FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei den Aktien der Commerzbank (XETRA:CBKG) sorgen Analystenkommentare für kräftig Wirbel. Nachdem lobende Worte des Analysten Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan die Aktie am Dienstag angeschoben hatte, ging es zur Wochenmitte nach einer Verkaufsempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs wieder kräftig herunter.
Die Papiere des Dax-Konzerns (DAX) knickten am Mittwoch in einem schwachen Marktumfeld um 4,57 Prozent auf 10,535 Euro ein. Nach einem Plus von mehr als 5 Prozent am Vortag blieb damit nur ein kleiner Teil der Vortagesgewinne übrig.
Goldman-Sachs-Analyst Martin Leitgeb hält es für wahrscheinlich, dass sich die Debatte über die Kapitalausstattung der Commerzbank intensivieren wird. Für europäische Banken dürfte eine feste Kernkapitalquote (CET 1) von 10 Prozent zum Maßstab werden - ein Wert, den die Commerzbank noch nicht erreicht habe, schrieb Leitgeb in einer Studie.
Wegen denkbarer weiterer Rückstellungen und des Einflusses einer noch lockereren Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) auf die Zinsmargen habe er seine Schätzungen für die Gewinne und die Kapitalausstattung reduziert. Das Kursziel schrumpfte daher von 12,40 auf 10,30 Euro. Vor diesem Hintergrund stufte Leitgeb die Papiere von "Neutral" auf "Sell" ab.
Zusätzliche Rückstellungen könnte die Bank laut Leitgeb bereits bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das Schlussquartal 2014 bekanntgeben. Zudem könnte der Finanzkonzern im Zuge der Vorlage der Gesamtjahreszahlen die Strategie für 2016 überprüfen, schrieb der Experte. Trotz der starken Fortschritte beim Abbau von Randbereichen könnte die Bank dann einige der Ziele für die Profitabilität verschieben.
Noch will die Commerzbank 2016 in der Kernbank nach Steuern eine Eigenkapitalrendite (ROE) von mehr als 10 Prozent erzielen. Ob eine Streichung dieses Ziels die Anleger wirklich überraschen würde, bleibt allerdings fraglich. So hatte Konzernchef Martin Blessing dieses zwar vor Kurzem in einem Interview bestätigt, was ein Händler auch positiv wertete. Der Börsianer merkte aber auch an, dass viele Analysten dem Ziel keinen Glauben schenkten.
JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein, dessen Worte bei Investoren einiges Gewicht haben, gibt sich dagegen recht zuversichtlich. Er rechnet bis 2016 mit einer auf 8,7 Prozent steigenden Eigenkapitalrendite im Kerngeschäft der Bank - und das noch ohne die positiven Auswirkungen einer erwarteten Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Grundsätzlich biete die Commerzbank als größte europäische Mittelstandsbank verglichen mit spanischen und italienischen Instituten größeres Wertpotenzial, hatte Analyst Kian Abouhossein in der am späten Montag verbreiteten Studie geschrieben. Das Institut profitiere dabei auch von der robusten deutschen Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund hatte der Analyst die Aktien von "Neutral" auf "Overweight" hochgestuft. Das Kurziel sieht er bei 12,10 Euro.