NEW YORK/FRANKFURT/PARIS (dpa-AFX) - Die wirtschaftliche Abschwächung in China triff nun auch den Börsenliebling Apple (2:AAPL): Nachdem der iPhone-Hersteller die konjunkturelle Entwicklung im Reich der Mitte und ihre Folgen unterschätzt hatte, lief das vergangene Weihnachtsgeschäft so schlecht, dass die Umsatzprognose für die vergangenen drei Monate gekappt werden musste. Die in den letzten Jahren erfolgsverwöhnten Anleger schickten die Aktien im nachbörslichen US-Handel am Mittwoch um mehr als 7 Prozent in den Keller. Auf Xetra (DE:AAPL) büßten die Papiere an diesem Donnerstag zuletzt fast 8 Prozent ein.
Die Anpassung der Prognose ging vor allem auf die schwächeren iPhone-Verkäufe in China zurück. Das Smartphone ist das wichtigste Apple-Produkt und brachte zuletzt rund 60 Prozent der gesamten Erlöse ein.
Insofern reagierten viele Analysten ebenso enttäuscht wie die Anleger und senkten ihre Kursziele. Allerdings hielten die Experten an ihrer im Schnitt prinzipiell positiven Einstufung der Aktien fest.
Rod Hall von Goldman Sachs (NYSE:GS) etwa schrieb, dass die Warnung von Apple seine negative Einschätzung der Nachfrage in China bestätige. Außerhalb Chinas gebe es zwar noch keine starken Anzeichen einer nachlassenden Kauflaune der Konsumenten, doch dürfte die Neigung der iPhone-Besitzer, auf ein neues Gerät umzusteigen, mittlerweile viel mehr von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung abhängen als bisher.
Davon abgesehen hob Analyst Samik Chatterjee von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) den Wandel hin zu mehr Dienstleistungsangeboten positiv hervor. Dabei sollte Apple auch von der großen Anzahl von iPhone-Nutzern profitieren.
Der Höhenflug der Apple-Aktien erschien in den letzten Jahren fast unaufhaltsam. Seit 2005 stiegen die Papiere in Prinzip von einem Rekord zum nächsten, wobei sie sich nur kurze Verschnaufpausen gönnten. Im August letzten Jahres dann schrieb der Konzern Wall-Street-Geschichte: Der Börsenwert des iPhone-Riesen überschritt erstmals die Billionen-Dollar-Marke - so hoch war noch nie ein US-Unternehmen gehandelt worden.
Doch schon im November letzten Jahres kamen Zweifel auf: Apple enttäuschte die Börse mit seiner Umsatzprognose für das wichtige Weihnachtsgeschäft und sorgte zusätzlich für Unsicherheit mit der Ankündigung, künftig keine Absatzzahlen mehr für seine Geräte veröffentlichen zu wollen. Nach einem kräftigen Kurssturz verlor das Unternehmen wieder den Status einer Marktbewertung von mehr als einer Billion US-Dollar. Der Kursrückgang setzte sich im Dezember fort, und derzeit notieren die Papiere auf dem Niveau von Anfang 2018.
Aktuell nun strahlen die schlechten Nachrichten von Apple auch negativ auf die gesamte Technologiebranche aus. Hierzulande etwa sackten die Papiere des Halbleiterherstellers und Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor (4:DLGS) um gut 7 Prozent ab.
Ferner verloren ASML (7:ASML) rund 5 Prozent und STMicroelectronics (9:STM) fast 8 Prozent. JPMorgan-Experte Chatterjee befürchtet, dass die Geschäfte bei Apple derart schwach gelaufen sind, dass nun auch STMicro und Dialog Semiconductor ihre Anleger warnen oder zumindest ein sehr schwaches Quartal in Aussicht stellen könnten.
In Zürich knickten die Anteilsscheine von AMS (0:AMSz) gar um fast 18 Prozent ein. Die unerwartet geringen iPhone-Verkäufe im Weihnachtsquartal ließen deutlich negative Rückschlüsse auf die Geschäfte des Halbleiterherstellers zu, der rund 45 Prozent seiner Erlöse mit Apple mache, schrieb Analyst Robin Brass von der Privatbank Hauck & Aufhäuser.