FRANKFURT (dpa-AFX) - Die jüngste Stabilisierung am deutschen Aktienmarkt dürfte sich als Strohfeuer erweisen. Am Freitag deuten alle Anzeichen auf Kursverluste hin. Auslöser sind neue Hiobsbotschaften zum Handelskrieg zwischen den USA und China. Zudem dürften auch die von der US-Regierung gegen Mexiko angekündigten Strafzölle als Vergeltung für illegale Migration Anlegern die Kauflaune weiter verderben.
Der X-Dax (DAX) als vorbörslicher Indikator signalisierte rund eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenstart ein Minus von 1 Prozent auf 11 784 Punkte. Das wäre der tiefste Stand seit Anfang April. Damit steuert der deutsche Leitindex am letzten Handelstag im Mai geradewegs auf den ersten diesjährigen Börsenmonat mit Verlusten zu. Für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) wurde zuletzt ebenfalls ein Abschlag von 1 Prozent erwartet.
Im Zwist zwischen den USA und China scheint derzeit kein Ende in Sicht. Die chinesische Regierung läutet nun die nächste Runde ein. Als Vergeltung auf bereits verhängte Strafzölle Washingtons will das Land ab Mitternacht Zölle auf US-Waren im Wert von 60 Milliarden Dollar anheben. Kreisen zufolge ist auch der seit einigen Tagen durch die Medien geisternde Plan fertig, die USA von Seltenen Erden abzuschneiden. Dabei handelt es sich um 17 Metalle, die insbesondere in der für die US wichtigen Hightech-Industrie benutzt werden, etwa für Smartphones und Computer.
Schwache Vorgaben für die hiesigen Börsen kommen am Morgen aus Asien, dort lasteten auch schwache chinesische Konjunkturdaten auf den Kursen. "Der chinesische Einkaufsmanagerindex zeigt eindrucksvoll, wie sehr der anhaltende Handelskonflikt mit den USA die chinesische Wirtschaft bereits belastet", kommentierte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Auf Unternehmensseite dürfte wegen der Strafzölle einmal mehr die Autobranche in den Blick geraten, sagte ein Händler, nachdem die Kurse vieler Branchenvertreter zuvor bereits im asiatischen Handel unter Druck geraten seien.
Bayer (4:BAYGN)-Aktien standen im vorbörslichen Handel ebenfalls auf den Verkaufszetteln der Anleger. Die US-Tochter Monsanto (NYSE:MON) hält den Konzern weiter in Atem. Nach dem juristischen Gezerre um den Unkrautvernichter Glyphosat sieht sich der Konzern nun in Kalifornien mit einer Klage wegen angeblich vor Jahrzehnten entstandener Umweltschäden konfrontiert. Der Landkreis Los Angeles will den Konzern an den Kosten für die Säuberung verunreinigter Gewässer beteiligen.
Auch Wirecard (4:WDIG) bleibt mit einem neuen negativen Pressebericht ein Dauerbrenner für die Börsianer. Laut "Handelsblatt" drohen dem Unternehmen Klagen, da der Zahlungsabwickler Dienstleister für betrügerische Trading-Seiten gewesen sein soll. Vorbörslich sackte die Aktie auf der Handelsplattform Tradegate um mehr als 5 Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss ab.