Frankfurt, 18. Mai (Reuters) - Der Hedgefonds-Branchenverband BAI hält die auf mehr Transparenz zielenden Regulierungsvorschläge innerhalb der Europäischen Union in weiten Teilen für sinnvoll. Kritik übt der Bundesverband Alternative Investments (BAI) an einer "uneffektiven Detailversessenheit" sowie an protektionistischen Ansätzen.
"Wir als deutscher Verband fordern seit Jahren eine europäische Regulierung", sagte BAI-Geschäftsführer Frank Dornseifer am Dienstag zu Reuters. "Für die Branche und für Investoren sind einheitliche Standards wichtig. Hier in Deutschland haben wir schon vergleichsweise strenge Regeln und sehen uns gegenüber anderen europäischen Wettbewerbern im Nachteil." Ein positives Beispiel sei die geplante einheitliche Meldepflicht. Darüber sollen künftig europaweit unter anderem die Anlage-Strategien, das Risikomanagement, der Einsatz von Kredithebeln oder die Depotstelle erfasst werden.
"Der Katalog an Informationen, die offen zu legen sind, ist allerdings sehr umfangreich, und es muss hinterfragt werden, ob diese Informationen für die Aufsicht oder Investoren auch wirklich von Relevanz sind", sagte Dornseifer. "Nicht unwichtig hingegen ist die Offenlegung der fünf größten Kreditgeber samt Kreditvolumen."
Als "protektionistisch" wertet Dornseifer die Diskussionen um die Behandlung von Hedgefonds, die nicht aus der EU kommen. Der Entwurf sieht vor, dass Produkte aus EU-Ländern auch europaweit vertrieben werden dürfen. Unter welchen Bedingungen aber zum Beispiel Hedgefonds aus den USA hier verkauft werden dürfen, darüber gibt es noch heftige Diskussionen. "Es kann nicht sein, dass institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen davon abgehalten werden, außerhalb der EU zu investieren", sagte Dornseifer.
Als in der Praxis schwer umsetzbar dürften sich seiner Meinung nach viele Detailregeln erweisen. Zudem sollten nicht alle Hedgefonds in einen Topf geworfen werden. Vielmehr sollten Schwergewichte mit viel Marktmacht und umfassenden Kredithebeln addressiert werden. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass jetzt eine Vielzahl der Manager von alternativen Investmentfonds als systemrelevant gebrandmarkt werden sollen", sagte Dornseifer. "Es musste kein Hedgefonds mit Steuergeldern gerettet werden sondern Banken. In der Finanzkrise in Schwierigkeiten geratene Hedgefonds wurden abgewickelt, das war für den Anleger zwar sehr schmerzlich, aber es kam nicht zu einer systemrelevanten Kettenreaktion."
Die EU-Finanzminister legten am Dienstag ihre Position für die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament fest, um den Gesetzentwurf nach monatelanger Hängepartie rasch unter Dach und Fach zu bringen. Danach sollen sich alle Manager von Hedgefonds, privaten Beteiligungsfonds und Spezialfonds zum Vertrieb in Europa erstmals registrieren lassen und Transparenzregeln befolgen - zum Beispiel die Offenlegung ihrer bisher streng geheimen Anlagestrategien gegenüber der Aufsicht. Ziel ist, die Risiken der Branche kontrollierbarer zu machen.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Alexander Ratz)