FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Aufschwung am deutschen Aktienmarkt hat sich zur Wochenmitte wegen der Hoffnung auf eine baldige Lösung im US-chinesischen Handelsstreit fortgesetzt. Der Dax (DAX) kletterte auf den höchsten Stand seit Oktober. Am Mittwochmittag notierte der deutsche Leitindex noch 1,19 Prozent im Plus bei 11 894,78 Punkten.
Laut der Finanzzeitung "Financial Times" haben die beiden größten Volkswirtschaften der Welt die meisten offenen Punkte inzwischen geklärt, eine Einigung sei in Sicht. "Ein Handelsdeal zwischen den USA und China ist definitiv positiv für die globale Konjunktur", erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Um das Wirtschaftswachstum hatten sich Börsianer zuletzt immer wieder Sorgen gemacht.
Mit den jüngsten Gewinnen knüpft der Dax an ein bereits starkes erstes Quartal an. Seit Ende 2018 summiert sich das Kursplus im Dax bisher auf mehr als zwölf Prozent. Charttechniker sehen damit einen bislang harten Widerstand gebrochen: "Die 200-Tage-Linie übersprungen und auf das alte Jahreshoch aus dem März noch ein paar Punkte draufgelegt - bessere Kaufsignale aus technischer Sicht gibt es kaum", sagte Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Marktes. Der Dax sei nun förmlich "gezwungen, weiter zu steigen."
Auch der Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) erreichte am Mittwoch ein Jahreshoch - am Mittag notierte er 1,00 Prozent höher bei 25 406,94 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um knapp 0,80 Prozent vor.
Auf Unternehmensseite notierten abermals Aktien von Autobauern als die potenzielle Profiteure einer möglichen Einigung im Zollstreit fester. Auch die Zulieferer blieben im Aufwind. An der Dax-Spitze knüpften Infineon (4:IFXGn) mit mehr als 4 Prozent Kursplus an ihren bereits starken Lauf in dieser Woche an. Ihre Kursverluste aus der Vorwoche nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung haben die Papiere des Chipherstellers inzwischen mehr als wettgemacht.
In der Gunst der Anleger standen nach einem Bericht des "Handelsblatt" über ein eventuell schon baldiges Ende der 5G-Auktion auch die Telekomanbieter. Vor allem die Papiere des Neueinsteigers 1&1 Drillisch (4:DRIG) waren gefragt, sie verteuerten sich an der MDax-Spitze zuletzt um knapp fünf Prozent. Papiere der Mutter United Internet (4:UTDI) stiegen noch etwas deutlicher. Aktien des Konkurrenten Telefonica (MC:TEF) Deutschland (4:O2Dn) verteuerten sich indes um gut ein Prozent, während Deutsche Telekom (4:DTEGn) lediglich moderat zulegten.
Neuerliche Übernahmefantasien beflügelten die Aktie von ProSiebenSat.1 (0:PSMd). Die in den vergangenen Monaten arg gebeutelten Papiere verteuerten sich um fast vier Prozent. Nach dem seit Monaten anhaltenden Kurssturz der Aktie kochen indes immer wieder Übernahmegerüchte hoch, diesmal wurde der Medienkonzern Mediaset (6:MS) ins Spiel gebracht. ProSieben.Sat.1 wollte die Gerüchte nicht kommentieren, erklärte aber in einer Stellungnahme, dass die bereits bestehende inhaltliche Zusammenarbeit mit Mediaset die "präferierte Art der Zusammenarbeit" sei.
In den hinteren Börsenreihen überzeugte der Online-Anbieter Shop Apotheke (4:SAEG) mit einem kräftigen Umsatzanstieg zu Jahresbeginn. Die Papiere bügelten an der SDax (SDAX)-Spitze mit einem satten Aufschlag mehr als 8 Prozent ihre jüngste Kursdelle nahezu wieder aus.