BERLIN (dpa-AFX) - Beim Bau und der Anmietung von Terminals zum Flüssigerdgas-Import kalkuliert das Wirtschaftsministerium aus Sicherheitsgründen deutlich mehr Kapazitäten als wohl benötigt ein. Das geht aus einem Bericht des Ministeriums an den Haushaltsausschuss im Bundestag hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde. Mit den bisher vorhandenen Terminals und den geplanten Projekten geht das Ministerium von einem Sicherheitspuffer von mehr als 30 Milliarden Kubikmetern im Jahr ab 2027 aus. Kritiker sehen das nicht als Beitrag zur Sicherheit der deutschen Energieversorgung, sondern sprechen von Überkapazitäten.
Bei der Berechnung des zu erwartenden Gasbedarfs kalkuliert das Ministerium vorsichtig. Man geht im angenommenen Szenario zum Beispiel davon aus, dass Tschechien, die Slowakei, Österreich, die Ukraine und Moldau wegen des Wegfalls russischer Gaslieferungen zunehmend auf LNG-Importe über Deutschland angewiesen sind. Einbezogen werden auch Anstiege im Gasverbrauch bei niedrigen Temperaturen und Wartungspausen bei der Import-Infrastruktur. Außerdem will sich das Ministerium gegen einen möglichen Ausfall der wichtigen norwegischen Gaspipeline durch technische Probleme oder Sabotage wappnen.
Die Deutsche Umwelthilfe sprach von "überdimensionierten Planungen" und fürchtet negative Folgen für den Klimaschutz durch einen höheren Gasverbrauch. Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner erklärte, es sei mit "allerhand hypothetischen Horrorszenarien" gearbeitet worden. Das Ministerium argumentiert hingegen, falls schwimmende Terminals nicht für den Import benötigt würden, könnten sie als Transportschiffe vermietet werden.