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LIRA IM FOKUS: Wohin steuert die Türkei nach den Wahlen?

Veröffentlicht am 20.06.2018, 11:29
LIRA IM FOKUS: Wohin steuert die Türkei nach den Wahlen?
EUR/TRY
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FRANKFURT (dpa-AFX) - An diesem Wochenende entscheidet sich die politische Zukunft der Türkei. In einer Doppelwahl werden Präsident und Parlament neu gewählt. Lange galt ein zweifacher Sieg von Präsident Recep Tayyip Erdogan und seiner AKP-Partei als sicher. Doch dem ist nicht mehr so: Umfragen sehen Erdogan und seine Partei auf dem absteigenden Ast. Ein Grund dafür ist der schwere Kursverfall der Landeswährung Lira. Von einer Währungskrise war die Rede, bevor sich die Währung zuletzt etwas stabilisieren konnte. Ist es denkbar, dass die Lira und die wirtschaftliche Lage die Wahl entscheidet?

WAS IST MIT DER LIRA LOS?

Die türkische Lira gehört in diesem Jahr zu den weltweit schwächsten Währungen. Seit Jahresbeginn hat sie zum amerikanischen Dollar 20 Prozent an Wert verloren, gegenüber dem Euro sind es 17 Prozent. Zu beiden Währungen steht sie in der Nähe ihrer Rekordtiefs. Die Gründe für den Sinkflug liegen nicht auf der Hand, denn die türkische Wirtschaft wächst. Im vergangenen Jahr ist sie um mehr als sieben Prozent expandiert. Von dem wirtschaftlichen Einbruch nach dem Putschversuch im Sommer 2016 hat sich das Land also erholt. Warum fällt dann aber die Lira?

Der Sinkflug der Lira hat zahlreiche Gründe. Zum einen hat die türkische Wirtschaft viele offene Flanken. Sie ist kein klassisches Exportland und muss viele Waren importieren, darunter Energie. Damit einher geht ein hohes Defizit in der Leistungsbilanz. Um diesen Fehlbetrag zu finanzieren, ist die Türkei auf einen regelmäßigen Zustrom an ausländischem Kapital angewiesen. Das macht das Land anfällig gegen Kapitalabzug. So ist das Land gegenwärtig mit am stärksten von steigenden Zinsen in den USA betroffen, da Anlagen in der Türkei weniger lukrativ erscheinen.

Darüber hinaus ist der Wachstumsschub nach dem Putschversuch teuer erkauft worden. Hinter dem Stichwort "Erdoganomics" verbergen sich vor allem höhere Staatsausgaben, Steuersenkungen und Kreditgarantien. Die Folge: steigende Haushaltsdefizite und Staatsschulden. Hinzu kommt, dass das Vertrauen der Anleger in das politische System seit dem Putschversuch erheblich gelitten hat. Dazu haben Massenverhaftungen, der immer noch geltende Ausnahmezustand und staatliche Einflussnahme auf Presse und Gerichtsbarkeit beigetragen.

Die wohl schwerwiegendste Belastung für die Lira ist jedoch die Ankündigung von Präsident Erdogan, die Geldpolitik der Notenbank nach einer Bestätigung im Amt an die Kandare nehmen zu wollen. Staatliche Einflussnahme auf die Notenbank ist so ziemlich das Letzte, was Investoren schätzen. Die Ankündigung wiegt besonders schwer, weil die Inflation in der Türkei zweistellig ist. Gegen hohe Inflationsraten helfen nach klassischer ökonomischer Lehre Zinsanhebungen. Erdogan ist aber ein Gegner hoher Zinsen, er empfiehlt zur Inflationsbekämpfung Zinssenkungen.

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