FRANKFURT (dpa-AFX) - Anzeichen einer weiteren Eskalation im US-chinesischen Handelsstreit dürften dem deutschen Aktienmarkt einen schwachen Wochenstart einbrocken. Der X-Dax (DAX) als vorbörslicher Indikator signalisierte rund eine Dreiviertelstunde vor Börsenbeginn ein Minus von 0,73 Prozent auf 11 641 Punkte. Für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) wurde zuletzt ein Abschlag von rund 0,7 Prozent erwartet.
Die Rhetorik aus China zum Handelsstreit nimmt an Schärfe zu: Die Tageszeitung "China Daily" sah eine Strategie der USA, erst "unangemessene Forderungen" zu stellen, von denen klar sei, dass China sie nicht erfüllen könne, und dann China für das Scheitern der Gespräche verantwortlich zu machen. Es sei ein Trick, "neue Entschuldigungen zu finden, um einen Wirtschaftskrieg gegen China zu führen", hieß es in einem Kommentar. "Es lässt die Menschen fragen, ob die USA ihr Handelsdefizit mit China verringern wollen oder versuchen, Chinas Entwicklung zu unterdrücken."
Aber auch im politischen Europa gibt es Anlass zur Sorge. "Es wird immer deutlicher, dass Matteo Salvini die Machtprobe mit der EU sucht. Wenn es nach Salvini geht, werden Defizit und Schulden weiter steigen. Das Vertrauen der Märkte in Italien ist jetzt schon stark angekratzt", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Zudem mehrten sich nach dem Rückzug von Andrea Nahles als SPD-Partei- und Fraktionschefin die Spekulationen über den Fortbestand der "GroKo" und möglicherweise vorzeitige Neuwahlen.
Unter den Einzelwerten könnten die Aktien von Infineon (4:IFXGn) im Fokus stehen. Der Halbleiterkonzern wagt den bisher größten Übernahmeversuch in seiner Unternehmensgeschichte und will für umgerechnet rund 9 Milliarden Euro den US-Konkurrenten Cypress Semiconductor übernehmen. Die Kaufsumme soll bis bis zu 30 Prozent durch neues Eigenkapital finanziert werden. Infineon hat sich bereits die Unterstützung der Cypress-Führungsspitze gesichert und will die Übernahme bis spätestens Anfang 2020 abschließen.
Ein Händler wertete den geplanten Deal allerdings negativ für die Infineon-Papiere, denn dadurch verringere sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Chiphersteller selbst zum Übernahmeziel werde. Cypress sei zwar attraktiv, der avisierte Kaufpreis aber zu hoch. Zudem stünden Fragezeichen hinter der Finanzierung der Transaktion, fügte der Händler an. Im vorbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate verloren Infineon im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Freitag mehr als 4 Prozent an Wert.
Wirecard-Anteilsscheine (4:WDIG) profitierten vorbörslich von Aussagen von Konzernchef Markus Braun zum Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr. Auf Tradegate stiegen sie zuletzt um 1,3 Prozent. Braun hatte am Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben, dass Wircard auf ein herausragendes erstes Halbjahr 2019 zusteuere.
Die im SDax (SDAX) notierten Aktien von Isra Vision (4:ISRG) gewannen auf Tradegate 1,2 Prozent. Der Spezialmaschinenbauer steigerte Umsatz und Ergebnis im ersten Geschäftshalbjahr 2018/19 deutlich und bestätigte seine Jahresziele.