STRASSBURG/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Mit ihren Plänen für eine europäische Bankenunion fordert die EU-Kommission die Bundesregierung heraus. Trotz massiver Kritik aus Berlin hat die EU-Kommission am Mittwoch Pläne präsentiert, wonach die neue mächtige Bankenaufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB) schon im Januar 2013 ihre Arbeit aufnehmen soll. Von Anfang 2014 an sollen dann alle 6.000 Geldhäuser in den 17 Euro-Ländern - auch die deutschen Sparkassen und Volksbanken - der europäischen Kontrolle unterliegen. Die Aufsicht soll mit Geldbußen marode Banken auf den rechten Weg bringen - und Bankenkrisen und staatliche Rettungsaktionen auf Steuerzahlerkosten verhindern.
'Dies wird das Vertrauen in die Bankenaufsicht wieder herstellen', sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Straßburg. Die neue 'Superaufsicht' ist zudem Voraussetzung dafür, dass klamme Institute künftig direkt auf Kredite aus den Euro-Rettungsfonds zugreifen können.
Damit geht Brüssel auf knallharten Konfrontationskurs zur Bundesregierung, die schon im Vorfeld gegen die Pläne mobil gemacht hatte. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält den Starttermin Januar 2013 für unrealistisch: 'Wir sollten uns davor hüten, beim Zeitplan Erwartungen zu wecken, die wir letztlich nicht einhalten können', sagte Schäuble laut einer Erklärung.
Der Minister fordert, die Aufsicht auf große Banken zu begrenzen; kleine Institute sollten 'grundsätzlich' weiter von nationalen Aufsehern geprüft werden. Deutschland kann die Pläne blockieren, weil alle 27 EU-Länder zustimmen müssen.
Die EU-Kommission setzt sich auch mit dem zweiten Baustein der Bankenunion, einer gemeinsamen Absicherung der Kundeneinlagen in Europa, über deutsche Bedenken hinweg. Die EU-Behörde beharrt auf ihrem bereits vorliegenden Vorschlag für nationale Fonds zur Einlagensicherung. Die nationalen Töpfe sollten einander im Notfall aushelfen können, 'wenn ein nationaler Fonds erschöpft ist', heißt es im Papier der EU-Kommission. Auch das lehnt die Bundesregierung ebenso wie mehrere andere Staaten ab.
Wegen der Kritik verzichtet die EU-Behörde aber darauf, einen gemeinsamen europäischen Fonds zur Einlagensicherung vorzuschlagen. Diese Idee taucht in dem Papier nicht mehr auf. Dagegen hatten vor allem deutsche Sparkassen und Genossenschaftsbanken mobil gemacht. Sie fürchten, finanziell überfordert zu werden und für Bankenpleiten in ganz Europa mit ihren Fonds einspringen zu müssen.
Bei der Aufsicht will die EU-Kommission der Europäischen Zentralbank nach Barrosos Worten 'eine Kernrolle' geben. Bei Fehlentwicklungen könnte sie hart durchgreifen: Die Aufseher sollen Bilanzen prüfen, können Geldstrafen verhängen und Banken letztlich sogar die Lizenz entziehen. Dabei sollen sie gemeinsam mit den nationalen Aufsehern handeln - in Deutschland sind das die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und die Bundesbank.
Die EZB begrüßte die Pläne. Der Vorschlag sei 'ein wichtiger Schritt', um die Finanzstabilität im Euro-Raum zu sichern, schrieb die Zentralbank in einer Mitteilung.
Die seit 2011 bestehende Bankenaufsicht EBA soll nach den EU-Plänen weiterbestehen und ihre bisherigen Aufgaben - etwa für einheitliche Kriterien bei der Aufsicht sorgen - erfüllen. EU-Länder, die den Euro nicht als Währung haben, sollen sich der Aufsicht freiwillig anschließen können.
Barroso forderte die Staaten auf, die neuen Pläne zur Bankenunion bald zu verabschieden. 'Dass die europäische Aufsicht bis Anfang nächsten Jahres eingerichtet ist, sollte für uns höchste Priorität sein.' Die Bankenaufsicht sei 'der erste Schritt zu einer Bankenunion', sagte Barroso und kündigte weitere Vorschläge für den Herbst an. Zur Bankenunion gehören neben der Aufsicht auch eine gemeinsame Einlagensicherung sowie ein Abwicklungsfonds, der Pleitebanken auffangen soll und von den Banken finanziert wird.
Von der deutschen Forderung, die Aufsicht auf große Banken zu beschränken, hält Barroso nichts: 'Die Aufsicht muss sich mit allen Banken befassen, denn Systemrisiken kann es in allen Banken geben.' Dabei verfolgt die EU-Kommission einen Stufenplan: Von Januar 2013 an soll die EU-Aufsicht für Banken zuständig sein, die Hilfe erhalten, ab Juli 2013 Großbanken und ab Januar 2014 alle Geldhäuser.
