(neu: Schlusskurse, Kommentare von DZ und S&P Global)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein weiterer milliardenschwerer Verlust hat am Mittwoch das Vertrauen der Eon-Anleger (ETR:EOAN) in die erfolgreiche Neuausrichtung des Energieversorgers noch weiter schwinden lassen. Nachdem der Konzern auch im ersten Halbjahr massiv unter den Folgen der Energiewende gelitten hatte, sackte der Aktienkurs am Mittwoch um 7,79 Prozent auf 8,697 Euro ab. Die Papiere waren damit das Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax (DAX), der sich nach zuletzt fünf Gewinntagen mit einem Minus von knapp 0,4 Prozent aus dem Handel verabschiedete.
Bei Eon (DE:EONGn) hatte der radikale Umbau im ersten Halbjahr erneut ein riesiges Loch in die Bilanz gerissen. Der Energiekonzern schrieb weitere 3,8 Milliarden Euro auf seine vor der Abspaltung stehende Kraftwerks- und Handelstochter Uniper ab, was unter dem Strich im ersten Halbjahr zu einem Verlust von 3 Milliarden Euro führte. Somit wartet der Konzern weiter auf die Trendwende. Der Vorstand stimmte bereits auf weitere Wertberichtigungen ein, sobald Uniper im September wie geplant an die Börse geht.
'VERSORGER IM KRISENMODUS'
"Die Versorger sind weiterhin im Krisenmodus", kommentierte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner den Kursrutsch. Die Belastungen aus der Atomkraftwerkssparte und die sinkenden Gewinne im fortlaufenden operativen Geschäft machten Eon weiterhin stark zu schaffen. Lipkow wertete es als enttäuschend, dass es dem Management nicht gelungen sei, das Ruder nach so langer Zeit nachhaltig herumzureißen. Bereits in den beiden Vorjahren hatte Eon im Zuge seiner Neuausrichtung hohe Abschreibungen vorgenommen und Milliardenverluste verbucht.
Ein weiterer Börsianer sagte, Eon leide einfach zu sehr unter der Energiewende in Deutschland mit der Abkehr vom Atomstrom. Einem anderen Marktteilnehmer zufolge gibt auch die gestiegene Nettoverschuldung Anlass zur Sorge - nicht zuletzt wegen höherer Pensionszuschüsse.
DZ: 'OPERATIVE ENTWICKLUNG SOLIDE'
Kein Trost war es den Anlegern, dass die operative Entwicklung von einigen Marktteilnehmern als solide bewertet wurde. Angesichts des unverändert schwierigen Umfelds sei diese besser als erwartet ausgefallen, schrieb etwa Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank in seiner Studie. Angesichts einer drohenden Kapitalerhöhung und weiterer Risiken bei einigen regionalen Aktivitäten hält er eine bessere Bewertung als "Halten" aber nicht für gerechtfertigt.
Einige Analysten nahmen den Halbjahresbericht von Eon zum Anlass, um die Titel wegen eines nur begrenzten Aufwärtspotenzials abzustufen. Die Experten der LBBW und von S&P Global sehen beim aktuellen Aktienkurs und ihren unveränderten Kurszielen von knapp unter 10 Euro nur wenig Luft nach oben. Die LBBW reduzierte ihr Votum deshalb von "Kaufen" auf "Halten". Bei S&P kürzte Analyst Jia Man Neoh sein Urteil von "Strong Buy" auf "Buy".
AKTIE SEIT JAHRESBEGINN IM MINUS
Ein Hinweis auf die ausbleibende Trendwende ist auch der bisherige Kursverlauf bei den Eon-Papieren. Mit einem Minus von rund 2,5 Prozent sind sie in diesem Jahr noch nicht wirklich vorangekommen, nachdem sie 2015 mit einem Minus von 37 Prozent hinter RWE (DE:RWEG) der zweitschwächste Wert im Dax waren. Die in diesem Jahr wesentlich besser gelaufenen RWE-Aktien fielen im Schlepptau der Eon-Geschäftszahlen um 3,65 Prozent.