PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten Börsen Europas haben am Dienstag ihre Vortagesverluste wieder wettgemacht. Auftrieb gebe, dass sich die US-Börsen im späten Handel am Montag stabilisiert hätten und auch die Kurse in Asien am Morgen wieder kräftig gestiegen seien, sagte Marktanalyst Gregor Kuhn vom Broker IG. Der EuroStoxx 50 F:SX5E gewann am späteren Vormittag 1,02 Prozent auf 3168,92 Punkte. Der Cac-40-Index (PSE:PCAC) in Paris rückte um 0,76 Prozent auf 4337,32 Punkte vor, und der Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) stieg um 0,75 Prozent auf 6778,87 Punkte.
Die Entwicklungen in den Krisengebieten Ukraine und Gaza werden in den Handelssälen zwar weiter beobachtet, rückten aktuell jedoch wieder etwas in den Hintergrund. Verschärfte Sanktionen gegen Russland werden
an diesem Tag von der Europäischen Union jedenfalls noch nicht beschlossen, wie die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zu Beginn eines Treffens der EU-Außenminister in Brüssel deutlich machte.
Am Nachmittag könnten die Börsen neue Impulse durch US-Konjunkturdaten erhalten. "Ob die US-Notenbanker nach der Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten immer noch ruhig bleiben können, ist erst einmal abzuwarten", kommentierte Analyst Dirk Gojny von der National-Bank. Es deute einiges darauf hin, dass der Anstieg im Monatsvergleich wieder recht ordentlich ausfallen werde. Zudem dürfte den Immobiliendaten Aufmerksamkeit geschenkt werden, da sie in den vergangenen Wochen eher für negative Überraschungen gut gewesen seien.
Der Blick auf die 19 europäischen Sektoren zeigte nur einen Verlierer: Die Einzelhandelsbranche (DJX:Q1Q) gab um 0,43 Prozent nach. Der Rohstoff-Sektor (DJX:SXPP) hingegen sprang auf den höchsten Stand seit Februar 2013 und verbuchte zuletzt ein Plus von 1,75 Prozent.
Ansonsten stand insbesondere die Bankenbranche (DJX:SX7P) im Blick: Die Aktien der Credit Suisse F:CSGN (ETR:CSX) büßten als Schlusslicht im Swiss-Market-Index (SMI) (SFF:SMI) 1,80 Prozent auf 25,62 Franken ein. Eine Rekordstrafe im Steuerstreit mit den USA hat das Schweizer Finanzinstitut im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand mit minus von 700 Millionen Franken (576 Mio Euro) der höchste Verlust seit der Finanzkrise 2008. "Der Nettoverlust ist höher ausgefallen als erwartet", kommentierte Analyst Michael Dunst von der Commerzbank. Er hatte mit einem Verlust von 593 Millionen Franken gerechnet. Dunst erwägt aber dennoch, sein aktuelles Kursziel für die Aktie bei 29 Franken zu belassen, will aber die Telefonkonferenz zu den Zahlen noch abwarten.
Im Leitindex der Eurozone hingegen zählten die Anteilsscheine der BBVA F:BBVA (FSE:BOY) mit plus 1,91 Prozent zu den Spitzenwerten. Die spanische Großbank kauft das verstaatlichte Geldinstitut Catalunya Banc für knapp 1,2 Milliarden Euro. Für die Catalunya Banc hatten sich unter anderem die Bankengruppen Santander, CaixaBanc und die französische Société Générale (FSE:SGE) (PSE:PGLE) interessiert.
Auf die Quartalsbilanz des Werbedienstleisters und Medienkonzerns Publicis Groupe (PSE:PPUB) (FSE:PU4) reagierten in Frankreich die Anleger mit massiven Verkäufen. Die Papiere büßten im Cac 40 mehr als fünf Prozent ein und fielen damit so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Nach der gescheiterten milliardenschweren Fusion mit dem US-Wettbewerber Omnicom enttäuschte Publicis mit einem Umsatzrückgang im zweiten Quartal sowie mit Aussagen zum weiteren Geschäftsverlauf.
In der Schweiz zogen neben der Credit Suisse zudem noch die Papiere von Actelion und Swatch F:UHR (ETR:UHR) Aufmerksamkeit auf sich. Der Uhrenhersteller gab nach Halbjahreszahlen um 1,27 Prozent nach. Ein starker Franken hatte die Umsatzentwicklung beeinträchtigt. Das Biopharma-Unternehmen Actelion F:ATLN wies nach einem bereits starken ersten Quartal auch ein dynamisches zweites aus und hob seine Jahresziele deutlich an. Entgegen den Erwartungen hatten die Erlöse des Hauptumsatzträgers Tracleer im abgelaufenen Jahresviertel zugelegt. Zugleich wurden die Erwartungen hinsichtlich der Markteinführung des Nachfolge-Produktes Opsumit übertroffen.