Berlin, 05. Apr (Reuters) - Schwergewichte der deutschen Industrie und Forschung wollen in vier Gruppen Grundlagen für die Energiewende hin zur Stromproduktion aus Wind, Sonne und biologischen Stoffen erarbeiten. Unter Leitung des Karlsruher Instituts für Technologie wollen neben universitären Einrichtungen unter anderem E.ON (DE:EONGn), Siemens (DE:SIEGn), ABB und Tennet neue Strukturen für das Stromnetz entwickeln, teilte das Bundesforschungsministerium am Dienstag mit.
Ziel des erste Konsortiums sei es, durch eine Kombination von dezentral und zentral erzeugtem Strom die Kosten für den Netzausbau zu verringern. Eine der Säulen der Energiewende ist ein Stromnetz, das den Windstrom von den Küsten in den Süden Deutschlands transportiert und das den Anforderungen einer je nach Wetter schwankenden Stromproduktion gerecht wird. Nach Ministeriumsangaben werden die Kosten für den Netzumbau bis 2025 auf 34 Milliarden Euro veranschlagt.
Das zweite Konsortium wird von der Technischen Hochschule Aachen geleitet und hat sich die Speicherung von Strom zum Ziel gesetzt. Zu ihr gehören unter anderem Volkswagen (DE:VOWG_p), Wacker Chemie (DE:WCHG), ThyssenKrupp (DE:TKAG), RWE (DE:RWEG), Linde (DE:LING), BASF (DE:BASFN) und Clariant (DE:CLRZn). Speicher sind ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende, da Strom aus regenerativen Quellen auch dann anfällt, wenn er nicht gebraucht wird. Ziel ist es, den überschüssigen Strom für die Herstellung gasförmiger Energieträger oder Kraftstoffen zu nutzen. Außerdem soll er zur Herstellung chemischer Grundstoffe genutzt werden.
Die dritte Gruppe unter Leitung der Technischen Universität Darmstadt will die Anpassung energieintensiver Produktionsprozesse an eine schwankende Energieversorgung erforschen. Beteiligt sind unter anderem Daimler (DE:DAIGn), Oetker, Bosch und BMW (DE:BMWG). Das Potsdamer Institut IASS und weitere 63 Partner - darunter die Deutsche Telekom (DE:DTEGn) und Talanx (DE:TLXGn) - des vierten Konsortiums beschäftigen sich mit der Frage, welche Marktpotenziale die verschieden Technologien haben und wie die die Gesellschaft dazu gebracht werden kann, sie zu akzeptieren.
Das Forschungsministerium hat die vier Konsortien im Rahmen der "Kopernikus-Projekte für die Energiewende" ausgewählt. Bis 2018 werden die Vorhaben in einem ersten Schritt mit bis zu 120 Millionen Euro gefördert.