Die Sparkassen und Volksbanken erneuerten ihre Kritik. In einer gemeinsamen Erklärung warnten der Sparkassenverband DSGV und der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken davor, dass das Schutzniveau deutscher Sparer verringert werden könnte. Dagegen begrüßte der Bankenverband, der vor allem die privaten Großbanken vertritt, die Pläne: 'Der europäische Bankensektor wird mit der EZB als oberste Aufsichtsbehörde an Stabilität gewinnen.'/mt/DP/stb
'Dies wird das Vertrauen in die Bankenaufsicht wieder herstellen', sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Straßburg. Die neue 'Superaufsicht' ist zudem Voraussetzung dafür, dass klamme Institute künftig direkt auf Kredite aus den Euro-Rettungsfonds zugreifen können.
Damit geht Brüssel auf knallharten Konfrontationskurs zur Bundesregierung, die schon im Vorfeld gegen die Pläne mobil gemacht hatte. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält den Starttermin Januar 2013 für unrealistisch: 'Wir sollten uns davor hüten, beim Zeitplan Erwartungen zu wecken, die wir letztlich nicht einhalten können', sagte Schäuble laut einer Erklärung.
Der Minister fordert, die Aufsicht auf große Banken zu begrenzen; kleine Institute sollten 'grundsätzlich' weiter von nationalen Aufsehern geprüft werden. Deutschland kann die Pläne blockieren, weil alle 27 EU-Länder zustimmen müssen.
Die EU-Kommission setzt sich auch mit dem zweiten Baustein der Bankenunion, einer gemeinsamen Absicherung der Kundeneinlagen in Europa, über deutsche Bedenken hinweg. Die EU-Behörde beharrt auf ihrem bereits vorliegenden Vorschlag für nationale Fonds zur Einlagensicherung. Die nationalen Töpfe sollten einander im Notfall aushelfen können, 'wenn ein nationaler Fonds erschöpft ist', heißt es im Papier der EU-Kommission. Auch das lehnt die Bundesregierung ebenso wie mehrere andere Staaten ab.
Wegen der Kritik verzichtet die EU-Behörde aber darauf, einen gemeinsamen europäischen Fonds zur Einlagensicherung vorzuschlagen. Diese Idee taucht in dem Papier nicht mehr auf. Dagegen hatten vor allem deutsche Sparkassen und Genossenschaftsbanken mobil gemacht. Sie fürchten, finanziell überfordert zu werden und für Bankenpleiten in ganz Europa mit ihren Fonds einspringen zu müssen.
Bei der Aufsicht will die EU-Kommission der Europäischen Zentralbank nach Barrosos Worten 'eine Kernrolle' geben. Bei Fehlentwicklungen könnte sie hart durchgreifen: Die Aufseher sollen Bilanzen prüfen, können Geldstrafen verhängen und Banken letztlich sogar die Lizenz entziehen. Dabei sollen sie gemeinsam mit den nationalen Aufsehern handeln - in Deutschland sind das die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und die Bundesbank.
Die EZB begrüßte die Pläne. Der Vorschlag sei 'ein wichtiger Schritt', um die Finanzstabilität im Euro-Raum zu sichern, schrieb die Zentralbank in einer Mitteilung.
Die seit 2011 bestehende Bankenaufsicht EBA soll nach den EU-Plänen weiterbestehen und ihre bisherigen Aufgaben - etwa für einheitliche Kriterien bei der Aufsicht sorgen - erfüllen. EU-Länder, die den Euro nicht als Währung haben, sollen sich der Aufsicht freiwillig anschließen können.
Barroso forderte die Staaten auf, die neuen Pläne zur Bankenunion bald zu verabschieden. 'Dass die europäische Aufsicht bis Anfang nächsten Jahres eingerichtet ist, sollte für uns höchste Priorität sein.' Die Bankenaufsicht sei 'der erste Schritt zu einer Bankenunion', sagte Barroso und kündigte weitere Vorschläge für den Herbst an. Zur Bankenunion gehören neben der Aufsicht auch eine gemeinsame Einlagensicherung sowie ein Abwicklungsfonds, der Pleitebanken auffangen soll und von den Banken finanziert wird.
Von der deutschen Forderung, die Aufsicht auf große Banken zu beschränken, hält Barroso nichts: 'Die Aufsicht muss sich mit allen Banken befassen, denn Systemrisiken kann es in allen Banken geben.' Dabei verfolgt die EU-Kommission einen Stufenplan: Von Januar 2013 an soll die EU-Aufsicht für Banken zuständig sein, die Hilfe erhalten, ab Juli 2013 Großbanken und ab Januar 2014 alle Geldhäuser.
Die Sparkassen und Volksbanken erneuerten ihre Kritik. In einer gemeinsamen Erklärung warnten der Sparkassenverband DSGV und der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken davor, dass das Schutzniveau deutscher Sparer verringert werden könnte. Dagegen begrüßte der Bankenverband, der vor allem die privaten Großbanken vertritt, die Pläne: 'Der europäische Bankensektor wird mit der EZB als oberste Aufsichtsbehörde an Stabilität gewinnen.'/mt/DP/stb