FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger der Allianz (XETRA:ALVG) brauchen weiterhin starke Nerven. Denn aktuell leidet die Versicherungsbranche nicht nur unter den Folgen der Niedrigzinspolitik und des Brexit-Votums, sondern auch unter Naturkatastrophen. Dies hatte sich bereits am Donnerstag bei den Zahlen des Rückversicherers Hannover Rück (DE:HNRGn) (ETR:HNR1) gezeigt, und zum Wochenschluss nun zogen die Münchner mit enttäuschenden Resultaten zum zweiten Quartal nach: Die Aktien sackten als Schlusslicht im freundlichen Dax (DAX) um 4,06 Prozent auf 123,00 Euro ab.
Analysten äußerten sich überwiegend ernüchtert, wollten die schwachen Geschäftszahlen aber auch nicht überbewerten. Als besonders negativ werteten die Experten den überraschend starken Einbruch des Nettoergebnisses. Naturkatastrophen und eine Abschreibung in Südkorea hatten bei Europas größtem Versicherer den Gewinn fast halbiert. Vor allem die schweren Unwetter in Deutschland und Frankreich kamen den Konzern teuer zu stehen.
MARKTERWARTUNGEN DEUTLICH VERFEHLT
Investmentanalyst Werner Schirmer von der Landesbank Baden-Württemberg sah dadurch die Markterwartungen deutlich verfehlt. Dazu beigetragen hat seiner Ansicht nach auch eine relativ hohe Steuerbelastung.
Negativ wertete Schirmer auch das schwache Abschneiden im laufenden Geschäft, wo der Quartalsgewinn unerwartet deutlich um 17 Prozent gesunken war. Hier habe der Einbruch in der Schaden- und Unfallversicherung Spuren hinterlassen. Erfreulich habe sich hingegen die Leben- und Krankenversicherungssparte entwickelt, der ein überraschend hoher Gewinnanstieg gelungen sei.
HOHE SCHADEN-KOSTEN-QUOTE
Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank zielte auf die kombinierte Schaden-Kosten-Quote ab, die sich im Jahresvergleich von 93,5 auf 96,4 Prozent verschlechterte. Damit habe der Wert die Zielgröße von 94 Prozent eindeutig überschritten. Die Schaden-Kosten-Quote setzt die Summe aus Schäden und Kosten ins Verhältnis zu den verdienten Nettoprämien. Je niedriger also der Wert ist, desto besser ist der Konzern finanziell aufgestellt.
Zudem bemerkte Wenzel, dass sich in der Vermögensverwaltung die Nettomittelabflüsse erneut auf einem sehr hohen Niveau bewegten. Allianz-Finanzchef Dieter Wemmer zeigte sich derweil weiterhin optimistisch, dass die US-Tochter Pimco die seit über zwei Jahren anhaltenden Mittelabflüsse in der zweiten Jahreshälfte stoppen kann. Eine Stabilisierung sei in greifbarer Nähe, da ein Großteil der Abflüsse im zweiten Quartal auf einen einzigen Anleger entfallen sei.
AKTIEN ATTRAKTIV BEWERTET
Positiv ist Wenzel zufolge hingegen, dass die sogenannte Solvabilitätsquote trotz aller Turbulenzen im zweiten Quartal stabil geblieben sei. Sie zeigt an, ob die Eigenmittel des Versicherers ausreichen, um seinen Verpflichtungen auch in einem ungünstigen Szenario nachzukommen.