Börsen-Zeitung: Sicherheit mangelhaft, Kommentar zur jüngsten
Handelspanne bei Goldman Sachs, von Sebastian Schmid.
Frankfurt (ots) - Bezogen auf die finanzielle Verfassung der Bank
sei der Vorfall 'nicht wesentlich' gewesen, hat ein Goldman-Sachs-
Sprecher umgehend erklärt. Zuvor hatte die Bank wegen eines Fehlers
ihrer Handelssoftware Millionen Optionsaufträge abgegeben und damit
die Kurse zahlreicher Papiere offenbar mit Börsenkürzeln der
Anfangsbuchstaben H bis L dramatisch verändert. Allein die New Yorker
Börse Nyse berichtete von mehr als 800.000 Kontrakten, die ungewollt
zum Preis von je 1 Dollar gehandelt wurden. Auch Chicagos CBOE und
die Optionshandelstochter der Technologiebörse Nasdaq waren
betroffen.
Dass nun die finanzielle Verfassung der größten US-Investmentbank
von einem für eine Viertelstunde unbemerkten Softwarefehler 'nicht
wesentlich' gefährdet wurde, sollte nicht beruhigen. Wäre es denkbar,
dass ein Computerfehler binnen weniger Minuten die größte
US-Investmentbank ausknockt, müsste das ganze Thema computerisierter
Handel wegen zu hoher Risiken ohnehin gestoppt werden. Auch so zeigt
der Vorfall, dass sich an der Anfälligkeit softwarebasierter
Handelsgeschäfte in den USA auch ein Jahr nach der ungewollten
Orderflut, die Knight Capital 460 Mill. Dollar kostete, nichts
Wesentliches geändert hat. Unabhängig von der finalen Schadenshöhe
zeigt Goldman vielmehr, dass nicht nur kleine Börsenmakler, sondern
sogar absolute Spitzeninstitute für solche Totalausfälle gut sind.
Daher wäre jegliche Schadenfreude seitens der Wettbewerber fehl am
Platz. Auch deren Bankmanager sind bei der Zuverlässigkeit ihrer
Handelssysteme ebenso wie Goldman auf fremde Expertise angewiesen.
Banken und anderen Marktteilnehmern bleibt indes kaum eine andere
Wahl, als beim immer schneller werdenden Handel auf Computer zu
setzen. So lange die Regulierer keine Bremsen einbauen, wird ein
menschlicher Händler niemals mit der Reaktionszeit einer Maschine
schritthalten. Umso wichtiger wäre es, dass auch in den USA der
Sicherheitsgedanke an Bedeutung gewinnt. Hier mangelt es allerdings
an europäischer Sensibilisierung. Das beginnt beim
RetailBanking:US-Kunden können ihre Pin-Nummer am Schalter selbst
wählen, für das Online Banking genügen Mail- Adresse und Passwort wie
bei Amazon. Die laxe Einstellung zeigt sich dann auch im
computerbasierten Handel: Hier sind die Sicherheitsnetze weit
grobmaschiger als etwa bei der Deutsche-Börse-Tochter Xetra. Man kann
nur hoffen, dass der jüngste Warnschuss Anlass ist, endlich die
mangelhaften Schutzmechanismen zu verbessern, bevor 'völlig
überraschend' doch ein 'wesentlicher' Schaden eintritt.
(Börsen-Zeitung, 22.8.2013)
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Börsen-Zeitung
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Frankfurt (ots) - Bezogen auf die finanzielle Verfassung der Bank
sei der Vorfall 'nicht wesentlich' gewesen, hat ein Goldman-Sachs-
Sprecher umgehend erklärt. Zuvor hatte die Bank wegen eines Fehlers
ihrer Handelssoftware Millionen Optionsaufträge abgegeben und damit
die Kurse zahlreicher Papiere offenbar mit Börsenkürzeln der
Anfangsbuchstaben H bis L dramatisch verändert. Allein die New Yorker
Börse Nyse berichtete von mehr als 800.000 Kontrakten, die ungewollt
zum Preis von je 1 Dollar gehandelt wurden. Auch Chicagos CBOE und
die Optionshandelstochter der Technologiebörse Nasdaq waren
betroffen.
Dass nun die finanzielle Verfassung der größten US-Investmentbank
von einem für eine Viertelstunde unbemerkten Softwarefehler 'nicht
wesentlich' gefährdet wurde, sollte nicht beruhigen. Wäre es denkbar,
dass ein Computerfehler binnen weniger Minuten die größte
US-Investmentbank ausknockt, müsste das ganze Thema computerisierter
Handel wegen zu hoher Risiken ohnehin gestoppt werden. Auch so zeigt
der Vorfall, dass sich an der Anfälligkeit softwarebasierter
Handelsgeschäfte in den USA auch ein Jahr nach der ungewollten
Orderflut, die Knight Capital 460 Mill. Dollar kostete, nichts
Wesentliches geändert hat. Unabhängig von der finalen Schadenshöhe
zeigt Goldman vielmehr, dass nicht nur kleine Börsenmakler, sondern
sogar absolute Spitzeninstitute für solche Totalausfälle gut sind.
Daher wäre jegliche Schadenfreude seitens der Wettbewerber fehl am
Platz. Auch deren Bankmanager sind bei der Zuverlässigkeit ihrer
Handelssysteme ebenso wie Goldman auf fremde Expertise angewiesen.
Banken und anderen Marktteilnehmern bleibt indes kaum eine andere
Wahl, als beim immer schneller werdenden Handel auf Computer zu
setzen. So lange die Regulierer keine Bremsen einbauen, wird ein
menschlicher Händler niemals mit der Reaktionszeit einer Maschine
schritthalten. Umso wichtiger wäre es, dass auch in den USA der
Sicherheitsgedanke an Bedeutung gewinnt. Hier mangelt es allerdings
an europäischer Sensibilisierung. Das beginnt beim
RetailBanking:US-Kunden können ihre Pin-Nummer am Schalter selbst
wählen, für das Online Banking genügen Mail- Adresse und Passwort wie
bei Amazon. Die laxe Einstellung zeigt sich dann auch im
computerbasierten Handel: Hier sind die Sicherheitsnetze weit
grobmaschiger als etwa bei der Deutsche-Börse-Tochter Xetra. Man kann
nur hoffen, dass der jüngste Warnschuss Anlass ist, endlich die
mangelhaften Schutzmechanismen zu verbessern, bevor 'völlig
überraschend' doch ein 'wesentlicher' Schaden eintritt.
(Börsen-Zeitung, 22.8.2013)
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