PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der verschärfte Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen Griechenland hat den Aktienmärkten am Donnerstag Verluste eingebrockt. Die EZB kippte eine Sonderregelung und erschwert den ohnehin angeschlagenen griechischen Banken somit den Zugang zu frischem Geld. Mit der Entscheidung rückte die europäische Schuldenkrise wieder verstärkt in den Blick der Anleger.
Der EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone verlor am Vormittag 0,54 Prozent auf 3397,10 Punkte. In Paris ging es für den CAC-40-Index (CAC 40) um 0,37 Prozent auf 4678,92 Punkte runter. Der Londoner FTSE-100-Index (ISE:UKX) büßte 0,29 Prozent auf 6839,85 Punkte ein. Der deutsche Aktienmarkt hielt sich dagegen stabil.
Deutlicher unter Druck standen die Börsen Südeuropas. So sackte der Athener Leitindex Athex Composite zuletzt um 6,71 Prozent ab. Zwischenzeitlich hatte das Börsenbarometer mehr als 9 Prozent eingebüßt. Mit Blick auf einzelne Sektoren verbilligten sich Bankaktien um 13 Prozent. Im Mailand und Madrid ging es mit den Leitindizes um jeweils rund 1 Prozent nach unten.
Ab dem 11. Februar können griechische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit für EZB-Kredite hinterlegt werden. Dies ist ein schwerer Schlag für die griechischen Banken, die am Geldtropf der Zentralbank hängen. Begründung der Währungshüter: Es sei nicht sicher, dass die Überprüfung des griechischen Spar- und Reformprogramms erfolgreich abgeschlossen werde.
"Die Europäische Zentralbank beweist Rückgrat", sagten die Devisenexperten der Commerzbank. Nach Auffassung des Händlers Markus Huber vom Broker Peregrine & Black überschatteten die Nachrichten von der EZB den überraschend deutlichen Anstieg des Auftragseingangs der deutschen Industrie am Jahresende.
Besonders anfällig zeigten sich Bankaktien, deren Sektorindex (DJX:SX7P) 0,83 Prozent einbüßte. Hinzu kam hier, dass die Geschäftszahlen der französischen Großbank BNP Paribas (PSE:PBNP) (FSE:BNP) von den Anlegern negativ aufgenommen wurden. Das Institut hatte 2014 eine Milliardenstrafe in den USA verkraften müssen. Zudem haben sich die Aussichten für das Unternehmen eingetrübt. Die Papiere fielen am EuroStoxx-Ende um 3,82 Prozent auf 46,94 Euro.
Favorit im Leitindex der Eurozone waren mit plus 2,40 Prozent die Anteilsscheine von Sanofi (PSE:PSAN) (ETR:SNW). Der Pharmakonzern profitiert auch weiterhin von satten Zuwächsen bei Diabetes-Mitteln und Impfstoffen.
Ansonsten spielte die Musik an den Aktienmärkten in London. Der Sanofi-Wettbewerber AstraZeneca (ISE:AZN) (SSE:AZN) (FSE:ZEG) muss höhere Kosten und einen starken US-Dollar verdauen. Auch das schwache Geschäft bei den Topmedikamenten belastete den Umsatz, so dass die Aktien als Schlusslicht im britischen Leitindex "Footsie" um 2 Prozent absackten.
Die Nase vorn aber hatten im Index die Papiere der BT Group (FSE:BTQ) mit einem Gewinn von 4,75 Prozent. Der britische Festnetzprimus kauft der Deutschen Telekom (XETRA:DTEGn) und dem Unternehmen Orange (PARIS:ORAn) deren Mobilfunkunternehmen Everything Everywhere ab. Aktien des Branchenkollegen Vodafone (ISE:VOD) (FSE:VOD) reagierten mit plus 0,21 Prozent auf Zahlen zum dritten Geschäftsquartal.
Wie deutlich indes die starke Aufwertung des Franken die Geschäfte Schweizer Unternehmen beeinträchtigen kann, zeigten an diesem Donnerstag die Quartalsergebnisse von Swatch (VTX:UHR) (ETR:UHR) und ABB (VTX:ABBN) (FSE:ABJ). Die Anteilsscheine des Uhreinherstellers büßten 3,61 Prozent ein und für die Papiere des Elektronikkonzerns ging es um 1,03 Prozent nach unten.
Ansonsten verdiente Volvo (FSE:VOL1) wegen der Kosten für seinen Sparkurs weniger. Damit verloren die Aktien des schwedischen Nutzfahrzeugbauers in Stockholm rund 3 Prozent.