PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Inmitten der auf Hochtouren laufenden Berichtssaison haben sich die europäischen Börsen am Donnerstag in leicht positivem Terrain bewegt. Während einige gute Unternehmensberichte die Stimmung hoben, blieben Anleger aber insgesamt zurückhaltend, weil zuvor auch die Rally an den US-Börsen ins Stocken geraten war. In New York wurden Aussagen im jüngsten Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed als geldpolitisch zurückhaltender interpretiert. Viele Investoren hatten hier mit einem offensiveren Kurs gerechnet.
Am späten Vormittag stand der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) moderat mit 0,15 Prozent im Plus bei 3344,23 Punkten. Der Leitindex der Eurozone bewegte sich damit weiter in Reichweite des höchsten Stands seit Dezember 2015, den er am Vortag im Handelsverlauf erreicht hatte. Um neue Höhen zu erreichen, fehlte es ihm aber am Rückenwind von der Wall Street, der ihm zuletzt nach oben verholfen hatte.
An den Länderbörsen in Frankreich und Großbritannien ging es inmitten der auf Hochtouren laufenden Berichtssaison ebenfalls nicht sonderlich dynamisch zu. Angetrieben von Kursgewinnen bei den recht hoch gewichteten Airbus-Aktien (9:AIR) hielt sich der CAC-40 (CAC 40) in Paris mit 0,18 Prozent im Plus bei 4904,71 Zählern. In London jedoch stand der FTSE 100 mehr oder weniger unverändert bei 7304,50 Punkten.
Airbus erklommen nach einer optimistischen Einschätzung durch JPMorgan (NYSE:JPM) knapp unterhalb von 69 Euro ein Rekordhoch. Die Papiere des Flugzeugbauers gehörten mit einem Kursplus von mehr als 3 Prozent zu den größten Gewinnern in Paris und im EuroStoxx, nachdem Analyst David Perry in seiner Studie ein positives Fazit von den Aussagen zog, die das Management am Vortag bei den Geschäftszahlen traf.
Über deutliche Kursgewinne durften sich im EuroStoxx außerdem die Aktionäre von Telefonica (11:TEF) freuen: Sie kletterten zuletzt um mehr als 2 Prozent. Analyst Dhananjay Mirchandani von Bernstein sprach bei dem spanischen Telekomunternehmen von "starken" Resultaten für das Schlussquartal. Sein Lob galt vor allem dem organischen Umsatzwachstum, das den Wert aus dem Gesamtjahr deutlich übertroffen habe und Gutes für 2017 erwarten lasse.
Dass die britische Bank wieder Geld verdient, sorgte bei Barclays (3:BARC) für ein Kursplus von mehr als 3 Prozent. Nach einem Minus von 394 Millionen Pfund im Vorjahr stand 2016 unterm Strich wieder ein Gewinn von 1,6 Milliarden Pfund in den Büchern. Als besonders wichtig erachtete Analystin Fiona Swaffield von RBC Capital aber die Fortschritte der Briten auf der Kapitalseite. Mit 12,4 Prozent liege die Kernkapitalquote bereits innerhalb der angepeilten Zielspanne.
Die Kursgewinne bei den Barclays-Aktien reichten jedoch nicht aus, um dem FTSE klar ins Plus zu verhelfen. Rückläufige Metallpreise drückten im schwer gewichteten Minensektor etwas auf die Stimmung. Rio Tinto (3:RIO) waren mit Abgaben von mehr als 3 Prozent aber nur optisch der größte Verlierer unter den Bergbaukonzernen: Die Verluste stehen im Zusammenhang mit der Auszahlung der Dividende. Ähnliches galt für die Papiere von Easyjet (3:EZJ) und HSBC (3:HSBA).
Glencore (3:GLEN) jedoch entzogen sich dem Sektor: nach zögerlichem Start rückten sie zuletzt um fast 2,5 Prozent vor, weil der Rohstoffkonzern den Sprung in die Gewinnzone schaffte. Außerdem gehörten BAE Systems (3:BAES) nach einem Gewinnsprung in London mit einem ähnlichen Aufschlag zu den Gewinnern.
Swiss Re (5:SRENH) dagegen gehörten in Zürich nach Zahlen mit gut einem Prozent zu den Verlierern. Naturkatastrophen hatten bei dem weltweit zweitgrößten Rückversicherer im vergangen Jahr zu einem Gewinneinbruch geführt. Laut Thomas Seidl von Bernstein Research wurden die Erwartungen des Marktes im vierten Quartal deutlich verfehlt.