Die Zahlen stießen am Markt auf ein verhaltenes Echo. Ein Analyst gab außerdem zu bedenken, dass die Margenerwartungen einiger Investoren nach wie vor über dem neuen Unternehmensziel lägen.
FRESENIUS UND ANDERE DEFENSIVE TITEL BESSER ALS DAX
Die Fresenius-Titel (ETR:FRE) hielten sich mit minus 0,46 Prozent ein wenig besser als der Dax. Der Medizinkonzern sichert sich mit einem Gemeinschaftsunternehmen zwei Produktionsstätten in Russland und baut dadurch sein Geschäft in Osteuropa aus. Die Konzerntochter Kabi starte mit CJSC Binnopharm ein Joint-Venture, an dem Kabi 51 Prozent der Anteile halten werde, hieß es. Andere als defensiv geltende Aktien wie Beiersdorf (ETR:BEI) und Henkel (ETR:HEN3) hielten sich noch besser.
Im TecDax büßten die Wirecard-Papiere (ETR:WDI) 1,58 Prozent ein. Börsianer sahen Aussagen des Kreditkartenanbieters Visa (FSE:3V64) NYS:V als Belastung für den Aktienkurs des Zahlungsabwicklers. Den Äußerungen des US-Konzerns zufolge belasteten die im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen gegen Russland das Geschäft.
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---