Cyber-Monday-Deal: Bis zu 60% Rabatt auf InvestingProJETZT ZUGREIFEN

Streit um Arbeitslosenstatistik: Trickserei oder Transparenz?

Veröffentlicht am 30.12.2011, 15:43
NÜRNBERG/BERLIN (dpa-AFX) - Änderungen in der Arbeitslosenstatistik haben die Diskussion über angebliche Tricksereien von Bundesagentur und Bundesregierung bei den monatlichen Erwerbslosenzahlen neu aufflammen lassen. Die Grünen im Bundestag werfen dabei der Bundesregierung vor, mit dem Herausrechnen älterer, schwer vermittelbarer Arbeitsloser die Arbeitslosenstatistik zu schönen. 100 000 ältere Männer und Frauen ohne Arbeit würden von der Statistik seit 2009 nicht mehr erfasst. Auch Arbeitsmarktforscher sehen die Regelung kritisch. Das Bundesarbeitsministerium wies die Vorwürfe zurück. In der Statistik herrsche voll Transparenz; nichts werde verschleiert.

Die Grünen berufen sich bei ihren Vorwürfen auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion zur Erfassung älterer Erwerbsloser, über die zunächst am Freitag die «Süddeutsche Zeitung» berichtet hatte. Darin räumte die Regierung ein, dass arbeitslose Hartz-IV-Empfänger ab 58 nicht mehr als arbeitslos gezählt werden, wenn sie «für die Dauer von zwölf Monaten Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende bezogen haben, ohne dass ohne eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung angeboten worden ist». Die Regelung gilt seit 2009.

Die Folge sei, dass im November 2011 lediglich 275 400 Arbeitslose im Alter von 55 bis 65 Jahren als arbeitslos ausgewiesen würden. Rechne man die seit 2009 nicht mehr berücksichtigten schwer vermittelbaren Hartz-IV-Beschäftigten hinzu, wären es zu diesem Zeitpunkt 380 000 gewesen, geht aus der Antwort der Bundesregierung hervor. Der Anteil der 55- bis 65-Jährigen an allen Hartz-IV- Arbeitslosen würde im November von 14,2 auf 18,6 Prozent steigen, räumt die Bundesregierung ein.

Das Bundesarbeitsministerium bestätigte am Freitag zwar ebenfalls die Zahlen, machte aber deutlich: «Entscheidend ist nicht die Art der statistischen Erfassung, sondern das Ältere in Beschäftigung bleiben und wieder schnell in Beschäftigung finden», heißt es in einer Stellungnahme. Auch über 58-Jährige erhielten unabhängig von der Art der statistischen Erfassung weiterhin Jobangebote und würden betreut. Zudem enthalte die amtliche Arbeitslosenstatistik sehr wohl auch die entsprechenden Zahlen; sie würden lediglich in der Rubrik «Unterbeschäftigung» ausgewiesen. Unabhängig davon hätten sich die Jobchancen älterer Arbeitslosen in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert.

Die Änderung der statistischen Erfassung Älterer war bei der Debatte im Jahr 2008 sehr umstritten gewesen. Gegen die Änderung hatte sich seinerzeit auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ausgesprochen. Die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit hatte in ihrer Stellungnahme vor der Änderung gewarnt, weil damit «die Arbeitslosigkeit dieser Altersgruppe künstlich reduziert» würde. «Unseres Erachtens gibt es keine Notwendigkeit für eine Regelung, die dazu führt, dass die Arbeitslosigkeit dieser Altersgruppe weniger stark wahrgenommen wird.» Außerdem bestehe die Gefahr, dass sich Jobcenter nicht mehr um ältere, aus der Statistik herausgefallene Erwerbslosen zu bemühten, hatte IAB zu bedenken gegeben./kts/DP/fn

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.